Mo 7. Jan 2019, 17:57
Das wichtigste Heiligtum des Islam liegt bekanntlich in Mekka, wo jeder Muslim, der es sich leisten kann, wenigstens einmal im Leben hingepilgert sein sollte.
Bis das soweit ist, können zumindest die Emiratis zum wichtigsten Heiligtum der Emiratis pilgern, der Scheich-Zayed-Moschee (da ist er wieder – der beliebte Scheich!), die im Gegenteil zum Heiligtum von Mekka auch Nichtmuslimen offen steht.
Der Taxifahrer brachte mich für viel Geld und Zeit auch dorthin, aber leider war Freitag, und freitags ruht in vielen arabischen Ländern der Geschäftsalltag, es ist frei, wie der Name schon sagt, als Wochenende gelten hier Freitag und Samstag. Daher öffnete die Moschee erst um 14 Uhr. Merkwürdig, dass der erfahrene Taxifahrer das nicht wusste. Oder hatte er es angesichts bunter Dirham-Scheinchen nur vorübergehend vergessen?
Dennoch ließ ich mich vom Fahrer ins nächstgelegene Einkaufszentrum kutschieren, dass aber wenig ansprechend war. Immerhin waren sie kreativ und erschufen sich die in dieser Gegend wegen der Hitze nur selten aufkommenden Schneeflocken einfach aus Kunststoff selbst. Und wie in nahezu allen anderen Einkaufscentern auch, gab es hier einen Food-Court, eine Etage mit verschiedenen kleinen Imbissbuden, wo ich bevorzugt mittagessen ging. Ansonsten gab es dort nichts Spannendes zu entdecken.
45. Schnee-he Flöck-chen, Weiß-röck-chen …

Erwähnenswert wären höchstens die riesigen Kinderbespaßungsanlagen, mit Trambolin, Karussells und Abenteuerspielplatz. In der Khalidiyah-Mall gab es sogar eine richtige Achterbahn, zwar nicht allzu groß, aber immerhin. So etwas habe ich noch nirgendwo gesehen. Leider hatte ich weder Kamera noch Handy dabei, aber
könnt Ihr Euch davon überzeugen.
Um die Zeit bis zur Eröffnung der Moschee zu überbrücken, entschied ich mich, einfach dorthin zu laufen. Den Weg hatte ich mir während der Taxifahrt zur Mall ungefähr eingeprägt. Unterwegs gab es das eine oder andere Interessante zu entdecken: Eigenheim und Straßenkreuzer – der Traum jedes globalisierten Arabers.
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Und falls nicht genügend Geld zur Hand ist, muss notfalls auch ein Reihenhäuschen mit Geländewagen reichen. Die fahren dort übrigens keine Spielzeug-SUV wie bei uns, sondern richtige Geländewagen von Toyota und Infinity. Die sind etwa anderthalb Mal so breit, doppelt so hoch und dreimal so lang, wie unsere Schulkindkutschen. Der Verbrauch interessiert hier auch niemanden so richtig, denn der Liter Benzin kostet 1,50 Dirham, das sind etwa 36 Eurocent.
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Nach etwa fünf Kilometern kam dann die Moschee immer mehr in Reichweite. Schon von Weitem sind ihre gigantischen Ausmaße zu erahnen. Sie ist zwar nur die achtgrößte der Welt, das reicht allerdings auch, denn wenn man sie noch größer macht, muss ewig suchen, wer sich auf der Reise zu Gott befindet. Man beachte wieder die blauen Wege! Wunderschön!
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Das Reinkommen ist übrigens gar nicht so einfach. Es hat was von: „Sie müssen erst den Nippel durch die Laschen zieh'n …“. Man muss von der Moschee weg, über einen Parkplatz, in einer Kuppel die Rolltreppe hinunter, durch eine Absperrung, die Kontrollen passieren, durch einen langen Gang, die Rolltreppe wieder hinauf und so weiter. Das sieht teilweise aber
50. Die Kuppel

