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Klein, kleiner, winzig, Milbe

Mi 5. Feb 2025, 15:03

Oft fotografiere ich Bienen z.B. an Blüten, was meist von vielen als schön empfundene Bilder gibt oder versuche Interessantes zumindest ansprechend darzustellen. Bei der hier abgebildeten Milbe musste ich "ansprechend" allerdings für "erkennbar" eintauschen, trotzdem hat das für das bloße Auge kaum Sichtbare für mich einen gewissen Reiz.

Die Bilder zeigen eine von mehreren bisher nicht bestimmten Milben aus einem Bienenvolk, die meine Imkerin und Bienentierärztin zugeschickt bekam. Meist sieht man davon "nur" Mikroskopbilder im Durchlicht. Hier habe ich versucht, Bilder "von außen" zu erzeugen. Die Milbe ist ganze 0,4 mm lang, was mein improvisiertes Mikro-Stacking arg an seine Grenzen brachte. Ich habe sie so abgelichtet, wie sie ankam - ohne weitere Präparation. Damit muss ich mich aber dringend 'mal beschäftigen.

Von oben und unten:



Fotografiert habe ich mit der KP und einem einfachen Nikon-E 10x/0.24 160/- Mikroskopobjektiv, wobei ich Fokusstapel mit 6µm Schrittweite fotografiert habe. Davon flossen etwa jeweils 35 in die Aufnahmen ein. Kleinere Schritte gibt mein modifizierter Schlitten noch nicht her. Die Schrittweite liegt aber knapp unterhalb der Schärfentiefe, die das Objektiv liefert - im Rahmen der beugungsbedingten Größe der Zerstreuungskreise.

Einen Eindruck von der Größe bekommt man vielleicht von der Milbe auf meiner üblichen Unterlage. In den Deckel eines Pestoglases habe ich schwarzes Wachs aus einem Kerzendekorationsset gegossen, hier nach dem Reinigen noch einmal per Heißluftfön erwärmt. Eine bessere matte dunkle Unterlage habe ich noch nicht gefunden, irgendwie fängt alles im Mikrometerbereich an zu glänzen. Vielleicht hilft es, das Wachs langsam abzukühlen - wie oben zu sehen, hat es eine eher "grobe" Oberflächenstruktur. Der kleine braune Krümel, auf den die Nadel zeigt, ist die Milbe.



Gegenüber den Spezialisten in dieser Disziplin mit ihren Materialschlachten sieht mein Aufbau etwas hemdsärmelig aus:



Ein geöhnliches Stativ mit Kugelkopft trägt den mit einem Getriebeschrittmotor umgebauten MacroBot. Das Objektiv sitzt mittels RMS->M42 und M42->PK Adaptern am genialen 100mm Pentax-Zwischenring (Tubus). Den hatte ich noch um 13mm verlängert, um auf etwa160mm vom Flansch bis zum Sensor zu kommen. Allerdings liegt dabei die Vergößerung schon bei fast 11x, wie ich heute nachgemessen habe, der 100mm-Zwischentubus reicht für 10x aus. Gegenüber dem Balgen baut die Tubus-Lösung angenehm flach und ist sehr leicht. Als Objektbühne diente ein Anspitzer, der zufällig die richtige Höhe hatte, den Diffusor habe ich aus einem Tischtennisball zugeschnitten. Das 28mm Cosina liefert als Lupe zwar kein großes Sichtfeld aber ein gute Vergrößerung bei ausreichend Arbeitsabstand.

Die Godox-Blitze sitzen unter einem kleinen Elefanten (von Xiah) bzw. an einem langen Ausleger auf einem Leuchtenstativ - was halt so vorhanden ist. Dass es die großen geworden sind, liegt am Kampf mit Vibrationen. Meinen auf dem Schreibtisch stehenden PC muss ich ohnehin ausschalten; schon bei kleineren Vergößerungen virbriert selbst der leise Lüfter zu stark. Trotzdem hatte ich den Eindruck, auch mit 2s-Vorauslösung nicht ganz an die mögliche Auflösung heran zu kommen. Blitzen mit elektronischen Verschluss haben die Pentax-Entwickler leider abgeschaltet, weil sie sich wahrscheinlich nicht vorstellen konnten, wieso jemand mit 1/8s Synchronzeit fotografieren können möchte. Ich las den Tipp, anstelle dessen abgedunkelt lange Belichtungszeiten (1s) zu nehmen und auf den 2. Verschlussvorhang zu synchronisieren. Was bei Pentax nicht in der Bedienungsanleitung steht, ist, dass diese Synchronisationsart nicht nur vom Blitz abhängt, sondern auch vom eingesetzen Objektiv - ohne A-Stellung am Objektiv weigern sich die Kameras (K-5, K-1, KP). Eher zufällig bin ich darauf gestoßen, dass nicht nur der Godox-Sender eine Verzögerungszeit unterstützt (nur bis 10ms, zum Ausgleich zu langsamer Verschlüsse), sondern die AD200pro genau wie benötigt - im Gegensatz zu TT350 und V1 - zur Simulation des Auslösens auf den 2. Vorhang Verzögerungszeiten bis zu mehreren Sekunden bieten. Mit 1s Belichtungszeit und Blitz nach 0,95s ist die Erschütterung vom 1. Vorhang offenbar hinreichend abgeklungen. Daher die "Monster" neben dem kleinen Tischtennisball, auf 1/128 Leistung.

