Di 14. Feb 2017, 23:44
Weiter geht es nach Grytviken, einer weiteren ehemaligen Walfangstation. Diese wurde von dem norwegischen Kapitän Larsen gegründet. ( Nach diesem ist im übrigen auch das Larsen-Schelfeis benannt, an dem demnächst ein riesiger Eisberg abbricht). Die Lebensleistung von Larsen war wohl nicht so bedeutend, dass man nach ihm geologische Punkte benennen muss oder ihn irgendwie öffentlich ehren müsste. Er gründete auf jeden Fall die Walfangstation Grytviken, hier arbeiteten 400 Männer an der Zerlegung der gefangenen Wale. Für Larsen war dies eine Goldgrube: auf das von ihm eingesetzte Kapital erzielte er eine Verzinsung von 75 % pro Jahr !!!!. Hier ein Blick auf Grytviken bei der Einfahrt in die Bucht.

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Am Eingang der Bucht geht es noch am King Edward Point vorbei; der Hauptstadt von Südgeorgien. Hier leben im Winter ca. 15 Leute in einer Forschungsstation. Im Sommer sind es ca. 200: Vertreter der englischen Krone mit Familie; Postangestellte die den Schiffstouristen Postkarten, Briefmarken und Andenken verkaufen und das kleine Museum in Schuss halten, und Zoll und Militär (Marine). Letzteres deswegen, weil hier die illegale Fischerei insbesondere durch bekannte asiatische Staaten überhand nimmt. Mit den illegalen Fischern wird kurzer Prozess gemacht: es wird eine Strafe festgesetzt, wenn bis zu dem festgesetzten Zeitpunkt nicht bezahlt wird, sprengen sie das beschlagnahmte Schiff in die Luft. Die Crew des Schiffes kann zusehen, wie sie auf eigene Kosten heimkommen oder geht in den Knast.

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Wie gesagt, auch Grytviken ist eine Walfangstation, aber hier ist vorbildlich alles aufgeräumt (im Gegensatz zu Stroemnes)- auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht. Aber hier gehört es so, wie ich mir es für einen historischen Ort vorstelle. Ohne Giftstoffe o.ä.

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Schwanzflosse eines Wales. Hier in Grytviken liegen noch überall Walknochen herum, genauso wie in anderen Walfangstationen auch. Am Anfang wurden nur die Speckschicht abgetrennt und zu Öl verarbeitet. Der Rest blieb liegen. Dies hatte zur Folge, dass es im Sommer stank, dass es nicht zum Aushalten war; erst dann wurden Wale vollständig verarbeitet.

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Hier in Gritvyken ist auch das Grab von Ernest Henry Shackleton. Meiner Meinung nach von den 3 großen Polarforschern – Nansen, Amundsen;- Shackleton ist er für mich der größte.
Er hätte 3 Jahre vor Amundsen den Südpol erreichen können, allerdings hätte keiner den Rückweg überlebt- er ist ca. 100 km vor dem Südpol umgekehrt und seine Leistung mit der Endurace sind wohl einmalig. Wen es interessiert, möge es bei Wikipedia nachlesen.
Er ist hier 1922 gestorben. Sein Wunsch war, dass man an seinem Grab einen Whiskey auf ihn trinkt- haben wir gemacht und wie der Brauch ist auch die Reste auf das Grab geschüttet

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Sehr interessant fand ich hier die ganzen Schiffe, Verarbeitungsmaschinen zur Verarbeitung der Wale. Alles gut erhalten und eine Mahnung, dies nicht zu wiederholen.