51. Die Rolltreppe

Auf jeden Fall hat Sicherheit in den Emiraten oberste Priorität. Es wird lieber dreimal kontrolliert, als einmal zu wenig. Schon bei der Einreise wird alles genauestens untersucht, obwohl es ja bei Reisenden per Flugzeug bereits beim Einchecken im Heimatflughafen erledigt sein musste. Genauso läuft das vor dem Betreten der Moschee auch noch mal ab. Eine Vorgehensweise, die sich hiesige Sicherheitsorgane vielleicht doch noch mal zu Gemüte führen sollten. Vielleicht kann man ja etwas Wichtiges daraus lernen.
Hat man es dann endlich hineingeschafft, kommt man aus dem Staunen gar nicht mehr raus.
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An diesem Ort kann man die tolerante Seite des Islam erleben, denn auch Nichtmuslime dürfen das Gelände betreten, sofern sie passend gekleidet sind. Kostenlose Leihklamotten gibt es am Empfang, aber selbst entmenschte Westbanausen in Shorts, die in diesem Emirat eigentlich nur am Strand erwünscht sind, habe ich hier gesehen. Neben der bunten Schar von Menschen aus allen möglichen Ländern fiel mit auch ein offenbar strenggläubiger Muslim mit Kinnbart und finsteren Augenbrauen auf, der am Rande des Gewimmels mit dem Rücken zum Geschehen saß und mit in den Händen vergrabenem Gesicht verhalten vor sich hinfluchte, so als hielte er ein Streitgespräch mit Allah, warum dieser es zulässt, dass so viele Ungläubige aus diesem heiligen Ort einen lästerlichen Rummelplatz machen, was ich angesichts der zahlreichen unbekümmerten Verfehlungen westlicher Touristen durchaus nachempfinden kann. Allerdings war das nur meine Interpretation, vielleicht ging es auch um etwas ganz Anderes. Aus Pietätsgründen habe ich es vermieden, ein Foto von ihm zu machen.
Keine Chance, kein Foto von ihnen zu machen hatte ich hingegen bei Kool & the Gang – einem pakistanischen Terrorkommando, dessen Anführer mir unmissverständlich klarmachte, dass er und seine Mitstreiter fotografiert zu werden wünschen und diesbezüglich keinen Widerspruch duldeten. Ich sprach zwar nur deutsch und er, seine Brüder und der etwas scheue Vater, der das Treiben lachend beobachtete, nur Paschtunisch. Dennoch war allen klar, um was es geht, und Begriffe wie E-Mail und Smartphone sind ja international, weshalb ich die Bilder auch anschließend an den Anführer der Gang schicken konnte.
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Dieser alte Mann ist übrigens nicht der Vater, aber er fiel mir dennoch auf, wegen seines leidgeprüften Gesichts, der starken, schwieligen Hände und der schmutzigen Kleidung. Ich fand ihn sehr interessant, er stach aus der Menge heraus, hatte Ausstrahlung. Vermutlich hatte er kein einfaches Leben, ich hätte ihn gern danach gefragt, aber ich traute mich nicht, ihn in seinen Gedanken zu stören. Dass die meisten Menschen hier sehr freundlich und offen sind, sollte ich später erst erfahren, in der Nacht aller Nächte.
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Nachdem Kool und seine Gang gegangen waren, konnte ich endlich ungestört mit meinen Langzeitbelichtungen weitermachen und noch den einen oder anderen Schnappschuss schießen.
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Abends gab es den obligatorischen Spaziergang runter zum Strandboulevard, das ist in Abu Dhabi so üblich. Die blauen Wege und Parks sind um diese Zeit noch gut besucht, es wird gejoggt, geangelt, geplaudert und gegrillt. Oder eben fotografiert.
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75. Ein Hauch von Miami Vice:

76. Ein nach historischen Vorbildern erbautes Fort:

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Zur Fortsetzung
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Zuletzt geändert von User_07647 am Di 8. Jan 2019, 18:43, insgesamt 4-mal geändert.