Ich schreibe und zeige hier Fotos in überwiegend chronologischer Reihenfolge von meinem Urlaub in den Emiraten (Abu Dhabi/Dubai)). Und ich verspreche, es sind zwischen allerlei banalen auch einige spektakuläre Fotos dabei, es lohnt sich also, bis zum Ende durchzuhalten. Es sind über 2000 Fotos entstanden, die ich allmählich durchsehen, entwickeln und hier zeigen werde. Ein paar kann ich jetzt schon zeigen, aber nach der anstrengenden Rückreise, den entsprechenden Nachbereitungen und meiner morgen wieder beginnenden Arbeit kann ich das nur nebenher machen.
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Der Urlaub fing gleich auf dem falschen Bein an, noch bevor er eigentlich anfing. Mit einem Dilettantismus nie zuvor erlebten Ausmaßes schossen sich die drei am Hinflug von Berlin über Belgrad nach Abu Dhabi beteiligten Dienstleister zielsicher ins Aus. Die verheerende Kombination aus Buchung bei Check24, diensthabender Fluggesellschaft Air Serbia und Subunternehmer Etihad für den zweiten Streckenabschnitt führte zu der unerklärlichen Situation, dass ich meinen Lieblingssitzplatz hinten links nicht reservieren konnte, nicht einmal gegen Bezahlung. Jeder zeigte mit dem Finger auf die jeweils anderen Partner, und das in den zahlreichen Telefonaten und E-Mails unterschwellig mitschwingend Desinteresse führte nun zu einem Ehrenplatz auf meiner persönlichen Schwarzen Liste, auf denen sich bereits eine illustre Aufzählung namhafter und weniger namhafter Unternehmen versammelt hat, deren kleinstes gemeinsames Vielfaches darin besteht, dass sie gern ihre Kunden verarschen.
In dieses Fall besteht auf Grund des Desinteresses, diesen Sonderfall doch mal in einer gemeinsamen Runde einer technischen Lösung zuzuführen, also durchaus die Möglichkeit der Wiederholung, daher habe ich mich entschlossen, in Zukunft doch lieber eine andere Fluggesellschaft zu nutzen. Norwegian Air handelte auf dem Rückflug vorbildlich und versüßte mir meinen Lieblingsschnuffelplatz mit einem Extrakuschelkissen.
Meiner Erfahrung nach bedeutet uns das Schicksal bereits im Vorfeld mit einer merkwürdigen Anhäufung von unangenehmen Nickeligkeiten, dass wir auf dem falschen Weg sind. Ob es mir dadurch mitteilen wollte, nicht wieder in die Emirate zu fliegen, weiß ich nicht, und ohnehin hätte mich die fehlende Platzreservierung nicht davon abgehalten. Also legte das Schicksal noch einmal kräftig nach und umzingelte mich in Reihe 7 mit einem intensiv nach Schweiß stinkenden Franzosen zu meiner linken, einem mit wirklich ausgesprochen üblem Mundgeruch gehandikapten Polen zu meiner rechten und davor mit einer italienischen Großfamilie samt Kleinkindern, deren allgemeiner Geräusch- und motorischer Unruhepegel selbst mit Kopfhörern und geschlossenen Augen kaum zu ertragen war. Die Fluggesellschaften indes gaben sich nicht mal zum Schein die Mühe, die verpfuschte Geschichte mit der Platzreservierung wiedergutzumachen und peinigten die Fluggäste mit schalem Dosenwasser, matschigem Dosenfutter und ein paar Erdnüssen. Für alles andere wurden horrende Preise verlangt. Diese hätten aber auch nicht verbergen können, dass der Weltenflieger A320 des Weltklasseunternehmens Airbus gelegentlich auch mal über die Standardanforderungen hinaus gewartet werden sollte, denn defekte Rückenlehnen, verschlissene Sitzpolster und der halb abgerissene Vorhang zur Business Class hinterlassen bei jedem aufmerksamen Passagier mit Sicherheit ein ungutes Gefühl der Unsicherheit, ob man denn auch sicher wieder herunterkommt. Immerhin gab es ein Entertainmentsystem. Sogar mit farbigen Bildschirmen, wenn auch qualitativ eher auf dem Stand der Neunzigerjahre.
