Liebe Pentaxianer,
ihr habt sicher schon alle von dem sagenumwobenen Ricoh-Pin gehört und wie er in Verbindung mit einer Pentax-Kamera zu großem Ärger führen kann... Habt ihr nicht? Dann wird euch diese Horrorgeschichte einen Einblick darin geben, wie übel sowas ausgehen kann:
Über das Risiko des Ricoh-Pins war ich mir schon lange im Klaren. Zum Glück gibt es ja auch Anleitungen, wie man das Mistding los werden kann, bevor man solchen Ärger hat:
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Als ich mein neues altes Miranda-Objektiv (28mm, f/2,8) vor einigen Tagen in Händen hielt, prüfte ich natürlich erstmal den Bajonett-Anschluss. Hah! Sieht aus wie der gefürchtete Ricoh-Pin. Kein Problem: ich werde ihn entfernen, so wie ich es gelernt (gelesen) habe. Sollte kein Problem werden. Aber zunächst hatte ich tagsüber keine Zeit, mich mit dem neuen Objektiv zu beschäftigen...
Nach einem ausgefüllten Tag, noch vor dem Zubettgehen, dachte ich mir, ich sollte doch mal das neue Objektiv ausprobieren. Also kurzerhand an die Kamera gemacht und - NEEEEIIIIIN. Ich hatte kurz vergessen, dass da doch dieser Pin war! Aber nicht alle diese Ricoh-Pins machen solchen Ärger. Manche sollen nur wie gefederte Kügelchen sein und das Objektiv nicht festsetzen. Ich hatte natürlich kein Glück und tatsächlich ging mein Objektiv nicht mehr vom Body meiner neuen K-30 ab.
Aber nun: neben dem "Trick" mit dem Absägen des Objektivs hatte ich auch andere Tipps gelesen. Zum Beispiel: einfach ein dünnes Stück Karton an der Stelle des Pins zwischen Body und Objektiv schieben, irgendwie hin- und herschieben, während man versucht, das Objektiv abzudrehen. Natürlich ist da nicht genug Platz, als dass ich etwas in der Art hätte dazwischen schieben können. Mist! Was tun? Zum Glück fiel mir ein, dass ein Stück Zwirnsfaden vielleicht dazwischen passen könnte. Kurzerhand ein Stück hergenommen, mit Knoten Schlaufen an beide Enden gemacht und dann zwischen Objektiv und Body gespannt, etwas bewegt und nebenbei versucht, das Objektiv abzumachen. Yeah! Das klappte!
Meine Kamera war befreit und ich schon mal sehr viel beruhigter als zuvor. Nun nur noch schnell den Ricoh-Pin entfernen, damit sowas nicht nochmal passiert und ich das Objektiv benutzen kann. Laut Anleitung sollte das ja recht einfach gehen...
Also geschwind den Bajonettanschluss abgeschraubt und umgedreht. An der Rückseite wurde der Pin von einem gefederten Metallstückchen in Position gehalten. Kurz weggedrückt und schon konnte der Pin herauspurzeln. Prima! So einfach geht das!

Bajonettanschlussteil wieder drangeschraubt und: der Blendenring lässt sich nicht drehen. Was ist denn jetzt los? Hatte ich den Bajonettanschluss etwa nicht in der gleichen Position aufgesetzt, in der er anfangs war? Hm, also nochmal losschrauben und reinschauen. Dabei muss dann auch der Blendenring etwas hochgerutscht sein...
Komisch: im Objektivinnern lag ein Messingröllchen und eine kleine Kugel. Welche Funktion die wohl haben? Die Kugel hätte prima für die Rasterung der Blendeneinstellung sein können, aber dafür war sie leider viel zu groß. Die Messingrolle konnte es auch nicht sein: noch viel größer. Hm... Ich habe bestimmt eine halbe Stunde alles genau angeschaut, um verstehen zu können, wie das alles wohl mal funktioniert haben könnte. Wie das mit der Rasterung funktioniert haben soll ohne weitere Teile, blieb mir schleierhaft... Ups, auf einmal war da noch eine kleine Metallfeder. Wo kam die denn her? Und wo gehört die hin?
Zum Glück fand ich irgendwann heraus, dass die Feder sowie die Kugel in die Taste passen, mit der die "A"-Stellung des Blendenrings eingestellt werden kann. Ich muss nicht erwähnen, dass es ein elendes Gefummel war, den Blendenring so aufzusetzen, dass Feder und Kugel in dem Taster blieben und auch sonst alles passte? Nun ja, irgendwann hatte ich es dann soweit zusammen. Die Messingrolle war übrigens ein Distanzstück für die eine Schraube, mit der der Bajonettanschluss befestigt wird. Ok, alles wieder zusammengebaut und:

es funktioniert wieder!

Naja fast: nun habe ich ein Objektiv mit stufen-/rasterlos verstellbarer Blende. Cooles Feature, weiß bloß noch nicht, wozu das gut sein soll...
Mir wurde also bewusst, dass irgendwo in dem hochflorigen Teppich im Wohnzimmer, wo ich geschickterweise am Couchtisch all diese Aktionen durchführte, ein winzig kleines Kügelchen liegen musste. Oder war es gar irgendwo auf dem Parkett weggerollt? Ich habe sicher eine halbe Stunde den Teppich und alles andere ringsherum abgesucht... Es war so ca. 2:00 Uhr oder später... Optimale Voraussetzungen für sowas... Es half nichts: ich gab auf. Immerhin war die Kamera wieder in Ordnung und ich konnte das Objektiv so benutzen, wie ich es eh vorgehabt hatte. Aber irgendwie war es doch ärgerlich, dass das Objektiv nicht so war, wie es sein sollte... Sollte ich es eines Tages verkaufen wollen, so wären interessierte Käufer von einer stufenlosen Blende vermutlich nur mäßig begeistert gewesen. Also Schluss für den Tag...
Am nächsten Tag, Sonnenschein, ausgeruhter Geist nebst Körper, schaute ich dann noch einmal über den Teppich und konnte meinen Augen kaum trauen: ein winziges silbernes Kügelchen lag dort auf/in dem Teppich. Es hat vermutlich nur einen Durchmesser von 0,3 mm. Ein Wunder, dass ich es gefunden habe. Das muss es sein!

Nun kann ich mein Objektiv wieder in seinen Originalzustand versetzen - bis auf den unerwünschten Ricoh-Pin natürlich - und alles nahm ein gutes Ende. Wahnsinn!
Nun lasst euch das eine Lehre sein, seht zu, dass ihr immer schön mit alten Objektiven an euren Pentaxen aufpasst, oder dass ihr zumindestens immer etwas Zwirn im Hause habt. Ach ja: denkt beim Entfernen des Ricoh-Pins an das kleine Kügelchen zur Blendenrasterung. Man liest auf vielen Seiten, dass das schnell wegspringen kann und in der Regel dann auch dauerhaft weg ist...

In dem Sinne: frohes Fest!
