So 15. Dez 2024, 14:50
Im November war es endlich soweit: ein lang gehegter Wunsch ging in Erfüllung und ich war drei Wochen lang in Japan. Meine Reiseroute führte mich einmal im Kreis durch Mitteljapan, von der Landung in Tokyo in die japanischen Alpen, an die Westküste und an die Ostküste, nach Kyoto und nach Tokio vorbei am Fuji. Drei Wochen gefüllt mit wunderschönen Landschaften, riesigen Städten, kultureller Dichte und tausend neuen Eindrücken, von denen ich einige gern mit euch teilen möchte. (Natürlich habe ich mir das letzte Feedback zu Herzen genommen und werde die Chose etwas strecken entlang der Reiseorte.)
Nachdem mir nach meiner letzten Reise die K2 etwas in die Knie gegangen ist und ein Sturz aus dem Regal ihr den Todesstoß verpasst hat, war ich mit einer Pentax ME unterwegs. Auch wenn ich das Gefühl habe, dass es mir schwerer fiel, scharfe Fotos damit zu schießen, muss ich zugeben, dass es vermutlich vor allem daran lag, dass ich die ab 16.30h eintretende Dämmerung (und damit schwierigen Lichtverhältnisse) nur renitent akzeptieren konnte. "Wie schwer kann es schon sein, eine Kamera still zu halten?" ...na ja, ihr kennt die Antwort und wir werfen den Mantel des Schweigens über die zahlreichen unterbelichteten und verschwommenen Bilder. Immerhin habe ich bei dieser Reise notiert, welche Filme ich wo benutzt habe, so dass ich alle Bilder einem Film zuordnen kann. Zur Benutzung kamen:
Portra 400/160, CineStill 400, Reflx Lab 400, ColorPlus 200, Safelight 250D, Ilford Vintage Tone 400, Ilford HP5.
Alles in allem finde ich den Retro-Look der analogen Fotos jedoch ganz gut passend zu dem Retro-Vibe Japans, das ich an vielen Stellen nicht cutting-edge modern fand, sondern eher als Land, dass den Zenit der Modernisierung (zumindest im öffentlichen Raum) mehr so in den 90ern durchschritten hat.
Aber genug des Vorgeplänkels. Die Reise geht los!
STATION 1: Takayama, Ainokura, Shirakawa-goDirekt bei Ankunft habe ich mir mein 14-tägiges Zugticket geholt, um vor allem die längeren Strecken mit den Schnellzügen zwischen den verschiedenen Reisezielen zu bestreiten. Mit unendlich vielen Reisestunden im Nacken verbrachte ich die erste Nacht also in Tokio, bevor ich direkt am nächsten Morgen in Richtung Takayama aufbrach, einem kleinen Ort in der Bergregion Gifu, das mir vor allem als Ausgangspunkt für meinen Ausflug dienen sollte. Die Zugfahrt führte mich aus Tokio in die Berge, in der Ferne winkte mir der Fuji (noch ohne Schnee) zu, unzählige Reisfelder und Bergketten begrüßten mich und halfen mir, wirklich auf meine Reise anzukommen. Takayama selbst ist wirklich ganz idyllisch mit einigen historischen Straßenzügen aus der Edo-Zeit mit primär touristischen Geschäfte hinter den traditionellen Holzfassaden der niedrigen Häuser. Weil es aber schon dunkel wurde, gibt's hier keine gute Ausbeute, deshalb hier ein Symbolfoto:

#1
Ich habe schnell bemerkt, dass in Japan *alles* zur öffentlichen Teilhabe und Regulierung des öffentlichen Raums ein Job ist. Ob es an Baustellen- oder Parkhausausfahrten ist oder wie hier am Ende einer Bushaltestelle, überall findet man Ordner mit Uniformen, die den Verkehr ordnen.

#2
Takayama war nun vor allem mein Anlaufpunkt, um von dort einen Tagesausflug zu zwei Dörfern zu machen, die aufgrund ihrer sehr gut erhaltenen strohgedeckten Häuser Weltkulturerbe sind. Dabei ist Ainokura das wesentlich kleinere (und schwerer erreichbare) der beiden mit gerade einmal knapp über 20 Häusern, die teilweise auch noch regulär bewohnt sind. Die A-förmigen Dächer sollen die großen Schneemengen im Winter besser abgleiten lassen und isolieren. Doch auch wenn es just an diesem Tag zum ersten Mal in den Bergspitzen ein bisschen weiß wurde, hatten wir wunderbaren Sonnenschein und einen goldenen Herbsttag.

#3
Die Glöckchen an der Schnur entlang des Weges durch den Wald dienen der Abwehr von Wildschweinen oder Bären.

#4
Eine kleine strohgedeckte Mühle im etwas größeren Shirakawa-go, wo neben den noch bewohnten und für touristische Zwecke ausgerichteten Häusern auch ein Freilichtmuseum errichtet ist, in dem derlei traditionelle Häuser aus der gesamten Region aufgebaut wurden zum Erhalt.

#5
Blick aus einem der für Touristen offenen Häuser in Shirakawa-go. Während der Wohnaufenthalt im Erdgeschoss stattfand, waren die oberen Stockwerken (hier das 1. Stockwerk) vor allem dem Handwerk und der Lagerung vorbehalten, was auch gut so war. Aufgrund der sehr rauchigen offenen Feuerstelle im Erdgeschoss wurde es hier sehr stickig (was natürlich auch Schädlinge in den Strohdächern abhält) und recht frisch so ohne festes Schuhwerk.

#6
Blick auf Shirakawa-go

#7
Auch ein Anblick, an den ich mich gewöhnen musste: japanische Autos. In großer Zahl sind die nämlich sehr klein und boxig.

#8
Auch ein Fotofreund!

#9
Im ländlichen Raum noch viel zu sehen: Nutzgärten und das Trocknen von Rettichen oder Kakifrüchten an langen Kordeln an den Sonnenseiten der Häuser. Die getrockneten Kaki sind eine große Delikatesse und finden sich dann als "Hoshigaki" im Supermarkt wieder. Habe ich natürlich getestet, war jut jewesen.

#10
NEXT STOP: Okayama/Naoshima