Eigentlich war meine AD/D-Serie ja schon beendet. Allerdings gibt es in Dubai nicht nur Elend und Übel, daher kann ich diesen Eindruck nicht so stehen lassen. Die Stadt hat auch ihre Schokoladenseite. Braun und klebrig aber süß. Allerdings nur, wenn man es sich auch leisten kann.
Doch ausgerechnet diese Fotos durfte ich zunächst nicht zeigen. Ein mächtiges Konsortium aus global agierender Interessensgruppen, darunter das Greedy Estate Impertinence Lout of Material Asholes Team (GEILOMAT), die Kind of Rigeros Anti Social Society Alternative (KRASS Alter) sowie die Vereinigung Gewissenloser Politiker, Gesichtsloser Banker, Gerissener Rechtsanwälte und Geldgeiler Immobilienspekulanten (VGPGBGRGI), verbot mir, die heiklen Bilder zu veröffentlichen. In der Begründung hieß es, man befürchte weltweite Unruhen und Aufstände, besonders von Menschen mit gelbe Westen, wenn bekannt würde, unter welch paradiesischen Zuständen die oberen Zehntausend ihr Dasein zelebrieren. Man drohte mir eine drakonischer Bestrafung mittels
an, was auf blasengepeinigten Fußsohlen besonders schmerzhaft ist.
Doch wüste Drohungen fordern nur den Rebellen in mir heraus. Da werde ich sofort zum Revolutionär, hole die gelbe Warnweste aus dem Kofferraum und leiste energischen Widerstand. Ich überließ ihnen einfach die Wahl: Entweder ich zeige hier die paradiesischen Zustände der Creme de la Schokocreme, oder ich veröffentliche die geheimen Fotos vom Rosswell-UFO-Absturz, die Making-Of-Bilder der angeblichen Mondlandung sowie Sexfotos von Angelina Jolie mit dem Papst.
Da die nun wirklich keiner veröffentlicht sehen will, gaben sie nach und erteilten mir zähneknirschend die Genehmigung.
249. Um die edlen Plätze zu finden, muss man Dubai Marina erst mal verlassen, mit seinen lärmigen Seeleuten …

250. … und den billigen Absteigen für Massentouristenhaltung und Exilrentner. Wie üblich tat ich das zu Fuß und legte an diesem Tag ungeplant rund 30 Kilometer zurück.

251. Hier kann man sehr schön die gewaltigen Ausmaße der Stadt abschätzen. Kamerastandpunkt ist der Übergang zwischen Festland und der palmenförmigen Insel, die künstlich im Meer angelegt wurde, und die sich links außerhalb des Bildes befindet. Leicht links von der Bildmitte sehen wir das berühmte Edelhotel Burj Al Arab („no booking – no looking“), bei dem eine Übernachtung mehrere tausend Euro kostet. Und leicht rechts von der Bildmitte ist gerade noch so die dünne Nadel des Burj Khalifa zu erkennen.

252. Beispiel aus dem Lehrbuch „Wie verschrecke ich Investoren schnell und zuverlässig“, Abschnitt Immobilien: „Bauen sie möglichst hochwertige Wohnhäuser. Nach dem Verkauf der Apartments stellen Sie eine Erdölverarbeitungsanlage direkt vor das Gebäude und lassen sie die beim Abfackeln der dabei anfallenden Gase entstehenden Rauchschwaden möglichst rund um die Uhr in Richtung Balkone ziehen.“

253. Blick vom Stamm der Palme in Richtung Spitze.

254. Bei meinem zweiten Besuch 2012 ging ich auf dem sogenannten Crescent, dem Außenring, der die Palme umschließt, spazieren. Damals, aus der Ferne, verglich ich diese Gebäude herablassend mit Berlin-Marzahn. Aber aus der Nähe betrachtet, sind die Mehrfamilienhäuser gar nicht so übel. Auf der Rückseite haben sie einen für die Öffentlichkeit unzugänglichen Privatstrand. Natürlich mit Blick auf die besser Betuchten, das weckt den Sozialneid und fördert den Ehrgeiz, sich mehr anzustrengen.
Hier wohnen diejenigen, die sich vom gemeinen Bauarbeiter oder Kellner zum Buchhalter, Friseur oder Telefondesinfizierer hocharbeiten konnten:

255.

256. Hier wohnen sie, die Schönen und die Reichen, also Barbie, Ken und die Panzerknackerbande. C-Promis wie die Beckhams (die ärgern sich bestimmt, wenn sie das lesen) und der in Indien allseits beliebte Shah Rukh Khan haben hier ihre Villa. Beaves und Butthead sind eher in Dubai Marina anzutreffen, auf der Partymeile.

257. Selbstverständlich gibt es hier ausreichend Parkplätze:

258. Für die folgenden vier Fotos schlüpfte ich verbotenerweise durch eine Lücke im Bauzaun. Wäre ich erwischt worden, würde ich jetzt als Handpuppe arabische Kinder bespaßen.

259. Zu dumm nur, dass da hinten links die kostspielige Aussicht zugebaut wird. Dabei war die Hütte, in der die Bewohner alle hocken, wie die Hühner auf der Stange, so wahnsinnig teuer!

260. Ja, für so was muss ein Ex-BWL-Student bei uns in Deutschland viele Jahre lang Kunden bescheißen.

261. Dagegen war der Garten Eden nur ein muffiges Treibhaus.

262. An der Spitze der Palmeninsel steht das Hauptquartier der oben erwähnten Lobbyistenvereinigungen. Dort treffen sich die Reichen und Schönen, um sich neue Gemeinheiten für das Volk auszudenken. Das Gelände ist nur mit der Magnetschwebebahn erreichbar, eine Fahrkarte kostet 1 Million Dollar, somit wird sichergestellt, dass nicht auch Krethi und Plethi sowie Hinz und Kunz dort anlanden und mit unverschämten Gehaltsforderungen die sommerliche Stimmung kippen. Auch das Hinüberschwimmen ist nicht zu empfehlen, denn das Wasser ist haifischverseucht, und Ihr wisst ja inzwischen, wie die Biester drauf sind.

263. Doch das ist noch gar nichts. Die richtig Reichen leben selbstverständlich nicht in so einem versumpften sozialen Brennpunkt. Die leben auf der Insel „Le Pavilion“, die nur schwer zu finden ist, denn sie verbirgt sich weit hinter den Hochhäusern von Dubai Marina in einem abgelegenen, durch mehrere Highways abgetrennten Gebiet. Allein schon diese zu überqueren ist höllisch gefährlich.
Dort leben die wirklich Reichen und Schönen, die auf die anderen Reichen und Schönen von der Palmeninsel nur mit Spot und Verachtung hinabblicken. Die Insel ist auf keiner Karte verzeichnet, total abgeriegelt und scharf bewacht, elektronische Sensoren registrieren jeden Eindringling, ein Durchkommen absolut unmöglich. Mächtig gewaltig!

264. In dem die Insel umgebenden Gewässer tummeln sich gefräßige Piranhas in Caipirinha. Besoffen sind sie doppelt so gefährlich. Und wenn sie keine neugierigen Touristen fressen, zerfleischen sie sich selbst.

265. Einige wenige Brücken führen über das Wasser, …

266. … doch bedauerlicherweise sind die Übergänge zugemauert:

267. Das Gras auf der anderen Seite sieht nicht nur grüner aus, es ist auch tatsächlich grüner:

268. Und jene, die leider draußen bleiben müssen, werden stets daran gemahnt, dass der Weg nach ganz oben sehr beschwerlich und holprig ist.

Zur Fortsetzung
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