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BeitragVerfasst: Sa 16. Jan 2021, 05:37 
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Bei Aufnahmen mit einem Maßstab > 0 (d.h. alles außer Fokus im Unendlichen) schlägt die Auszugsverlängerung zu, d.h. die Belichtungszeit muß gegenüber der in Unendlichstellung um den Faktor (1+m)² verlängert werden, wenn m den Abbildungsmaßstab bezeichnet. Anschaulich bildet man bei wachsendem Maßstab einen immer kleineren Ausschnitt ab, so dass ingesamt von das Licht von einer immer kleineren Fläche den Sensor erreicht. Das ist bei 1:2 Aufnahmen ein Faktor von 2,25 und bei 1:1 bereits ein Faktor von 4.

Beim habe ich festgestellt, dass diese bei gleicher nomineller Blende erheblich zwischen den Objektiven abweicht, obwohl sie eigentlich nur vom Maßstab abhängen sollte. Auch die Beugung setzte bei verschiedenen Blenden ein.

Meine Vermutung war, dass die an der Kamera (oder am Objektiv) eingestellte Blende nicht immer der wirksamen Blende im Nahbereich entspricht - wahrscheinlich durch Verkürzung der Brennweite bei internem Fokus, die nicht durch die entsprechende Verkleinerung der Eintrittspupille (wirksame Blendenöffnung) ausgeglichen wird. Diese Objektive haben dann im Nahbereich weiter offene Blenden als nominell eingestellt, was teilweise die Auszugsverlängerung wieder ausgleicht und Beugung verringert. Für die Tiefenschärfe ist jedoch weiter die geometrisch wirksame Blende maßgeblich, so dass sie geringer ausfällt als erwartet.

Um das zu überprüfen habe ich eine hinreichend homogen beleuchtete weiße Tür aus festem Abstand in verschiedenen Maßstäben mit konstanter Zeit und Empfindlichkeit (je einmal mit f/2.8 und f/11, in A-Stellung) in den jeweils auf der Skala markierten Maßstäben aufgenommen und die Rohdaten (Grünkanal) im Zentrum ausgewertet. Das folgende Diagramm zeigt den theoretischen Verlägerungsfaktor (schwarz) und die aus dem Kehrwert des Grün-Mittelwertes berechneten praktischen Verlängerungsfaktoren der Objektive.

Bild

Farben markieren die Hersteller, gepunktet mit hohlen Symbolen sind die f/2.8-Reihen aufgetragen, durchgezogen/gefüllt f/11. Ich habe die Kurven vertikal 'per Hand' ein wenig geschoben, so dass das Skalenverhalten gut sichtbar wird - nahe unendlich schwanken die Werte sehr stark.

Zu den einzelnen Objektiven:

Elicar 90mm f/2.5
Alle 6 Linsen fokussieren als Einheit, so verwundert es nicht, dass es nahezu der theoretischen Kurve entspricht. Bei den f/11-Werten ist mir eine Einstellung durch die Lappen gegangen - die Kurve erscheint aber eher noch steiler, so dass es nicht verwundert, dass man das Elicar eher nicht so weit abblenden muss (und kann).

Pentax DFA 100mm f/2.8 WR
Übrigens ist das bei f/2.8 in Zentrum deutlich am hellsten - die Pentax-Beschichtung in Verbindung mit nicht zu vielen Elementen trägt Früchte, es ist nicht umsonst das gegenlichtfesteste. Man sieht zwei sehr verschiedene Kurven: Bei f/11 f/2.8 entspricht es exakt der theoretischen Kurve,hier scheint die Blendesteuerung sauber implementiert. Bei f/2.8 könnten eventuell noch mechanische Vignettierungseffekte eine Rolle zu spielen, die im Nahbereich verschwinden f/11 habe ich gerade keine Idee warum, jedenfalls ist die Kurve oberhalb 0.6 deutlich abgeflacht, d.h. oberhalb 1:1.5 bildet es heller ab als erwartet, aber auch unterhalb dessen ist sie flacher und entspricht etwa der des Laowa. Vor Handling her hat das DFA 100 WR wieder absolut überzeugt - der Fokusweg ist gut und wunderbar leicht gedämpft, die Skala ist definitiv am besten abzulesen, die Vergrößerung am leichtesten einzustellen.


IRIX 150mm f/2.8 und Pentax DFA 50mm f/2.8
Die Kurven sind nahezu identisch, sowohl für f/2.8 und f/11, mit der des DFA 50mm Makro. Beide sind bei 1:1 eine volle Blendenstufe heller als ein Objektiv konstanter Brennweite (und Blende) bei 1:1 sein würde, also wie ein 93mm f/2.0 Makro. Das viele Glas im IRIX muss ja für etwas gut sein :mrgreen:.

