Di 24. Nov 2015, 16:16
Jörn hat geschrieben:Vielleicht möchte Markus zu diesem Teil mal etwas sagen? Das würde mich nämlich auch interessieren, vor allem, weil es mit einer DSLR und nicht einer speziellen Astrocam gemacht wurde.

Gruß
Jörn
Hallo,
aber gerne doch, wenn Interesse besteht:
Langbelichtete Aufnahmen mit der DSLR sind im Bereich der Astrophotographie durchaus usus, natürlich wird hier - mal wieder - hauptsächlich mit C. gearbeitet, weniger bis kaum mit N., weil N. die RAWs wohl schon preprocessed, was bei der EBV mitunter Schwierigkeiten macht.
C. ist natürlich nur so weit verbreitet, weil es halt alles Zubehör für C. gibt und eh fast jeder ne C. benutzt. (Lemming-Effekt).
Vom rein technischen Standpunkt ist Pentax aufgrund seiner hohen Sensordynamik und - vor allem bei den K5-Derivaten extrem niedrigen Asuleserauschwerte - keine schlechte Wahl in der Astrofotografie. Beispielsweise nutzt eine der besten gekühlten astronomischen Farb-CCD-Kameras den gleichen 10Mpixel-Sony-Sensor, der auch in der K10D und der K200D Verwendung findet. Dieser hat immerhin 46ke (!) full well capacity.
Nun aber zur Bildgewinnung an sich:
Man kann nartürlich nachgeführt x-mal 30 Sekunden belichten. Man sollte aber, um auch tiefe, schwache Strukturen überhaupt auf den Chip zu bringen, deutlich längere Einzelbelichtungszeiten fahren. Die hier gezeigten Bilder mit der K200 habe ich mit 400sec Einzelbelichtungen bei 800 ISO gemacht, wobei typischerweise mehrere Stunden Gesamtbelichtungszeit zusammenkamen.
Wichtig ist dann auch die Erstellung von so genannten Kalibrierbildern, die man sich als "Bibliothek" ablegen kann.
Zum einen sind das Flatfieldaufnahmen, die den Helligkeitsverlauf / Vignettierung des Systems Teleskop, Okularasuzug, Reducer, Guider und Kamera abbildet. Über diese, wird ähnlich der Vignettierungskorrektur in Lightroom das Bild von der Helligkeit her geebnet. Sie werden gegen den Himmel mit einem dünnen Papierstapel auf der Primäroptik angefertigt.
Dann die Darkframes: Diese werden mit gegebener Kameratemperatur (da die DSLR ja keine geregelte Kühlung und damit immer gleiche Chiptemperatur hat), gegebenem ISO und gegebener Belichtungszeit bei abgedecktem Teleskop durchgeführt. 15-20 Darkframes sollte man je Kombination haben, um das Rauschen bei der Darkframesubtraktion nicht über Gebühr zu erhöhen. Man legt sich in ca. 10°-Schritten (zB für +15°, +5°, -5°, -15°) zum bevorzugten ISO/Belichtungszeit (bei mir ISO800, 400sec) jeweils 2 bis 3 Dutzend Darks auf die Platte, die beim Stack mit eingerechnet werden.
Nun noch Biasframes: Temperatur egal, Teleskop abgedeckt, gegebenes ISO, kürzest mögliche Belichtungszeit. Diese Biasframes geben den reinen Sensor- und Verstärkeroffset der Kamera wieder, wenn quasi "gar nicht" belichtet wird.
Danach werden alle Bilder gestacked, d.h. zentriert und überlagert: Endbild = [Durchschnitt(alle Rohbilder) -Durchschnitt(alle Darkframes)-Durchschnitt(alle Biasframes)]/Durchschnitt(alle auf 1 normierten Flatfields)
Wird anstelle des Durchschnitts z.B. der Median bei den Rohbildern genommen, fallen Ausreisser (z.B. Flugzeugspuren oder hot- und dead pixel) komplett raus.
Das Resultat ist typischerweise ein Bild mit 16- oder 32bit Farbtiefe, das dann noch entsprehchend histogrammgestretcht werden muss, um es an den 8-bit-Ausgabefarbraum anzupassen. Das ist vergleichbar mit Tonemapping beim HDR.
Dananch kann noch über Dekonvolutionsalgorithmen etc. Detailinformation herausgearbeitet werden und über Gradientenentfernung der Himmelshintergrund geebnet werden.
Das Ergebniss sieht dann typischerweise so aus, wie die oben von mir gezeigten Bilder.
Viele Grüße
Markus