So 25. Nov 2018, 10:15
Die letzte Etappe unserer Reise führte uns über Natanz und Kashan nach Teheran.
Als wir uns Natanz näherten kam seitens des Guides die eindringliche Warnung, sämtliche Kameras unsichtbar zu halten und keine Fotos aus dem Bus heraus zu machten. Bie Natanz befinden sich die unterirdischen Uran-Aufbereitungsanlagen. Die Autobahn ist gesäumt mit Wachtürmen und Flugabwehrgeschützen. Sehr unheimlich ...
In Natanz selbst findet sich eine schöne Freitagsmoschee mit einem ehemaligen Derwischkloster. Heute ist in dem Kloster ein Mausoleum für einen örtlichen Sufi-Heiligen.

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Neben den schönen Kaligrafien am Portal ist die Decke im Mausoleum das Highlight.

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Tagesziel war heute Kashan. Das Aushängeschild des Wüstenortes sind u. a. die Privathäuser der wohlhabenden Händler aus dem 19. Jh. Und wo sich Touristen finden, ist natürlich ein guter Standpunkt für das rollende Café. Die Kaffeetrinker haben es im Iran echt schwer. Dort wird Tee getrunken. Kaffee gibt es in der Variante löslicher Kaffee und das wars dann auch schon. Mit den rollenden Cafés, die echten Kaffee verkaufen, wurde ein Volltreffer gelandet.

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Frisch gestärkt ging es dann zum Borujerdi-Haus. Von den drei Bereichen, die ein traditionelles iranisches Haus ausmachen, ist der Teil, der für die Besucher des Kaufmanns zugänglich war, heute für alle offen.

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Den Tagesabschluss bildete der Fin-Garten. Dieser wurde auf Geheiß von Schah Abbas I angelegt und ist einer der letzten bis heute bestehenden Gärten, die streng nach dem Konzept des klassischen Paradiesgarten gestaltet sind. Am höchsten Punkt des Gartens quillt ein artesischer Brunnen aus dem Boden. Dieser versorgt über ein Netz von Kanälen den Garten und die gesamte Region mit Trinkwasser.
Der Garten war auch der Schauplatz eines hinterhältigen Verbrechens: 1852 wurde dort Amir Kabir, der vom Volk geliebte und am Hof gehasste Premierminister und Reformer auf Befehl des damaligen Schahs im Badehaus ermordet. Heute wird die Stelle und der "Original-Blutfleck" den Besuchern vorgeführt und die Tat mit Wachsfiguren nachgestellt.
Der Fin-Garten ist für Iraner ein beliebtes Ausflugsziel. Deswegen war es dort auch tatsächlich mal etwas voller.

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Gegen Abend wurde es dann etwas ruhiger, so dass wir die Atmosphäre noch etwas genießen konnten.

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Die Reise neigte sich dem Ende entgegen. Von Kashan aus ging es an Qom und am Rande der Salzwüste vorbei nach Teheran. Die Stimmung in dieser Großstadt ist nach meinem Empfinden völlig anders als in den großen Städten im Süden. Hier geht es viel hektischer zu. Der Süden gefiel mir besser.
Erstes Ziel war der Golestan-Palast. Dieser diente sämtlichen Königen der Qadscharen-Ära als offizieller Amts- und Wohnsitz. Entsprechend prunkvoll ist die Anlage und Ausstattung. Erst der Reza Shah und sein Sohn nutzten ihn nur noch für Empfänge und festliche Zeremonien.
Der Golestan-Palast liegt in einem Viertel, in dem sich Regierungsgebäude und Gerichte aneinander drängeln. Auch hier kam die Warnung des Guides, keine Fotos zu machen. Auf dem Palastgelände war das jedoch wieder erlaubt.
Mein Vater hatte in den 60er Jahren Bekanntschaft damit gemacht, was passiert, wenn man trotzdem fotografiert. Er war als Soldat bei der Erprobung der Transall beteiliigt. Er war mit mehreren Kollegen in Teheran unterwegs während sie auf ein Ersatzteil für das Flugzeug warteten. Einer der Kollegen fotografierte und prompt wurden sie festgenommen. Das war wohl doch etwas Aufwand mit Militärattaché und Botschafter, bis sie wieder freikamen. Mein Vater erkannte den Golestanpalast auf dem Foto, das ich ihm per Whats App schickte, jedenfalls sofort. Viel mehr hat er nicht von Teheran gesehen ...

