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Noch eine kleine Episode. Georgien hat landschaftlich und kulturell viel, wirtschaftlich dagegen nur sehr wenig zu bieten. Letzteres ist der Grund dafür, dass das Land in weiten Teilen daniederliegt. Vielerorts hat man aufgehört (oftmals aber auch erst gar nicht damit begonnen) Energie dafür aufzuwenden, die vorhandenen Wunden zu lecken. Sie sind für jedermann sichtbar, da offen, teils verkrustet, in keinem Fall aber geheilt. Seit dem Niedergang des sowjetischen Imperiums hat man die Industrie, die es mancherorts im Kleinen gegeben haben mag, vollständig verloren. Alte Industriegebäude liegen brach. Eine weitere Säule, die man jahrelang als tragendes Element im Staate aufzuweisen hatte, der Tourismus, in erster Linie für die benachbarten Russen, die gerne am schwarzen Meer in Georgien urlaubten, ist weggebrochen, spätestens nachdem Russland 1991 durch einen Krieg Abchasien – am schwarzen Meer gelegen – dem georgischen Staat entrissen und sich somit selbst ein großes Stück vom Schwarzmeerstrand samt Sonne besorgt hat.
Was am schwersten wiegt, ist sicherlich, dass Georgien für die Russen lange so etwas wie für uns Italien war. Wenn man bei gutem Wein und Essen sitzen wollte, reiste man ins schöne Georgien. Und wenn man nicht reisen wollte, servierte man die feinen Leckereien eben zuhause, aus Georgien importiert. Noch heute beobachte ich das Phänomen, dass z.B. bei meinem Lieblingsgeorgier in Nürnberg das ganze Restaurant immer voller Russen ist. Sie lieben bis heute die georgische Küche.
Seit dem letzten Krieg mit Russland 2008, in dem sich Russland nach – man muss es angesichts der aktuellen Ukrainekrise so sagen – altbekanntem Muster weiter ausgebreitet hat (wenngleich es sich bei Abchasien und Südossetien offiziell nun ja um unabhängige Republiken handelt), sind auch die bis dahin noch guten wirtschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern enorm eingeschränkt. Darunter leidet natürlich in erster Linie Georgien. Der gute georgische Wein, der ganze Stolz der Nation, wurde lange Zeit in erster Linie nach Russland geliefert, nach dem Krieg wurde die Einfuhr durch Russland verboten. Seitdem versucht man sich auf dem internationalem Parkett ein Stück vom Weinkuchen zu sichern, mit wohl eher mässigem Erfolg, da hierfür weiterhin erst Strukturen aufgebaut werden müssen. Zudem zählen in Westeuropa wohl immer noch "Franzosen und Italiener" als "richtige Weine", wohingegen georgische Weine landläufig als Exoten und damit minderwertig eingestuft werden dürften.
Eine Art den georgischen Wein zu promoten, habe ich bei meinem letzten Besuch direkt am Flughafen kennenlernen dürfen. In anderen Ländern ist der Sicherheitscheck bei der Einreise meist nicht mehr als einfach nur nervig. In Georgien haben die Sicherheitsbeamten, die den Reisepass zu jener Zeit kontrollierten, gleich noch einen Stapel Weinflaschen hinter sich stehen gehabt. Jeder Einreisende Ausländer erhielt als Präsent des georgischen Staates eine Flasche georgischen Wein überreicht. Wie nett!
Einerseits eine nette Promo. Andererseits fragt man sich, ob das in diese Marketingaktion investierte Geld nicht doch anderweitig besser aufgehoben wäre. Darüber kann man sich streiten, vielleicht auch nicht.
Einreisende Georgier gingen übrigens leer aus. Die Weinflaschen waren nur für Ausländer wie mich gedacht.
Man achte auf die Angabe des Weinproduzenten...
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Rückseite mit den Informationen zu Wein und Land
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Hier ein Blick in den Keller eines georgischen Weinguts. Der Wein wird im Keller in Fässern gelagert und umhegt...
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In Deutschland beziehe ich meinen georgischen Wein übers Internet von darauf spezialisierten Händlern. Z.B. hier:
http://www.grusignac.deIch bin kein großer Weinkenner, mag's also gerne lieblich.
In Georgien trinkt man neben dem trockeneren Saparavi gerne liebliche Weine, vielleicht sogar hauptsächlich? Das kommt mir entgegen.
. Meine Favoriten sind Kindzmarauli und Khvanchkara (letzterer soll auch der Lieblingswein Stalins – wir erinnern uns, ein Georgier - gewesen sein => ob das mal eine gute Werbung ist...).
So genug der georgischen Weinkunde. Ich dachte mir nur eben, Georgien ohne Blick auf den Wein, das geht nicht.