Re: Klein, kleiner, winzig, Milbe

Mi 5. Feb 2025, 15:06

brrrrr..... :d&w: nicht gerade mein Lieblingstier, aber toll umgesetzt. :2thumbs:

Re: Klein, kleiner, winzig, Milbe

Mi 5. Feb 2025, 15:16

Beeindruckend Jens, Danke auch für die ausführlichen Erklärungen dazu! Kannst du gerne öfter zeigen! :hat:

Re: Klein, kleiner, winzig, Milbe

Mi 5. Feb 2025, 15:30

Einfach nur Jörg hat geschrieben:Beeindruckend Jens, Danke auch für die ausführlichen Erklärungen dazu! Kannst du gerne öfter zeigen! :hat:

:2thumbs:

Re: Klein, kleiner, winzig, Milbe

Mi 5. Feb 2025, 15:58

Das nenne ich mal ne spezifische Art, zu fotografieren. :shock:
Das Ergebnis ist spannend, wenn auch nicht „ansprechend“. Respekt für deine Fotos und für die Arbeit, die du da hinein gesteckt hast! Ich hätte nicht die Ausdauer für so einen aufwändigen Aufbau. :nono:

Re: Klein, kleiner, winzig, Milbe

Mi 5. Feb 2025, 19:40

Wirklich unglaublich deine Mühen und die Ergebnisse sind doch sehr gut geworden.

Re: Klein, kleiner, winzig, Milbe

Mi 5. Feb 2025, 21:05

technisch blicke ich da eh nicht durch, aber ein beachtliches fotografisches Ergebnis von dir, meinen Respekt zolle ich gern :hat: :hat: :hat:
unsere Natur hat eben auch ihren, manchmal unbemerkten, Makrokosmos. Und deinen dargestellten Workflow :foto:

Re: Klein, kleiner, winzig, Milbe

Mi 5. Feb 2025, 21:22

:shock: manchmal kann man schon froh sein das bestimmte Lebewesen so winzig sind und man sie so nie zu sehen bekommen würde.
Aber die Bilder, die du mit deinem Setup gemacht hast, sind grandios!!!!!! :2thumbs:

Re: Klein, kleiner, winzig, Milbe

Mi 5. Feb 2025, 22:03

Vielen Dank an alle! Es freut mich, wenn ich Interesse geweckt habe. So aufwändige Aufnahmen mache auch ich nur selten, sonst hätte ich mir schon eine stabiles Gestell zusammen geschraubt, mit einer Bühne, die in mehreren Freiheitsgraden verstellbar ist.

Intru hat geschrieben::shock: manchmal kann man schon froh sein das bestimmte Lebewesen so winzig sind und man sie so nie zu sehen bekommen würde.


So schlimm fände ich das nicht, mit Spinnen kommen wir ja auch einigermaßen klar. Wenn ich mit meiner Bestimmung richtig liege, dann ist das sogar ein Nützling im Bienenstock: eine Milbe, die sich von Pilzen ernährt, d.h. Schimmel im Zaum hält. Wir werden sehen, was die Profis von der Parasitologie meinen.

Re: Klein, kleiner, winzig, Milbe

Mi 5. Feb 2025, 22:11

Jee hat geschrieben:Wenn ich mit meiner Bestimmung richtig liege, dann ist das sogar ein Nützling im Bienenstock

Irgendwie hat ja jedes Tier auf der Welt seine Daseinsberechtigung. Auch die, von denen wir es nicht erwarten würden. Wenn es dann auch noch nützlich ist, dann ist es umso besser :)

Jee hat geschrieben:So schlimm fände ich das nicht, mit Spinnen kommen wir ja auch einigermaßen klar.

:rolleye: :nono:

Spinnen = :d&w:
die einzigen Spinnen, die mir kein Unbehagen bereiten, sind Springspinnen :) die sehen mit ihren Augen irgendwie knuffig aus :lol:
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