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In den prunkvollen Räumen (wie man die findet ist echt Geschmackssache) hat man den verschollenen Pfauenthron nachgebildet und man stellt die Geschenke, die bei Staatsbesuchen überreicht werden, aus. Auch die sind, so kostbar sie auch sein mögen, Geschmackssache.

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Vom Golestanpalast aus ging es zum Nationalmuseum. Mit diesen beiden jungen Damen vor der Tür haben wir echt Spaß gehabt.

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Im Museum sind Stücke aus dem antiken Iran ausgestellt. Wirklich sehr sehenswert. Erst recht, wenn man bedenkt, auf welchem Stand wir zu der Zeit waren.

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Auf der Rückfahrt zum Hotel erhaschten wir einen Blick auf die schneebedeckten Gipfel des Elburs-Gebirge und bewunderten unseren Busfahrer in dem Verkehr.

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Der letzte Tag der Reise. Auf dem Programm standen die Saadabad-Palastanlagen im Norden der Stadt, die von Reza Shah für Amts- und Wohnzwege benutzt wurden. 18 Einzelpaläste sind über das 110 ha große Gelände verstreut. So wirklich beeindruckt haben die mich nach den wunderschönen Moscheen, die wir gesehen haben, aber nicht.

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Nach der Besichtigung des grünen und weißen Palastes folgte eine abenteuerliche Busfahrt zurück in die Stadt zum Tajris-Bazar. Um Zeit zu sparen (und damit wir mehr Zeit zum Bummeln haben), fuhr der Busfahrer kurzerhand einfach entgegen der Fahrtrichtung in eine Einbahnstraße. Der Assistent des Busfahrers stieg aus, schob den Polizisten, die dort standen etwas zu und schon wurden wir von der Polizei eskortiert - entgegen der Fahrtrichtung - zum Bazar gebracht. Ohne Worte...

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Der allerletzte Programmpunkt dieser wunderbaren Reise war dann nur noch der Rückflug nach Deutschland.
Was bleibt?
Der Iran ist ein Land mit einer sehr reichen Kultur und Vergangenheit. Vor allem in Isfahan fühlte ich mich oft wie in 1001 Nacht.
Ich habe den Iran als ein Land mit unglaublich freundlichen Menschen kennengelernt, die Meister im Umgehen von staatlich auferlegten Regeln sind. Internet ohne Zensur Satellitenfernsehen, Alkohol - alles, was die Mächtigen nicht wollen, gibt es trotzdem.
Ja, die Iraner sind Selfie-Verrückt und ja, wirkliche viele Iranerinnen lassen sich die Nasen operieren und laufen dann mit den Pflastern auf der Nase herum.
Aber auch:
Die Menschen leiden unter der Isolierung, die der Iran seitens der Weltgemeinschaft erfährt. Die Währung ist einer enormen Abwertung und Schwankung ausgesetzt, was es für die Iraner schwer macht, vorzusorgen.
Das Kopftuch ist mehr als lästig. Viele Iranerinnen hadern damit und es rutscht immer weiter nach hinten.
An bestimmten Stellen im Land merkt man auch als Tourist die Präsenz der Machthaber und die bestehenden Verbote.
Würde ich noch einmal in den Iran reisen?
Ganz eindeutig ja! Wenn ich in ein solches Land reise, weiß ich, dass ich mich als Gast an bestimmte Spielregeln halten muss. Das erwarten wir von den Gästen in Deutschland auch. Ich habe mich nicht ein einziges Mal unsicher oder gefährdet gefühlt. Ich kann nur jedem, der die Gelegenheit zu einer Reise dorthin hat, raten, es auch zu machen.