Na so was, dass liest sich ja, als sei ich "schuldig". Dabei ist dieser Thread doch ein Wunderbarer. Ich habe die Bilder sehr gern geschaut. Es sind Wundertüten dabei. Manche kannte ich schon, aber in diesem Kontext ...
So eine durch Bilder ausgelöste Diskussion finde ich immer sehr hilfreich. Im Lens-Club soll man ja nicht. aber hier schreib ich jetzt einfach einmal was Längeres. Hat ein Wenig gedauert zu sinnieren, deshalb auch ein recht spätes Feed-back.
Die Bilder sind wirklich Klasse (Komposition, Licht, Linienführung, Bildaufbau, ...), darauf wollte ich jetzt weniger eingehen. Meine Kommentare beziehen sich in erster Linie auf das Objektiv, die Brennweite an Vollformat. Und das im vergleich zu APSC.
Vorweg vielleicht mal mein persönlicher Blickwinkel. Das 43mm-Objektiv an APSC ist eines meiner liebsten Objektive an APSC für Aufnahemn von Menschen im persönlichen Umfeld (also nicht Street oder ähnliches) mit Nähe. Es erzeugt bei entsprechenden Gebrauch oft einen "3D-View", den ich so sehr liebe. Wie dieser 3D-View entsteht gibt es ja durchaus recht vielfälltige Meinungen. Manche sagen Mikrokontrast. Manche sagen alte Linse unbedingt. Mein Gefühl ist, dass das recht komplex ist und nicht so einfach zu beantworten. Lichtführung, Hell-/Dunkelkontraste, Linienführung und Schärfe/Unschärfeverlauf im Bild spielen eine ebenfalls grosse Rolle. Schärfe-/Unschärfeverlauf ist ein Parameter, der weitgehend durch den Motivabstand, die Brennweite und die Wahl der Blende beeinflusst wird. Vor Allem ist erst Mal das wichtig, was man Neudeutsch mit "Framing" bezeichnet. Also zu lange Brennweite heisst dann: "Motiv geht nicht auf's Bild", während zu kurze Brennweite nicht so dramatisch ist, da crop-bar. 43mm an APSC bei 2-3m Distanz ist ein Halbkörperportrait, also ideal für Innenaufnahmen. Unten stehen ja dann meist Stühle und ähnlich Verzichtbares. Länger kann man croppen.
Für Portaits orientiere ich mich gerne an einer alten Weisheiten: Film/VF, 85mm Brennweite, Blende F5.6, Distanz 3m. Heisst Fern: 3.22m, Nah: 2.81m, Delta=0.41m & gutes "Framing" i.e. auch ein Halbkörperportrait. In der angehängten Tabelle sieht man auch warum. Es gibt Raum für grössere Distanzen auch draussen und die 40cm Schärfentiefe ergeben eben schöne Schärfe-/Unschärfeverläufe mit Arm/Schulter/Kopf. Irgendwo zwische 30-60cm finde ich für Portraits meist eine gelungene Schärfentiefe. Dann ergeben sich noch "Unschärfemöglichkeiten" am Körper und es besteht keine durchgängige Schärfe, was ich für den 3D-Look für wünschenswert halte. In der Hektik des Fotografierenes von Menschen lieg ich dann auch schon mal oft neben meinen Wünschen. Für Bilder mit mehreren Menschen wäre das viel zu knapp. Drinnen sind die 85mm an Film/VF aber oft schon viel zu viel. 3m hat man selten, meist ist der Motivabstand kürzer.
In der angehängten Tabelle habe ich einfach mal die Brennweiten 43, 58 & 85 für die verschiedenen Formate (APSC, VF), Blenden (F2, F2.8, F4, F5.6) und Motivabstände 2-5m aufgetragen. Und dann grün markiert wenn die Schärfentiefe zwischen 0.3-0.6m lag. (kopiert hab ich das von: (
http://dofmaster.com/doftable.html und
http://dofsimulator.net/en/). Das ist für die Meisten von Euch trivial, ich mach das ab und zu, um es mir dann wieder zu verinnerlichen.
Also 43mm an VF sind schon recht knapp. Bei 43mm, 2m Distanz und Blende F2 bleiben bei VF ja gerade mal 12cm vom Fokuspunkt nach vorne. Bei diagonaler Motivstellung heisst das Augen und Nasen brauchen richtig Übung um Alles scharf zu bekommen. Da darf man vor Jörn geradewegs mal den Hut ziehen

. Und jetzt habe ich mir einfach mal jedes Bild unter dieser Perspektive angeschaut und eine Menge dabei gelernt. Das darf aber jeder für sich selber machen.
In jeder Hinsicht perfekt ist für mich übrigens die #3, geknobelt hab ich bei der #18 & #19 und noch ein Liebling ist das letzte, die #21.