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Auf einem Schiff war noch die Harpune monitert

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Hier seht ihr auch noch die kleine Kirche aus dem Jahr 1913. Diese ist noch in Betrieb und Hurtigruten sagt, dass sie hier auch Hochzeitsfeiern schon organisiert hat. (Wer es sich leisten kann- die billigste Innenkabine kostet bei Einzelbelegung nach Katalogpreis für diese Reise 17.000 €, bei Doppelbelegung 20.000 €, bei Vierfachbelegung 30.000 €--also viele Verwandte kann man sich nicht mitnehmen und der Pfarrer will wahrscheinlich eine Einzelkabine)

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In der Kirche ist Kapitän Larsen begraben…

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…und Nan Brown, die Frau eines Funkers in der Forschungsstation, die ein sehr interessantes Buch über ihren Aufenthalt von 1954-1957 geschrieben hat ( „Eine antarktische Hausfrau“)
…

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Interessant ist auch zu sehen, welche Bücher in der Kirchenbücherei stehen und was damals zwischen 1905 und 1965 gelesen wurde...

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…dann gibt es noch eine Poststation ohne WLAN oder Telefon, Postkarten nach Deutschland dauern 6 Wochen (wir dachten schon, dass diese auf dem Müll gelandet sind). Interessant sind die Leerungszeiten und die Hinweise auf den nächsten Briefkasten: Falkland ist 1500 Km entfenrnt, genauso weit sind die Südorkney Inseln (Signy Island) und Port Lockroy dürft 2000 Km weg sein.

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Ach ja, Tiere gibt es auch…
Die Küstenseeschwalbe, die jedes Jahr 36000 Km von der Arktis in die Antarktis und zurück fliegt.

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Mähnenrobben, die wegen ihres Fells seit dem 19. Jahrhundert so verfolgt wurden, dass sie als ausgerottet galten. Erst Anfang der 1970 er Jahre tauchten sie wieder in Südgeorgien auf und vermehren sich sehr gut. Mit diesen Tieren ist übrigens nicht zu scherzen -Mindestabstand 25 Meter, die können jemand ziemlich zurichten und sind an Land kurzeitig bis zu 40 Km/Std
Schnell abhauen ist sinnlos

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Und natürlich auch Königspinguine und Seeelefanten.

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Auch Skuas sind schön...

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... und noch ein Tier, welches mir sehr am Herzen liegt und ich nicht die Hoffnung hatte, es zu sehen. Eine unscheinbare Spitzente. So gut wie ausgestorben in freier Wildbahn. In Südgeorgien wurden vor 150 Jahren schon Ratten eingeschleppt. Diese machen der einheimischen Vogelwelt sehr zu schaffen; sie fressen die Eier und Jungtiere bei lebendigem Leib.
Seit 2015 läuft num, da die Rentiere weg sind, die Rattenvernichtungsaktion; diese wird noch längere Zeit dauern und es sind noch Aufwendungen von ca. 20 Mio Euro nötig. Ob sie erflogreich sein wird, wer weiß. Zumindest gibt es Nachrichten, dass sich seltene Vögel wieder vermehren. Diese Spitzente ist ein gutes Zeichen. um das Überleben ihrer Art zu retten, wurden Exemplare eingefangen und werden in England vermehrt und ich habe ein wildes Exemplar gesehen

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Und weiter geht es Richtung antarktischem Festland…

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… bis zur Durchsage auf dem Schiff mit 2 schlechten Nachrichten. Ab abends und die ganze Nacht bist nächsten Vormittag wird mit Wellen von 8m Höhe gerechnet.
Des weiteren gibt es südlich von Deception Island auf den Südshetlandinseln keine Anlandungsmöglichkeiten wegen Treibeis. Sie haben gerade mit der Midnatsol von Hurtigruten und der Ortelius von Oceanwide telefoniert, die geben die Suche auf . Die Poststelle von Port Lockroy ist unbesetzt, weil niemand durchkommt. Als Ersatzprogramm werden wir Inseln im nördlichen Weddellmeer anfahren (sofern dies möglich ist, hier war dieses Jahr noch kein Schiff und sofern sie die nötigen Genehmigungen bekommen)….
Zuletzt geändert von gerhard57 am Mi 15. Feb 2017, 09:54, insgesamt 2-mal geändert.