Hier komme ich fotografisch zu einem für mich sehr schwierigen Thema.
Schwierig deswegen, weil ich kein Freund von Fotos von "Lost places " bin, zum anderen weil ich die Gelegenheit hatte, diesen Platz am 9.3.2019 zu besuchen und ich ehrlich gesagt noch Tage später erschüttert bin über diesen wirklich verlorenen Platz an der ukrainisch-weißrussischen Grenze.
Am 26.4.1986 kam es zu diesem schrecklichen Unglück und noch 32 Jahre danach sind die Probleme riesig.
Ich habe mich deshalb trotzdem entschlossen, diese Bilder hier einzustellen. Vom fotografischen her vielleicht nicht umwerfend- dies ist zum Teil den vielen Einschränkungen geschuldet, die an diesem Ort zu beachten sind.
Man darf nichts berühren, sich nicht hinsetzen oder hinknien, oft kann man sich wegen der ununterbrochenen Warntöne des ausgeliehenen Geigerzählers nur sehr kurz aufhalten, es ist oft eng in den Gebäuden und viele Einschränkungen mehr.
Wen es interessiert: alle Fotos sind aufgenommen mit einer K3 II, Tamron 17-50, 2,8 (ich hatte noch weitere Objektive dabei, aber für Objektivwechsel ist einfach keine Zeit, zu viele Orte trotz 8 Stunden Aufenthalt).
Ein Besuch dieses Ortes ist ohne Führer nicht erlaubt, man braucht eine schriftliche Genehmigung die 10 Tage vorher beantragt werden soll (es geht aber auch später, kostet dann aber einiges mehr).
Als erstes kommt man zu Absperrung der 30 km Zone, wo man die erste Kontrolle durchläuft, Reisepass und Genehmigung vorlegen muss.

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Kurz nach durchfahren dieser Absperrung kommt man nach Tschernobyl. Das Atomkraftwerk befindet sich von hier noch 20 km weiter in Pripyat. Tschernobyl war nur der Verwaltungssitz. Hier ist das Ortsschild.

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Kurz nach dem Ortsschild kommt ein kleines Museum, in dem es eine Ausstellung zu dem Atomunglück gibt. Außen ist ein Gemälde, das den explodierenden Atomkern zeigt, darum herum viele Störche. Dies bedeutet lt. dem Künstler, dass hier keine Babies mehr geboren werden, da alle Störche vernichtet
wurden

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#4
Direkt daneben ein Denkmal des Engels mit der Posaune (nach der Johannesoffenbarung-Die Öffnung des siebten Siegels, der dritte Engel).
Und der dritte Engel blies seine Posaune; und es fiel ein großer Stern vom Himmel, der brannte wie eine Fackel und fiel auf den dritten Teil der Wasserströme und auf die Wasserquellen. Und der Name des Sterns heißt Wermut. Und der dritte Teil der Wasser wurde zu Wermut, und viele Menschen starben von den Wassern, weil sie bitter geworden waren.
Übrigens: die Übersetzung von Tschernobyl auf deutsch ist "Wermut"

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hinter dem Museum ein Weg mit Ortsschildern von allen Orten, die sich innerhalb der Zone befinden- die eingeebnet wurden oder nicht mehr besiedelt werden können.

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Das Atomkraftwerk befindet sich nicht in Tschernobyl, sondern 20 km weiter in Pripyat. In Tschernobyl lebten früher 14000 Menschen, auch heute ist Tschernobyl noch teilweise bewohnt.
Zum Betrieb der 4 stillgelegten Atomkraftwerke sind 2000 Beschäftigte nötig, somit wohnen in Tschernobyl insgesamt 4000 Personen, die hier beschäftigt sind. Es wird alles 2 Wochen gewechselt, also 2 Wochen Arbeit, 2 Wochen frei, Familienangehörige dürfen hier nicht wohnen!!!
Verpflegt werden diese Leute in Kantinen, selbst kochen ist nicht erlaubt. Auch wir haben hier gegessen, auch ein Hotel für Besucher gibt es hier, allerdings gibt es eine Ausgangssperre von 22-6 Uhr.

#8
Um das Hotel herum gibt es noch einige alte einzeln stehende Häuschen, die zum Teil einsturzgefährdet sind und nicht betreten werden sollen. Fotos sind nur durch die nicht mehr vorhandenen Fenster möglich.

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Die von uns gemessene Strahlung war im übrigen in Tschernobyl nicht höher, als die übliche natürliche Strahlung. Dies hat die Ursache auch darin, dass Tschernobyl aufgrund der damals vorherrschenden Windrichtung nur relativ schwach belastet wurde.
Weiter geht es nach Tschernobyl 2, einer Kaserne der sowjetischen Armee. Hier befindet sich eine Radarstation, die damals den Luftraum über der USA beobachtete und Raketenstarts erkennen konnte.
Der Name dieser Station war Duga (übersetzt "Specht"). Diese Station war damals ein Ärgernis für alle Kurzwellenamateure, da sie auf der ganzen Welt Frequenzen störte. Dies Anlage wurde Anfang der 90 er Jahre aufgegeben.
Der Eingang der Kaserne, überall sieht man, wie sich die Natur alles wieder holt:

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Ein Bunker und der Aufgang dazu

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Straßenschild ( die Straße ist nicht mehr erkennbar, da überwachsen)

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Irgendwelche Schilder mit militärischer Bedeutung

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Fahrzeughalle, Fahrschule, Werkstätten

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Fahrzeugteile liegen noch überall in der Gegend herum

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und hier noch Ansichten der 150 m hohen Radaranlage. Diese hatte eine Reichweite von 15000 km. Eine weitere stand in Wladiwostock und am schwarzen Meer. Der amerikanische Luftraum konnte somit komplett überwacht werden.

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und wie gesagt, die Natur holt sich alles wieder...

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weiter geht es mit Pripyat und dem Reaktor die nächsten Tage...