Das Medienangebot war sogar auf dem neuesten Stand, bereichert durch einige besonders schillernde Perlen der Kinogeschichte. Und die Vorstellung, dass John Rambo in Teil 6 der Saga mit seiner Jagd auf italienische Großfamilien, stinkende Franzosen und gehandikapten Polen der Gerechtigkeit wieder zum Durchbruch verhilft, machte die fünfeinhalb Stunden einigermaßen erträglich.
Wenig erträglich hingegen waren die drei Stunden Wartezeit an der Passkontrolle des Flughafens, wo wie von Zauberhand tausende Fluggäste gleichzeitig gestrandet waren. Und selbstverständlich stand ich ausgerechnet in jener Schlange, in der sich die Kontrolleure die meiste Zeit ließen und fünf Einreisende vor mir plötzlich der Computer für zwanzig Minuten ausfiel. Spätestens damit wurde mir klar, das Schicksal hatte es mal wieder auf mich abgesehen. Und um dies zu unterstreichen, ließ es unmittelbar nach dem Verlassen des Flughafengebäudes gleichzeitig beide Rollen meines Koffers in zwei Hälften zerspringen. Da diese aus einem Kunststoffkern und einem zweiteiligen Vollgummireifen darüber bestehen, konnte ich zwar irgendwie weiterrollen, aber die Fahrgeräusche wurden nun nicht mehr gedämpft, weshalb ich klappernd und knattern über das kleinteilige Gehwegpflaster rollte.
Dementsprechend ging es im Hotel gleich weiter. Das Sheraton Khalidiya hat ein grundlegendes Problem. Genau wie beim Flugzeug vergammelt die einst makellose Substanz, wenn man ihr nicht mehr Pflege angedeihen lässt, als nur mal grob mit dem Besen durchzufegen. Man sollte auch mal unter Bett und Schränke schauen, um die dort kunstvoll drapierten Zigarettenstummel, Zellstofftaschentücher und andere Überreste zu entdecken. Auch wenn ein Duschvorhang ständig mit Wasser in Berührung kommt, muss er dennoch mal gewaschen werden, sonst fängt er an zu stinken. Und Fenster, die sich nicht richtig öffnen lassen, sind sicherlich ohne Seilschaft von außen kaum zu reinigen, besonders bei einem 18 Stockwerke hohen Gebäude. Dennoch sollte das wenigstens alle paar Jahre mal getan werden, denn anderenfalls kann man ein Zimmer nicht mit Seeblick anpreisen, wenn die See kaum noch zu erkennen ist.
Das mir zunächst zugewiesene Zimmer hatte keinen Seeblick, und das eigentlich zu öffnende Fenster war offenbar zugeklebt und ließ sich nicht öffnen. Damit hätte ich mich vielleicht noch arrangieren können, nicht jedoch mit der störend lauten Musik des Nachtclubs in der 5. Etage. Man stelle sich das mal vor – eine brüllend laute Diskoanlage in der Mitte eines Gebäudes, selbst drei Stockwerke darüber noch hörbar! Wie viele Gäste rundherum mögen davon wohl beeinträchtigt gewesen sein? Und ist es überhaupt sinnvoll, einen Nachtclub zu betreiben, wenn die Hauptaufgabe eines Hotels doch eher die komfortable Beherbergung von Gästen ist, die grundsätzlich auch erst mal ohne Nachtclub zurechtkommen?
Der von mir herbeigerufene freundliche Mann von der Security versprach, sich darum zu kümmern und tauchte nicht wieder auf. Erst der Hotelmanager reagierte professionell und zeigte mir eine Suite in der 10. Etage, die ich gegen einen geringen Aufpreis dann als vorübergehende Behausung akzeptierte. Aber selbst hier zeigten schlecht verarbeitete Silikonfugen im Bad, die den Dreck leichter anziehen und deshalb schneller vergammeln, eine stinkende Toilette, abgeranzte, verkalkte Badarmaturen, die nicht gründlich gereinigte Seifenschale und abgenutzte Sitzbezüge bei den Möbeln, dass der Hotelleitung etwas Grundlegendes fehlt, nämlich die straffe Hand. Wenn das durchweg freundliche und höfliche Personal nicht richtig geführt wird – tja, dann darf man sich nicht wundern, wenn das Haus zunehmend verfällt und möglicherweise irgendwann gar keine Gäste mehr anziehen kann.
Aber wenn die Portokasse nicht allzu sehr strapaziert werden soll, muss man eben Kompromisse machen.
02. Auch Luxussuiten vergammeln, wenn man sie nicht pflegt.

