Mo 12. Nov 2018, 19:53
In Yazd blieben wir nur für eine Nacht. Nun ging es über Nain nach Isfahan. Nain ist für seine Teppiche berühmt. Aber dort gibt natürlich auch eine Moschee. Die Freitagsmoschee aus dem 10. Jh ist an den Säulen und der Qibla-Wand sowie der Halle davor mit wunderschönen Stuckarbeiten verziert.

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Und wo nicht mit Stuck verziert wurde, sind die Ziegel einfach nur schön gemauert. Fliesendekore gab es hier nicht. Die hätten aber auch gar nicht dazu gepasst.

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Als wir noch ein wenig durch den Ort geguckt haben, trafen wir dieses junge Pärchen. Es hat, vor allem uns Frauen, immer wieder fasziniert, wie man mit einem Tschador auf einem Motrorrad fahren kann.Frauen durfen zwar nicht selbst fahren, aber ich finde das auch schon als Sozius schwierig genug. Dieses 125er Motorrad sieht man überall im Straßenbild. Die maximale Beladung, die wir gesehen haben, war: vorne ein kleines Kind, dann der Vater als Fahrer, dann eine kleine Tocher und ganz hinten die Mutter im Tschador.

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Wir kamen schließlich nach Isfahan. Der Verkehr im Iran ist mörderisch. Angeblich soll es Verkehrsregeln und sogar eine Führerscheinprüfung geben - aber uns hat sich das alles nicht so ganz erschlossen. Ampeln werden nicht beachtet, man fährt, wo man will, Motorräder fahren auch mal gegen die Fahrtrichtung und Zebrastreifen sind anscheinend ein Lockmittel für Selbstmörder. Da wird eher noch einmal Gas gegeben, statt anzuhalten. Wenn wir irgendwo über ein Straße mussten, ist immer gleich der zweite Busfahrer ausgestiegen und hat sich mit einer Kelle todesmutig mitten auf die Straße geworfen, damit wir rüberkamen.

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Nun, wir hatten es heil geschafft und standen nun vor der Vank-Kathedrale, einer armenischen Kirche. Von der Straße aus relativ unscheinbar, aber immerhin mit Glockenturm.
Im Iran dürfen andere Religionsgemeinschaften ihren Kult ausüben, solange sie nicht missionieren (oder den Bahai angehören). Das Missionierungsverbot geht soweit, dass es Iranern verboten ist, das Gelände der evangelischen Gemeinde in Teheran zu betreten um z. B. dort ein Konzert zu hören.

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Im Inneren der Kathedrale finden sich Fresken biblischer Geschichten in Kombination mit der orientalischen Ornamentik. Eine ziemlich spannende (Geschmacks-)Sache.

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Anschließend wurde das Programm geändert und wir sind zur Freitagsmoschee von Isfahan gefahren. Zum Glück. Am kommenden Tag kam nämlich überraschend ein hoher Geistlicher und die gesamte Moschee wurde einfach mal so für alle Besucher gesperrt.
Hier treffen mehrere Baustile aufeinander. Der älteste Teil ist wieder von Ziegeln, Ziegelmustern und Stuck dominiert. In diesen Teil sind auch während des irakisch-iranischen Krieges Scud-Raketen eingeschlagen.

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Und dann tritt man in den Innenhof. Wahnsinn. Die Moschee hat vier Iwane und jeder ist anders gestaltet und dekoriert. Und die Herren Chamenei und Chomeni wachen natürlich über alles. Die schwarzen Bänder oben an den Minaretten sind das Zeichen, dass wir im Muharram da waren. Das ist der Tauermonat, in dem der Ermordung des dritten Imams Hossein in der Schlacht von Kerbala gedacht wird.

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Nach dem Abendessen in einem traditionellen persischen Restaurant wollten wir natürlich auch das Nachtleben etwas kennen lernen. Also bin ich zu 33-Bögen-Brücke gegangen. Die ist ein Treffpunkt vor allem für die Jugend. Hier wird gequatscht, flaniert, Shisha geraucht und - obwohl natürlich verboten - in einer der etwas dunkleren Ecken auch mal geschmust. Hier haben wir übrigens tatsächlich auch mal Religionspolizei gesehen.

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Interessant fanden wir auch die Schaufenster. So wirklich islamisch kam die Mode mit den Ausschnitten nicht vor. Und das Ganze dann noch im Schaufenster. ES gab auch Geschäfte, die nur scharze Stoffe für den Tschador verkauft haben. Ich hätte nie gedacht, dass schwarz nicht gleich schawrz ist und die Iranerinnen sogar mit dem Tschador ein modisches Statement setzen wollen.
Hier trafen wir dann auch auf eine junge Familie, die uns gleich in ein Gespräch verwickelte. Als dann die kleine Tochte ihre Englischkenntnisse an den Mann bringen sollte, hat sich die Kleine rundheraus geweigert. Ich fand das richtig gut, dass sogar die Mädchen schon ein Selbstbewusstsein entwickeln.

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Zuletzt geändert von Susmusik am Mo 12. Nov 2018, 20:18, insgesamt 1-mal geändert.