Achtung: Pixel-Peeper-Alarm!

Vor Darstellungen und Diskussion von Auschnitten mit 100% Auflösung wird ausdrücklich gewarnt!
(Für mich ist das im Makrobereich relevant. Wer daran nicht interessiert ist, mag getrost zum nächsten Thema wechseln.)Bei mir haben sich inzwischen einige Makro-Objektive eingefunden, konkret will ich einen kleinen Vergleich der Detailzeichnung bei 1:1 (und teils 2:1) vorstellen von:
- ELICAR V-HQ MACRO MC 90mm f/2.5 (kurz: ELICAR90)
- smc PENTAX-DFA MACRO 1:2.8 100mm WR (kurz: DFA100)
- LAOWA 100mm F2.8 CA-Dreamer Macro 2X (kurz: LAOWA100)
- irix 150 f/2.8 Macro 1:1 (kurz: IRIX150)
Ich habe mich auf die "handlichen" Optionen mit mindestens 90mm Brennweite beschränkt, damit ich in endlicher Zeit fertig werde. Als Testobjekt wählte ich Weidenkätzchen an einem am Wege aufgesammelten Strauß - für eine Entsiegelungs-Ausgleichmaßnahme zum Ausbau der A14 wurden erst einmal ein paar Bäume gefällt ... Die Weidenkätzchen haben den Vorteil nicht weg zu fliegen und still zu halten, dennoch kleine Details und feine "Haare" zu haben. Fokussiert habe ich auf den kleinen markierten Kristall.
IRIX150, F/11
#1
Beleuchtet habe ich mit einem einzelnen Blitz mit Diffusor senkrecht von oben ca. 10cm über einem weißen Lampenschirm mit horizontaler Achse, der die Zweige als Diffusor und Reflektor umschloss. Kamera war die KP, bei ISO100 und minimaler Blitzsynchronzeit. Die Variation der Blenden habe ich durch die Blitzleistung weitgehend ausgeglichen (YN560III), nur bei 2:1 und f/16 reichte die Leistung nicht mehr ganz ... Es gab trotzdem einige Helligkeitsunterschiede (mehr dazu weiter unten), so dass ich alle Bilder in darktable mit minimaler Liste an Modulen entwickelt habe, jedoch über die Automatik in 'Belichtung' den Median auf einen konsistenten Wert schob, was die Vergleiche vereinfacht. Die Bilder sind weder nachgeschärft noch entrauscht und mit relativ weicher filmicRGB-Kurve entwickelt, so dass Spitzlicher und Schatten in den Farbraum passen. Der Kontrast ist daher eher weich. Doch nun zu den Ergebnissen.
Blend 8 ist nicht gleich Blende 8 - ELICAR90 vs. LAOWA100Trotz gleichen Abbildungsmaßstabes weichen bei
nominell gleicher Blendenzahl sowohl Belichtung als auch Tiefenschärfe erheblich voneinander ab. Da sie zwar fúr die Aufnahme aber nicht für die Bildwirkung entscheidend ist, habe ich die Belichtung nicht im Detail mitprotokolliert, stellte aber maximale Abweichungen um ca. eine Blendenstufe fest. In Sachen Tiefenschärfe hier beispielhaft der Vergleich zwischen dem ELICAR90 und LAOWA100:
F | ELICAR90 | LAOWA100 |
4.0 |  |  |
5.6 |  |  |
8.0 |  |  |
11 |  |  |
Wie man sieht, entspricht die Tiefenschärfe beim LAOWA100 jeweils der um eine Stufe weiter geschlossenen beim ELICAR90, z.B. entspricht LAOWA100 f/5.6 ziemlich genau ELICAR90 f/8.0. Was man anhand der obigen 100%-Ausschnitte allerdings auch sieht, ist dass auch die z.B. an den kleinen weißen Punkten links vor dem Kristall erkennbar bei f/8 beim LAOWA100 einsetzende Beugungsunschärfe in etwa der beim ELICAR90 um eine Stufe weiter abgeblendet entspricht.
Vergleicht man die Abbildung der beiden Objektive bei entsprechend korrespondierenden Blenden, so liefern beide über den obigen Blendenbereich scharfe Bilder in der Fokusebene, wobei das LAOWA100 kräftigere Farben und leicht höherem Kontrast liefert. Im Übergang zur Hintergrundunschärfe zeigt das ELICAR90 chromatische Aberrationen, wogegen das LAOWA100 sehr neutral bleibt - die "Haare" im Gesamtbild zeigen das sehr gut. Im Vordergrund ist die Abbildung beider erstaunlich ähnlich. Nahe der Fokusebene bleiben die Unschärfescheibchen zunächst homogen, mit wachsender Entfernung bekommen sie jedoch eine deutliche Kontur. An der Beugungsgrenze (f/11 bzw. f/8.0), bilden sich "Doughnuts" (Kringel), deren Kern jedoch klein im Vergleich zum Durchmesser ist.
Das ELICAR90 nutze ich bei 1:1 gern bis f/11 (an der K-1 bis f/13), beim LAOWA100 werden es nach obiger Betrachtung also eher f/8 bzw. f/10 werden. Hier die entsprechenden Gesamtbilder (nach dem Skalieren minimal nachgeschärft):
ELICAR90, f/11
LAOWA100, f/8
Wie man sieht, kann - mit ein wenig Kontrasterhöhung - das ELICAR90
an der Beugungsgrenze bei 1:1 im Gesamteindruck mit einem modernen Objektiv nahezu mithalten. Je weiter man die Blende öffnet, um so stärker werden die farbigen Konturen im Unschärfebereich, oft auch im Gesamtbild störend.
ELICAR90 vs. DFA100 - die KlassikerEin Vergleich der beiden älteren Objektivkonstruktionen lieferte
im hier betrachteten 1:1 Maßstab eine sehr ähnliche Hintergrundzeichnung über einen weiten Blendenbereich (bei gleichen Belndenzahlen), inclusive der chromatischen Aberrationen, wenn auch in leicht anderen Farbtönen. Das ist insofern erstaunlich, als dass die mindestens 10 Jahre jüngere Konstruktion des DFA100 (als Pentax-F) viel komplexer als die des ELICAR100 ist. Insgesamt ist das DFA100 deutlich kontrastreicher und liefert kräftigere Farben. Leider gilt das auch für den Vordergrund, wo es viel eher Kringel bildet und diese zudem zu farbigen Konturen neigen. Auch im echten Einsatz finde ich die Vordergrundunschärfe beim ELICAR90 gefälliger als beim DFA100, was wie oben gezeigt, auch für das LAOWA100 zutreffen sollte. Stellvertretend hier der Vergleich bei f/8:
F | ELICAR90 | DFA100 |
8.0 |  |  |
Selbst in Web-Auflösung lässt sich z.B. am Übergangsbereich der rechten Blüte erkennen, dass die obigen Objektive bei gleicher Tiefenschärfe im Detailbereich die Struktur des unscharfen Vordergrundes besser erhalten, was auf mich einen weniger 'matschigen' Eindruck macht. Das ist der
dass das ELICAR90 bei mir eingezogen war.
DFA100, f/11
IRIX150 vs. LAOWA100 - die NeuenWährend das LAOWA100 eine um nominell eine Stufe offenere Blende für die gleiche Tiefenschärfe wie bei ELICAR90 und DFA100 brauchte, ist es beim IRIX150 gerade andersherum, dort muss man die Blende eine Stufe weiter schließen. Das führt zu gleicher Tiefenschärfe beim
meinem IRIX150 bei f/11 (links/oben - tatsächlich eher f/11 als f/8, eigntlich dazwischen), wie bei
meinem LAOWA100 bei f/5.6 (rechts/unten):