03. Seeblick mit der Kamera unter dem ungeputzen Fenster hindurch.

Der erste Rundgang entschädigte dann auch für all die Qualen. Hier, wo die Wege blau sind, hier wollte ich hin: Abu Dhabi. Das bekanntere und beliebtere Dubai hatte ich ja 2012 bereits besucht, damals reichten Geld und Zeit nicht für einen weiteren Ort, und zwischenzeitlich fehlten immer mal wieder Job und damit ein nennenswertes Einkommen. Aber diesmal stand Abu Dhabi mit ganz oben auf der Wunschliste.
Die Stadt umfasst ein riesiges Areal, und im Gegensatz zu Dubai ist hier kein richtiger Stadtkern erkennbar, die Wolkenkratzer sind deutlich kleiner und überall verteilt. Stellenweise sehen Straßen und Gebäude etwas abgeranzt aus, Gehwege sind beschädigt, genau wie ich es aus Berlin kenne, und was mich einigermaßen verwundert, denn Abu Dhabi gilt als reiches Emirat. Doch wenn man den Kraftakt erkennt, der sich hinter der nahezu vollständigen Begrünung der Stadt verbirgt, so wird klar, dass es vielleicht unmöglich ist, immer alles perfekt in Schuss zu halten. Tatsächlich sind nicht nur im Stadtzentrum ein paar Bäume gepflanzt, sondern das ganze Gebiet ist über Dutzende Kilometer dicht bewachsen, mit Bäumen, Büschen und sonstigen Grünflächen. Von einer Wüste kann hier keine Rede mehr sein. Und die kahleren Gegenden ähneln eher einer Steppe, als einer Wüste.
Hier, am Boulevard, den Strand endlang, sind die Bäume nicht einfach nur so hingepflanzt, sondern aufwendig gestaltet. Die blauen Fliesen ähneln sehr der Farbe des Meeres und bilden eine optisch höchst interessante Einheit.
04. Auch Papageien wollen ein luxuriöses Heim.

05. Hübsche Straßenschilder

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07. Es ist unglaublich, wie viele Menschen hier beschäftigt sind, um die Grünanlagen zu pflegen oder neu anzulegen.

08. Was das ist, erzähle ich später noch.

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10. Katzen und auch Vögel sehen hier deutlich abgemagerter aus als bei uns. Das ist mir auf Mauritius auch schon aufgefallen.

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13. Überall in der Stadt gibt es kleine Parks und viele Spielplätze. Die Herrschenden tun anscheinend sehr viel dafür, dass es den Bürgern gut geht, denn merke – ein zufriedener Bürger macht auch keinen Ärger. Eine Lektion, welche oben genannten Fluggesellschaften erst noch lernen müssen.