Laowa 100mm f/2.8
Das Laowa ist schon in Unendlichstellung wesentlich dunkler als die anderen - rein geometrisch kann die kleine Frontlinse keine f/2.8 Öffnung bei 100mm bieten, erst recht nicht mit erträglicher Vignettierung am Kleinbildformat. Da wurde im Marketing sehr großzügig gerundet :rolleyes:. Der Verlängerungsfaktor verläuft bei f/2.8 und f/11 praktisch identisch, bei 2:1 beträgt er ca. 6,7 statt theoretischen 9. Bei f/11 ist das Laowa trotzdem insgesamt deutlich dunkler als andere Objektive, fast um eine ganze Blende gegenüber dem DFA100 bei 1:1. Die Skalen des Laowa lassen arg zu wünschen übrig, der Fokusweg ist sehr kurz.

Zusammenfassend muss man die Blende im Makrobereich für die obigen Objektive wirklich einzeln betrachten, Abweichungen gibt es sowohl in der Blendensteuerung allgemein als auch im Umgang mit der Blendenöffnung im Nahbereich. Teils gibt es, wie beim DFA 100mm f/2.8 WR, eine völlig verschiedene 'Interpretation' bei unterschiedlichen Blendenzahlen! Insofern verwundern die Beobachtung beim Vergleich der Detailabbildung der Objektive nicht mehr.

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Gruß, Jens


Zuletzt geändert von Jee am Do 21. Jan 2021, 09:52, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Sa 16. Jan 2021, 10:25 
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Registriert: Mo 10. Aug 2015, 15:33
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Wenn ich das hier mal gewagt einflechten darf - ich habe da eine ganz pragmatische Alternative zu Deiner sehr akademischen Vorgehensweise (danke für's Teilen!): für Makros nutze ich ganz verschiedene (Makro-)Objektive* mit (meist) manuellen Blitzen; mit und ohne Zwischenringe, Raynox-Achromaten, Tele(makro)konvertern etc. Alle Kombinationen so durchzutesten würde mich ernsthaft Restlebenszeit kosten, deshalb mache ich quick&dirty Testschüsse auf meine Fingerkuppe, bevor ich auf lebendig-mobile Motive losgehe und diese evtl. verscheuche (oder gar grille :mrgreen: ).
* vom Noflexar 4/105 über M 4/100, Kiron 2,5/105 bis zum 100WR - nur mal die 100er aufgeführt...

Eddy


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BeitragVerfasst: Sa 16. Jan 2021, 10:42 
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Hallo Eddy, das ist ein guter Ansatz, gerade wenn man viel variiert. Leider kann ich die Testschüsse nicht hinreichend auf dem Kameradisplay beurteilen und ärgere mich des Öfteren danach am Computer. Vielleicht muss ich das einfach 'mal üben. Oder endlich die neue Brille anfertigen lassen.

Ich habe zwar im letzten Jahr mehr experimentiert, normalerweise greife ich aber zum "üblichen" Besteck und konstantem Maßstab, welches ich gut kenne, so dass ich Blenden und ungefähre Blitzleistung im Kopf habe. Letztere teste ich meist vor Ort, weil der Aufbau meist leicht unterschiedlich ist. Mit IRIX und LAOWA kam neues hinzu, mit verblüffend anderen Ergebnissen - das hat meine Neugier angestachelt. Noch habe ich nichts gegrillt, es ist aber kürzlich ein Godox AD200pro hinzugekommen ')

--Jens

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Gruß, Jens


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BeitragVerfasst: Sa 16. Jan 2021, 11:12 
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Hi Jens!,.....an dieser Stelle mal vielen Dank für Deinen Aufwand den Du betreibst und hier im Forum zeigst!!! :hat:

....Deine Art den einzelnen Objektiven auch technisch auf den Grund zu gehen finde ich prima.Ergibt sich doch, wenn man das Verhalten der Objektive
in der Praxis kennt,...ein guter Überblick wie die Teile so ticken.

...ich folge Deinen Ausführungen immer sehr gern,...und kann Deine Ergebnisse gut nachvollziehen.

...noch nen feinen Samstag für Dich :cheers:

Bernd

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Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit.
(Marie von Ebner-Eschenbach)


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BeitragVerfasst: Sa 16. Jan 2021, 22:24 
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Hallo Jens,

zur Beurteilung der Testschüsse ziehe ich immer das Histogramm zu Rate. Zumal meine Fingerkuppen jahreszeitlich bedingt in ihrem Reflexionsvermögen stark variieren :mrgreen:
Beim Sichten auf dem PC-Monitor entscheide ich dann nur noch über den zu treibenden Aufwand für die EBV: bei Belichtungsvolltreffern zackig mit Faststone ImageViewer (gab schon verdächtig lange kein Update...) & jpgIlluminator zum Nachpolieren; habe ich zuviel verschenkt, muss DxO ran...
Ärgern passt für mich nicht zum Hobby - Gelassenheit ist trainierbar, und die kann man immer gebrauchen...
Im Gegentum, die Freude ist bei mir umso fetter, wenn man rein manuell arbeitet (mit Altglas und Blitzstufe ¼) und doch Bilder aufs TV zaubert, für die andere TTL-Top-Technik auffahren...

