Mi 30. Okt 2024, 18:33
Tag 7 oder "Der Tag der Wahrheit"Heute also sollte es rauf gehen auf das Dach der Tour wie die Radler sagen. Der Reschenpass wartete und das hieß auf den ersten 24km 800HM zu überwinden, mit einem kleinen Schlencker von ca. 10km durch die Schweiz, da die Bundesstr die hinaufführt auf österreichischer Seite, für Radler gesperrt ist aufgrund der Menge des Verkehrs. Ich hatte ungeheuren Respekt davor. Schließlich bin ich solche Steigungen nie und nimmer gewohnt aber ich hatte mir extra eine nicht so lange Strecke ausgesucht, denn nach ca. 45km sollte ich in Südtirol auf einem Campingplatz sein. Die Höhenmeter wie gesagt sind dabei in der ersten Hälfte zu stemmen, dann geht es oben 12km flach daher und dann soll es rasent bergab gehen den Rest der Tour. Soweit der Plan.
Morgens beim Frühstück in der Pension dann PLANÄNDERUNG
Die Wirtin unterhielt sich mit dem Radler am Nachbartisch, dass die Bundesstr wegen Bauarbeiten voll gesperrt sei und daher der gesamte PKW-Verkehr ebenfalls durch die Schweiz läuft. Das fanden wir natürlich nicht wirklich toll uns die Kehren dort mit den PKW's und den LKW's teilen zu müssen. Das sahen die Schweizer ähnlich und haben die Strecke für die Dauer der Baustelle für Radler gesperrt ! Wat nu? Es gibt extra eine Ausweichrute sagte sie und zwar müssen die Radler bei der Zollfeste Altfinstermünz nicht direkt in die Schweiz sondern über den Inn, durch die Zollfeste hindurch direkt hinauf zur Bundesstr. Ich einen Blick in meinen Reiseführer "sehr steile Strecke" stand da. Na super ! Der Vorteil sei, sagte sie, dass dann oben auf der Bundesstr nur die Radler erlaubt wären und wir deshalb dort ganz entspannt bis Nauders radeln können.
Also um 8:00 aufs Rad, denn der frühe Radler kollabiert in den Kehren dachte ich bei mir
erstmal ein kleiner Blick zurück auf Pfunds; das Dorf hatte es mir irgendwie angetan und ich finde es liegt auch wirklich wunderschön dort zwischen den Bergen

#18
der Weg führt entlang des Inns auf Forstwegen bis die Feste Altfinstermünz sichtbar wird; der Name ist Programm denke ich; hier wurde jahrhunderlang im tiefen Tal mit wenig Sonne von den Tirolern die Hand aufgehalten und kräftig Zoll kassiert; was ich so gelesen habe war das über sehr lange Zeit die größte Einnahmequelle Tirols

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anstatt hier also dem Weg weiterhin direkt in die Schweiz zu folgen und nicht den Inn zu überqueren also rüber über die Brücke und durch die Feste hindurch auf die andere Seite; ich finde sie sehr schön wie sie hier ganz tief unten im Tal liegt und das glaube ich gerne, dass dort kein anderer Weg möglich war als hindurch für die Reisenden

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direkt danach lag dann der Weg vor mir hinauf zur Bundesstr. Es sind nur 1km mit nur einer Kehre aber es war hardcore kann ich sagen. Geschotterter Forstweg, d.h. schieben ging gar nicht, einfach zu rutschig mit dem ganzen Gepäck; also kleinste Übersetzung rein und im Stehen 100m gefahren und dann Atempause, denn die Beine schmerzten nach der kurzen Zeit denn dafür war meine Übersetzung nicht ausgelegt; 2-3 Gänge fehlten denke ich; außerdem hatte ich zu kämpfen damit, dass mein Vorderrad überhaupt unten blieb; so ging es in Etappen rauf auf den Hügel

es war milde gesagt wirklich sehr steil aber ich bin oben angekommen
Im Nachhinein habe ich mal nachgesehen und der Kilometer hatte durchgehend eine Steigung zwischen 15 und 20%

; nix für schlappe Waden
oben waren die weniger Radler dann tatsächlich völlig alleine auf der Bundesstr die sich dann mit ca. 6% Steigung gemächlich Kilometer um Kilometer nach oben zog; oben ergab sich dann dieser Blick auf die Feste und ich dachte "Oh Gott das ist tief und wie bin ich hier rauf gekommen?".

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danach hat es mächtig Spaß gemacht so ganz alleine auf der Bundesstr; einsam durch die Tunnel zu fahren und ein Bonbon wartete noch, denn nun war es möglich die Festung Nauders anzufahren mit dem Rad was sonst nicht möglich ist, denn die einzige Möglichkeit ist normalerweise zu Fuß oder mit dem PKW die Bundesstr. hoch; auch diese Festung musste von den Reisenden passiert werden und vielleicht wurde hier auchnochmal die Hand aufgehalten
Auf jeden Fall liegt sie toll in dieser Kurve so an den Berg geklatscht

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weiter ging es hinauf Nauders entgegen, dem letzten Ort vor der Italienischen Grenze und dem Reschenpass; wie geschrieben zog sich die Bundesstr Kehre um Kehre den Berg hinauf und es machte bei herrlichem Wetter richtig Spaß dort hoch zu radeln; Schweizausbrüche inklusive

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hinter Nauders wurde es dann nicht flacher sondern eher noch etwas steiler und zu allem Übel kam dort oben auch noch Gegenwind auf; wenn ich was hasse beim radeln dann Gegenwind und dann auch noch bergauf; aber

dachte ich, denn das Ziel war nah und was bringt es die Körner in Wut zu vergeuden also weiter die nächste Anhöhe hinauf

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der Übergang nach Italien verlief dann völlig unspektakulär und schwups ist man auch schon in Südtitol bzw in Italien; nun galt es den letzten Anstieg zu bewätigen, denn Reschen lag noch etwas höher als die Grenze und irgendwann ohne Vorwarnung und ohne Schild oder sonstwas stand ich nun auf dem Dach der Tour mit einem tollen Blick auf den Ort Reschen mit dem gleichnamigen See; irgendwie unwirklich dachte ich

und dann

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danach ging es wie gesagt flach am See entlang mit div Pausen um alles zu genießen; ich habe bestimmt 5 Pausen gemacht, denn Zeit hatte ich ja noch genug

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die letzten paar Kilometer ging es dann auf perfekt ausgebauten Radwegen in einem wilden Ritt bergab bis nach Mals, meinem Ort mit Campingplatz; es ist einfach unfassbar wie steil die Radwege sind und überall Schilder das man nicht schneller als 30km/h

fahren soll, wobei mir erst bei 45km/h

mulmig wurde

hier denkt man über Radschnellwege nach dort gibt es traumhafte Radautobahnen an Seen vorbei und durch Wälder; man fährt wie im Rausch aufgrund der Geschwindigkeit und des damit verbundenen Adrenalins

Abends gab es dann ein große Pizza bei einem Bummel durchs Dorf

#36
Strecke heute: 44km in 8:00 Std, reine Fahrzeit 3:49 Std, 810Hm rauf und 760Hm runter
Zuletzt geändert von blaubaersurfen am Do 31. Okt 2024, 09:04, insgesamt 1-mal geändert.