Das beste aber ist der Strand. Was ich von Youtube-Videos und diversen Fotos bereits kannte und für übertrieben hielt, ist tatsächlich wahr – der riesige Strand ist menschenleer. Zeitweise konnte ich mehr Rettungsschwimmer als Strandbesucher zählen, und für einen wie mich, der's eher nicht so gesellig mag, ist das natürlich traumhaft. Ein Traumstrand sozusagen.
Doch auch hier ließ sich das Schicksal wieder kurz blicken. Bei meinem ersten ausgedehnten Sonnenbad zog ich bereits nach zwanzig Minuten genervt um, als ein paar deutsche Vollpfosten mit den entsprechenden stilistischen Merkmalen, also Totenkopf-Tätowierungen, verdrehtes Basecap und sogar einer Wollmütze (bei 30°C!), anfingen, lustig lärmend Urlaubsvideos zu drehen.
Der Strand ist ja lang genug, dachte ich, als ich umzog. Aber offenbar nicht lang genug für Conny, Rainer, Luise und Tim, denn sie ließen sich unmittelbar neben mir nieder, obwohl freier Platz im Übermaß vorhanden war. Während Papa Rainer sich wortlos ans Sonnenbaden machte, nervte Mama Conny die ganze Zeit ihre Kinder und mich mit einem Maximum an Überfürsorglichkeit. Luise, pass auf, Luise, creme Dich bitte ein, Tim, bleib in der Nähe …
Luise, wollen wir Ball spielen?
Gern, aber nicht mit mir. Erneut sammelte ich meine Sachen zusammen und zog hundert Meter weiter.
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Die meisten Häuser in Abu Dhabi sind mehr oder weniger modern. Damit wenigstens ein bisschen Tradition zu erkennen ist, hat man die mittlerweile auf LED-Lampen umgebauten Gaslaternen aus Berlin-Pankow aufgestellt, welche die DDR unter Erich Honecker gegen gute Devisen an den Western verscherbelte, als es ihr immer schlechter ging. Nun, da es dem Westen immer schlechter geht, hat dieser sie eben an die Stadt Abu Dhabi verscherbelt, die nun damit ihre Strandpromenade verschönert.
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2018 war übrigens das Jahr des Gründervaters Scheich Zayed. Der Mann wird hier verehrt wie ein Heiliger, sein Name taucht überall auf, und derzeit wird mit einem Festival seiner erinnert. Er war es, der die Emirate vereinte und die Union in die Zukunft führte, weg von Fischerei und Perlenhandel hin zum Handel mit Erdöl. Er ermunterte die wenig sesshaften Emiratis, Grundstücke vom Staat anzunehmen, was für sie völlig ungewohnt war, da man bislang mit Wüstensand nichts anzufangen wusste. Der Staat verteilte kostenlos Grundstücke, und die Besitzer konnten das unter der Erde verborgene Öl an ausländische Unternehmen verkaufen. Das legte den Grundstein für den heutigen unfassbaren Reichtum der Emirate.
Ein Bild von Sheich Zayed sehen wir später noch. Hier ist zunächst mal ein Monument, welches 2018 zu seinem Gedenken errichtet wurde. Die polierten Steinplatten fühlen sich trotz der Hitze kühl an. Es ist sehr angenehm, barfuß darauf zu gehen.
Die zahlreichen vertikal gespannten Schnüre mit den geometrischen Objekten zeigen einen interessanten Moiré-Effekt, wenn sie sich überlagern, während man daran vorbeigeht.
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Die meisten Sehenswürdigkeiten Abu Dhabis habe ich übrigens bereits am ersten Tag erkundet, und zwar – Achtung, Wortspiel –
weitestgehend zu Fuß! Am ersten Tag kamen rund 15 Kilometer zusammen, am zweiten Tag etwa zehn. Am dritten Tag habe ich quasi erzwungenermaßen häufiger das Taxi benutzt. Die selbstverordnete Auszeit wegen balonartiger Blasen nutze ich sinnvoll, um diesen Text zu schreiben.
Nur wenige hundert Meter weiter folgt bereits der Emirates Palace, ein Protzpalast der obersten Luxusklasse. Für eine einzige Übernachtung werden 100 Millionen Dollar fällig, und wehe, das Konto ist nicht gedeckt, dann ist in der Hütte aber der Larry los. Im Gegensatz zum ebenso luxuriösen Dubaier Hotel Burj Al Arab, wo man übrigens nicht mal die Fenster öffnen kann, was mir persönlich sehr wichtig ist, weil ich in einem Land mit so tollem Wetter auch mal frische Luft atmen möchte, und nicht nur den Mief der Klimaanlage, heißt es im Emirates Palace nicht „no booking, no looking“, sondern eher „come in and find out“. Ein ziemlich cleverer Schachzug, denn die vielen Touristen, die staunend das stilistisch zwischen Julius Cäsar und Reichskanzlei angesiedelte Interieur betrachten, machen unzählige Fotos, veröffentlichen diese auf hunderten von Webseiten und machen somit kostenlos Werbung für das Unternehmen, so wie ich jetzt gerade.
22. Das VIP-Eingangstor. Hier kommt nur rein, wer berühmt ist. Und wer berühmt ist, kommt per Hubschrauber, also auch nicht durch das Tor. Der gemeine Pöbel muss den Haupteingang benutzen.

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26. Und hier ist er auch wieder, Scheich Zayed, ein weiser Mann und großer Visionär. Ich wünschte, unser Land könnte sich auf derartige Kapazitäten stützen. Dieses Bild hinzubekommen, war gar nicht so leicht, weil ständig irgendwer davorstand und zusammen mit dem Scheich fotografiert werden wollte.

27. Leeeeeeeeeegs! :oeek:

28. Die Araber lassen sich übrigens gern vor dem Weihnachtsbaum in der Hotellobby fotografieren.

29. Gäste aus dem hohen Norden

30. Julius Cäsar und Albert Speer lassen grüßen

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Wird fortgesetzt …