Neben Designunterschieden spielen hier sicher auch Toleranzen bei der Blendensteuerung eine Rolle - von denen hatte ich beim IRIX gelesen, konnte bei meinem aber keinen systematischen Fehler entdecken. In Sachen Design könnte es sein, dass die interne Fokussierung des IRIX150 durch die Brennweitenverkürzung (auf 93mm) eine bei absolut gleich großer Blende effektiv höhere Lichtstärke im Nahbereich aufweist und die Auszugsverlängerung kompensiert. Ich werde das 'mal mit anderen Objektiven vergleichen. Der Kontrast lässt sich nur bedingt vergleichen, da das IRIX150 zu dick für meinen Lampenschirm war und somit die Beleuchtung nicht exakt gleich sitzt. In der Praxis liefert es kontrastreiche Bilder, ist jedoch etwas gegenlichtempfindlicher als das DFA100.
Beide Objektive sind sehr gut korrigiert, eine Vergleich weiter offen, hier IRIX150 bei f/4.0 (links/oben) und LAOWA100 bei f/2.8, zeigt, dass das LAOWA100 nicht umsonst als 'CA-Dreamer' vermarktet wird:


Beide Objektive beeindrucken auch in den äußeren Bildbereichen, wobei das LAOWA100 auch dort noch etwas sauberer aussieht. Zwischen
den Neuen und
den Klassikern gibt es weit offen dagegen mehr als deutliche Unterschiede.
Das IRIX150 liefert bei f/2.8 tatsächlich eine noch erheblich geringere Tiefenschärfe als bei f/4.0 (ohne Detailverlust in der Fokusebene), so dass ein Kalibrierungsfehler eigentlich auszuschließen ist. Der Charakter des Hintergrundes ändert sich dabei drastisch - rauher, mit Doppelstrukturen:


IRIX150, f/2.8 (links/oben) - im Vergleich zum DFA100, f/2.8 (rechts/unten) mit seinem Feuerwerk der Farben und größerer Tiefenschärfe.
Jetzt fehlt noch ein Gesamtbild mit dem IRIX150 bei f/16, um die Systematik abzurunden - die Tiefenschärfe wirkt tatsächlich exakt so wie beim LAOWA100 bei f/8. Im Gegensatz zum LAOWA100 wird dann aber schon eine leichte Abnahme der Details durch Beugungsunschärfe sichtbar - natürlich nicht in der verkleinerten Version:
Der Vergleich zu den anderen Objektiven mag jeder selbst machen - genug für heute Nacht von meiner Seite.
Nimmt man die haptischen Eigenschaften, Portabilität, Arbeitsabstände, den AF des DFA100, die Blendenringe von LAOWA100 und ELICAR90 usw. hinzu, ist glaube ich klar, dass jedes dieser Objektive sein Spezielgebiet hat, dass keines der anderen komplett abdeckt. Von einem werde ich mich aber vielleicht doch trennen ...