Di 6. Apr 2021, 21:21
Hallo zusammen,
herzlichen Dank für Eure ausführlichen Rückmeldungen. Finde ich schön, wenn eine Diskussion zustande kommt. Und solange das nicht zu weit ‚off topic‘ ist, ist das für mich auch völlig in Ordnung.
@Achim: Schön, von Deinem Wallach zu hören. Freut mich sehr, wenn die Bilder wieder Lust auf‘s Reiten machen. Das Thema Sicherheit ist wirklich Zentral. Ein Pferd im Galopp hat grob geschätzt die 70fache Geschossenergie von einer 9mm Pistolenkugel... muss man sich wirklich überlegen, ob man sich da in den Weg stellen will

Ich selbst war auch schon zweimal zur falschen Zeit am falschen Ort, war aber zum Glück beide Male gut gegangen.
@Udo: Vielen Dank, dass Du Deine Erfahrungen schilderst. Mit etwas Übung ist das gar nicht so schlimm. Beim Springen (zumindest Turnier) gibt es einen festen Parcours den man sich vorher ansehen oder auch (von einem Reiter) erklären lassen kann. Dann weißt Du genau, in welcher Reihenfolge und aus welcher Richtung die Pferde ankommen. Und die müssen ja über den Sprung rüber, und das auch meist mittig. Da kann man sich ganz gut eingrooven. Und die Hindernisse sind meist so markiert, dass man auch aus der Distanz sehen kann, in welcher Richtung ein Pferd durchmuss. Und dann stellst Du Dich so hin, dass Du zumindest zwei oder drei Hindernisse gut (= unverbaut von schräg vorne) drauf bekommst, dann kann schon nicht mehr viel schiefgehen.
Bilder von der Seite mögen Reiter oft nicht, weil man da jeden Fehler im Sitz, in der Zügelführung o.ä. sieht.
Im Parcours stehen sollte man nur, wenn 1) der Veranstalter das ausdrücklich erlaubt, und 2) man mit den Gepflogenheiten gut vertraut ist - die Pferde reiten, insbesondere bei Zeitspringen, nicht nur gerade Linien, sondern schlagen auch diverse Haken. Und wenn man dann im Weg steht, wird es gefährlich oder (wenn der Reiter ausweichen muss) ihm gegenüber unfair. Also anfangs lieber von ‚hinter der Bande‘. Und iim freien Geländetraining kann auch mal ein Pferd über irgend eine Hecke oder durch den Knick gesprungen kommen. Da ist
echt Obacht & gute Sichtbarkeit angesagt.
Der Unterschied zwischen Profi- und Amatuerfotograf ist: 1) Profi verkauft Bilder für Geld und 2) darf stehen wo er möchte. Letzteres ist ein unschlagbarer Vorteil, weil Nähe hilft - das Thema hatten wir weiter oben mal zu fassen. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass Profis bessere Bilder abliefern als Amateure. Da muss man m.E. differenzieren: Pressefotograf bei internationalem Event ist mit Sicherheit jemand, der Sein Handwerk versteht und eine professionelle Optik am Start hat. Der sucht dann die ein- oder zwei Bilder, die nachher für die gesamte Veranstaltung stehen. Über die sprechen wir hier glaube ich nicht.
Bei regionalen Turnieren gibt es, wie in jeder Branche, gute und weniger gute Anbieter. Man muss sich vergegenwärtigen, dass die Geschichte für den Fotografen rentabel sein soll - bei zwei, drei Tagen Turnier darf sich der Nachbearbeitungsaufwand nur in minimalen Grenzen bewegen - am besten alles ooc mit einem passenden Einstellungsset in der Kamera. Und die Bilder werden dann eher auf Sicherheit geschossen, um jeden Reiter draufzubekommen. Da ist das natürlich einfacher, wenn man so wie hier nur ein paar Bilder erstellt und sich sowohl für die Erstellung, als auch die Nachbearbeitung, etwas Zeit nehmen kann.
Es ist auch ein Gebot der Fairness, den gewerblichen Fotografen nicht ins Gehege zu kommen. Ich respektiere es, wenn jemand damit Geld verdienen will / muss, und vielleicht auch Geld für eine Fotolizenz bezahlen musste. Da können schonmal Sensibilitäten aufkommen. Vor Ort kennt man sich eh‘, da ist das kein Problem. Und auf unbekannten Plätzen hilft ein offenes Gespräch. Die meisten Kollegen waren bislang sehr freundlich, tolerant, entspannt. Bislang bin ich nur einmal weggebissen worden, weil der Berufsfotograf partout nicht glauben wollte, dass ich privat fotografiere. Der kam an „Ich habe Sie beobachtet... Sie fotografieren hier...“ (Dachte nur: Ach nee, wie hat der das bloß bemerkt, dabei hatte ich die klassische vier-Kilo-Spionagekamera K1 mit BG und 150-450 vor der Nase

) Das ließ sich aber aufklären. Und im Zweifel wird dann halt mal nicht fotografiert. Gewerbe hat Vorrang.
Verglichen mit Handyfotos sind selbst mäßig geschossene / nicht entwickelte ‚Profi`Fotos ein riesen Fortschritt und damit vermarktbar. Dass da bei dem einen oder anderen Anbieter noch Luft nach oben ist, steht auf einem anderen Blatt. Wenn der Kollege mit besseren Bildern 10% mehr Umsatz macht, aber 30% mehr Zeit aufwenden muss... ist die Entscheidung schnell getroffen.
Zurück zum Hier und jetzt: Amateurhaft geht es hier gewiss weiter
Liebe Grüße
Rainer