Eddy


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BeitragVerfasst: Sa 16. Jan 2021, 23:32 
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Blendenwirbel hat geschrieben:
Hallo Jens,

zur Beurteilung der Testschüsse ziehe ich immer das Histogramm zu Rate. Zumal meine Fingerkuppen jahreszeitlich bedingt in ihrem Reflexionsvermögen stark variieren :mrgreen:
(...)
Eddy


Die Belichtung macht mir überhaupt keine Sorgen, das mache ich auch problemlos an der Kamera. Meist sind meine Lichter ohnehin nicht ganz am Anschlag und ich helle in der Nachbearbeitung kräftig auf, was bei der K-1 aufgrund der ISO-Invarianz dem Fotografieren mit höherer ISO-Einstellung und "optimaler" Belichtung gleichkommt - ist aber erheblich entspannter und bietet Raum in den Spitzlichtern.

Ärgerlich ist es dagegen, wenn die Lichtführung stimmt, Fokusebene und Ausschnitt sitzen und ich am PC erst feststelle, dass die Details fehlen, weil ich zu weit abgeblendet habe. Deshalb ist es mir wichtig zu verstehen, bei welchem Maßstab und welcher Blende die Beugung die Details zuschmiert und was es mit der empfundenen unterschiedlichen "Beugungsfestigkeit" verschiedener Objektive auf sich hat. Die obigen Betrachtungen helfen, die erst einmal verwirrenden zu systematisieren.

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Gruß, Jens


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BeitragVerfasst: So 17. Jan 2021, 00:57 
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Beiträge: 12226
Jee hat geschrieben:
Blendenwirbel hat geschrieben:
Hallo Jens,

zur Beurteilung der Testschüsse ziehe ich immer das Histogramm zu Rate. Zumal meine Fingerkuppen jahreszeitlich bedingt in ihrem Reflexionsvermögen stark variieren :mrgreen:
(...)
Eddy


Die Belichtung macht mir überhaupt keine Sorgen, das mache ich auch problemlos an der Kamera. Meist sind meine Lichter ohnehin nicht ganz am Anschlag und ich helle in der Nachbearbeitung kräftig auf, was bei der K-1 aufgrund der ISO-Invarianz dem Fotografieren mit höherer ISO-Einstellung und "optimaler" Belichtung gleichkommt - ist aber erheblich entspannter und bietet Raum in den Spitzlichtern.

Ärgerlich ist es dagegen, wenn die Lichtführung stimmt, Fokusebene und Ausschnitt sitzen und ich am PC erst feststelle, dass die Details fehlen, weil ich zu weit abgeblendet habe. Deshalb ist es mir wichtig zu verstehen, bei welchem Maßstab und welcher Blende die Beugung die Details zuschmiert und was es mit der empfundenen unterschiedlichen "Beugungsfestigkeit" verschiedener Objektive auf sich hat. Die obigen Betrachtungen helfen, die erst einmal verwirrenden zu systematisieren.





...das sehe ich zu 100% genau so ,...um das geht es :2thumbs:


Bernd


Bernd

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BeitragVerfasst: Mo 18. Jan 2021, 18:11 
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Zumindest theoretisch sehe ich überhaupt keinen Grund, dass die Beugung bei unterschiedlichen #objektiven unterschiedlich sein sollte.

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Liebe Grüße
Joe


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BeitragVerfasst: Do 21. Jan 2021, 09:54 
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laerche11 hat geschrieben:
Zumindest theoretisch sehe ich überhaupt keinen Grund, dass die Beugung bei unterschiedlichen #objektiven unterschiedlich sein sollte.

Ich auch nicht, daher meine Versuche zu erkunden, was d'ran ist.

Ich habe gerade den Text zum DFA100WR korrigiert, ich hatte die Blendenwerte in der Diskussion vertauscht.

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Gruß, Jens


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BeitragVerfasst: Sa 20. Feb 2021, 01:12 
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Registriert: Fr 4. Dez 2015, 01:36
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Ich habe gerade gesehen, dass die Bedienungsanleitung des IRIX150 eine Tabelle mit Verlängerungsfaktoren enthält. Diese stimmt mit meinen gemessenen f/2.8-Werten ziemlich exakt überein.

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Gruß, Jens


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