Bei Aufnahmen mit einem Maßstab > 0 (d.h. alles außer Fokus im Unendlichen) schlägt die Auszugsverlängerung zu, d.h. die Belichtungszeit muß gegenüber der in Unendlichstellung um den Faktor (1+m)² verlängert werden, wenn m den Abbildungsmaßstab bezeichnet. Anschaulich bildet man bei wachsendem Maßstab einen immer kleineren Ausschnitt ab, so dass ingesamt von das Licht von einer immer kleineren Fläche den Sensor erreicht. Das ist bei 1:2 Aufnahmen ein Faktor von 2,25 und bei 1:1 bereits ein Faktor von 4.
Beim
habe ich festgestellt, dass diese bei gleicher nomineller Blende erheblich zwischen den Objektiven abweicht, obwohl sie eigentlich nur vom Maßstab abhängen sollte. Auch die Beugung setzte bei verschiedenen Blenden ein.
Meine Vermutung war, dass die an der Kamera (oder am Objektiv) eingestellte Blende nicht immer der wirksamen Blende im Nahbereich entspricht - wahrscheinlich durch Verkürzung der Brennweite bei internem Fokus, die nicht durch die entsprechende Verkleinerung der Eintrittspupille (wirksame Blendenöffnung) ausgeglichen wird. Diese Objektive haben dann im Nahbereich weiter offene Blenden als nominell eingestellt, was teilweise die Auszugsverlängerung wieder ausgleicht und Beugung verringert. Für die Tiefenschärfe ist jedoch weiter die geometrisch wirksame Blende maßgeblich, so dass sie geringer ausfällt als erwartet.
Um das zu überprüfen habe ich eine hinreichend homogen beleuchtete weiße Tür aus festem Abstand in verschiedenen Maßstäben mit konstanter Zeit und Empfindlichkeit (je einmal mit f/2.8 und f/11, in A-Stellung) in den jeweils auf der Skala markierten Maßstäben aufgenommen und die Rohdaten (Grünkanal) im Zentrum ausgewertet. Das folgende Diagramm zeigt den theoretischen Verlägerungsfaktor (schwarz) und die aus dem Kehrwert des Grün-Mittelwertes berechneten praktischen Verlängerungsfaktoren der Objektive.

Farben markieren die Hersteller, gepunktet mit hohlen Symbolen sind die f/2.8-Reihen aufgetragen, durchgezogen/gefüllt f/11. Ich habe die Kurven vertikal 'per Hand' ein wenig geschoben, so dass das Skalenverhalten gut sichtbar wird - nahe unendlich schwanken die Werte sehr stark.
Zu den einzelnen Objektiven:
Elicar 90mm f/2.5Alle 6 Linsen fokussieren als Einheit, so verwundert es nicht, dass es nahezu der theoretischen Kurve entspricht. Bei den f/11-Werten ist mir eine Einstellung durch die Lappen gegangen - die Kurve erscheint aber eher noch steiler, so dass es nicht verwundert, dass man das Elicar eher nicht so weit abblenden muss (und kann).
Pentax DFA 100mm f/2.8 WR Übrigens ist das bei f/2.8 in Zentrum deutlich am hellsten - die Pentax-Beschichtung in Verbindung mit nicht zu vielen Elementen trägt Früchte, es ist nicht umsonst das gegenlichtfesteste. Man sieht zwei sehr verschiedene Kurven: Bei
f/11 f/2.8 entspricht es exakt der theoretischen Kurve,
hier scheint die Blendesteuerung sauber implementiert. Bei
f/2.8 könnten eventuell noch mechanische Vignettierungseffekte eine Rolle zu spielen, die im Nahbereich verschwinden f/11 habe ich gerade keine Idee warum, jedenfalls ist die Kurve oberhalb 0.6 deutlich abgeflacht, d.h. oberhalb 1:1.5 bildet es heller ab als erwartet, aber auch unterhalb dessen ist sie flacher und entspricht etwa der des Laowa. Vor Handling her hat das DFA 100 WR wieder absolut überzeugt - der Fokusweg ist gut und wunderbar leicht gedämpft, die Skala ist definitiv am besten abzulesen, die Vergrößerung am leichtesten einzustellen.
IRIX 150mm f/2.8 und
Pentax DFA 50mm f/2.8Die Kurven sind nahezu identisch, sowohl für f/2.8 und f/11, mit der des DFA 50mm Makro. Beide sind bei 1:1 eine volle Blendenstufe heller als ein Objektiv konstanter Brennweite (und Blende) bei 1:1 sein würde, also wie ein 93mm f/2.0 Makro. Das viele Glas im IRIX muss ja für etwas gut sein

.
Laowa 100mm f/2.8Das Laowa ist schon in Unendlichstellung wesentlich dunkler als die anderen - rein geometrisch kann die kleine Frontlinse keine f/2.8 Öffnung bei 100mm bieten, erst recht nicht mit erträglicher Vignettierung am Kleinbildformat. Da wurde im Marketing sehr großzügig gerundet

. Der Verlängerungsfaktor verläuft bei f/2.8 und f/11 praktisch identisch, bei 2:1 beträgt er ca. 6,7 statt theoretischen 9. Bei f/11 ist das Laowa trotzdem insgesamt deutlich dunkler als andere Objektive, fast um eine ganze Blende gegenüber dem DFA100 bei 1:1. Die Skalen des Laowa lassen arg zu wünschen übrig, der Fokusweg ist sehr kurz.
Zusammenfassend muss man die Blende im Makrobereich für die obigen Objektive wirklich einzeln betrachten, Abweichungen gibt es sowohl in der Blendensteuerung allgemein als auch im Umgang mit der Blendenöffnung im Nahbereich. Teils gibt es, wie beim DFA 100mm f/2.8 WR, eine völlig verschiedene 'Interpretation' bei unterschiedlichen Blendenzahlen! Insofern verwundern die Beobachtung beim Vergleich der Detailabbildung der Objektive nicht mehr.
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Gruß, Jens
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