So 11. Nov 2018, 21:31
klabö hat geschrieben:Schöne Fotos, die man nicht sofort mit dem Iran assoziiert, so wie wir durch die Berichte aus dem Land konditioniert sind.
Genau das ist leider das Problem. Mir ging es ja nicht viel anders.
Der nächste Tag stand zunächst im Zeichen alter Steine. Wir sind sehr früh los um der gnadenlosen Sonne und Hitze in Persepolis zu entgehen. Diese Ruinenanlage hat absolut beeindruckende Steinmetzarbeiten. Am Apadana, dem Empfangspalast, sind die Völker, die Darius Tribut zollen mussten, in einer unglaublichen Detailtreue mit ihren Geschenken dargestellt. Anhand der Kleidung und der Kopfbedeckungen lässt sich heute noch nachvollziehen, welche Völker gemeint sind. Dazu sind mehrsprachige Keilschriftinschriften erhalten.

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Man betritt und verlässt die Anlage durch das Tor aller Länder, das weithin sichtbar ist.

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Jetzt waren auch schon deutlich mehr Menschen da und wir machten die ersten Kontakte mit der Selfie-Sucht der Iraner. Immer wieder pirschten sich Iranerinnen an uns Frauen heran und wollten mit uns ein Selfie machen. Später wurde uns erklärt, dass für die Iraner unsere hellen Haare und Augen faszinierend sind.
Die Hitze und Sonne wurden immer heftiger. So sehr ich auf der ganzen Reise mit dem Kopftuch gehadert habe, so sehr war es mir hier lieb. In dieser sengenden Hitze und der knallenden Sonne war mir das luftige Tuch doch deutlich lieber als ein Käppi. Trotzdem war es sehr schweißtreibend als wir ein paar Kilometer weiter in Naqsh-e Rostam ankamen. Hier befinden sich 4 Gräber, von denen nur eines eindeutig einem König (Darius) zugeordnet werden konnte.

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Nach dieser Besichtigung war erst einmal eine lange Busfahrt (im klimatisierten Bus - juchu) durch die Wüste nach Yazd angesagt. Hier kamen wir dann am Abend an. Durchgeschwitzt und völlig erledigt lief außer Duschen nicht mehr viel.
Nun stand Yazd auf dem Programm. Start war die Freitagsmoschee. Auch hier waren es wieder die Fliesendekore und die Deckengestaltungen, die mich in ihren Bann gezogen haben.

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In der Moschee lagen überall diese kleinen Steinchen herum. Auf unsere Nachfrage erklärte unser Guide, dass der schiitische Islam Gebetssteine verwendet. Diese werden auf den Boden gelegt und der Beter stützt sich mit der Stirn darauf auf, wenn er sich im Rahemn des Gebets verneigt. Spätestens hier wurde uns klar, dass sich der schiitische Islam sich in einigen Punkten deutlich vom sunnitischen Islam unterscheidet. Besonders auffallend war für uns, dass es von den Minaretten kaum laute Gebetsrufe gab.

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Yazd ist auch das Zentrum der Zoroastrier, der Feueranbeter. Im Feuertempel bekamen wir eine faszinierende Führung und Einblick in den zoroastrischen Glauben. Der Glaube wird von den Grundsätzen "gut denken, gut reden und gut handeln" bestimmt. Verehrt werden die 4 Elemente, die nicht verunreinigt werden dürfen. Deswegen ist das Heilige Feuer auch durch eine Schutzscheibe von den Besuchern getrennt.

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Im Dowlatabad-Garten machten wir Bekanntschaft einer absolut umweltfreundlichen Klimaanlage: den Windtürmen. Yazd ist eine Wüstenstadt. Obwohl wir Anfang Oktober da waren, waren es immer noch über 30 Grad. Die Windtürme sind so genial konstruiert, dass sie jeden Windhauch einfangen und nach unten in das Haus leiten. Wenn man direkt unter dem Turm steht, merkt man den enormen Windzug. Der wurde dann noch über Wasserbecken im Haus geleitet. Fertig war die Kühlung ohne Strom.

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Auf dem Rückweg zum Bus kamen wir an alten Häusern mit zwei Türklopfern vorbei. Wozu zwei? Die Klopfer sind unterschlich schwer und erzeugen so einen unterschiedlichen Klang. Der leichtere von beiden war für die Frauen, der andere für die Männer. So konnte Frau, je nach Klang des Klopfens unterscheiden, ob ein Mann oder eine Frau vor der Tür stand und sich entsprechend kleiden (verhüllen).

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Unser Tag endete bei den Türmen des Schweigens. Da nach dem Zoroastrischen Glauben die Erde nciht verunreinigt werden darf, konnten Verstorbene auch nicht in der Erde bestattet werden. Statt dessen brachte man sie nach den notwendigen Ritualen auf einen Turm des Schweigens. Dort wurden sie aufgebahrt. Nachdem die Geier ihr Werk getan hatten, wurden die abgeweideten Knochen in einer Grube mit Kalk bestreut. Für uns war da schon eine etwas gruselige Vorstellung. Heute ist diese Praxis aus hygienischen Gründen verboten. (Zum Glück: unser Hotel lag genau daneben...) Dafür kann man jetzt die Türme besteigen. Wenn man die (für meine Größe) mörderisch hohen Stufen geschafft hatte, wurde man mit einem Ort von ganz besonderer Ausstrahlung belohnt.

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