@Frank: Dann will ich mich mal über die sogenannten Superzooms auslassen und klären, was ich mit "risikobelasted" meine
Jedes "Superzoom" (18-200, 18-250, 18-270 etc.) ist für den Konstrukteur ein optischer Kompromiss. Die einfachste Arbeit hat ein Objektivkonstrukteur wenn er eine Festbrennweite baut: Eine Brennweite und klare Vorgaben! Je mehr Brennweiten der Konstrukteur in einem Objektiv zusammenfassen soll oder muss, desto mehr Linsen verbaut er und es addieren sich häufig die optischen Fehler und Abweichungen. Schließlich muss alles so korrigiert werden, das die Lichtstrahlen alle den gleichen Brennpunkt erreichen
Schauen wir uns ruhig einmal die Abbildungsleistungen eines Superzooms 18-200 an und vergleichen, bei gleichen Brennweiten, die Ergebnisse mit Bildern eines DA 18-55 + DA 50-200. Solange wir uns im Bereich der mittleren Blenden bewegen bringen beide Varianten ausgezeichnete Ergebnisse. Tasten wir uns dann aber mal an die offene Blende heran. Nun wird sich die Spreu vom Weizen trennen. Das gleiche gilt übrigens für das Arbeiten unter schlechten Lichtverhältnissen.
Sicher, das DA 18-55 und DA 50-200, sind auch keine Lichtriesen und keine High-End-Objektive, aber gemessen an der Leistungsfähigkeit der Superzooms mehr als vergleichbar.
Ein zweiter Nachteil der Superzooms ist einfach: Wir verspielen eigentlich den Vorteil einer dSLR. Wenn mir ein Objektiv für alles reicht kann ich eigentlich zu einer Bridgekamera greifen
Kommen wir aber nun zum kritischen Punkt: Der Mensch! Der Mensch der nicht mehr laufen muss sondern an der Optik drehen kann wird das tun! Das gilt für den Superzoomer genauso wie für den Zoomer mit Standard- und Telezoom. Beim drehen bewegt sich aber der Superzoomer vom WW-Bereich 18 mm mit 1/60 Sek. bei Blende X, also ein "verwacklungsfreier" Bereich, in den Bereich von 200 mm mit 1/30 Sek. und Blende Y - und das ist alles andere als Verwacklungsfrei! Unsere Programmautomatik würde bei 200 mm die Zeit am liebsten auf 1/200 bis 1/250 steuern um "verwacklungsfrei" zu fotografieren. Schauen wir uns das mal nebeneinander für 200 mm an:
1/30, 1/60, 1/125,1/250
4 Blendenstufen!! Das ist selbst für eine Shake-Reduction fast zuviel! Tja und schon wackelts im Karton. (Ich gehe in meinem Beispiel von einer gleichbleibenden ISO aus!). Auch derjenige, der mit einer Zoomkombination arbeitet kommt ins "Wackeln" hat aber den Vorteil, das er bei + 55 mm Brennweite nun das Objektiv wechseln muss damit er an die Telebrennweiten kommt. Das kostet einerseits zwar Zeit, gibt aber dem Gehirn die Möglichkeit festzustellen "ACHTUNG TELE - DENK AN DEN UMKEHRWERT DER BRENNWEITE".
Das ist übrigens nicht aus der Luft gegriffen. Durch meine Dozententätigkeit bin ich öfters mit der Aussage konfrontiert worden "blöde Optik, beim Weitwinkel super aber beim Tele nix". Ich habe mir dann Bildbeispiele schicken lassen und wenn die Exif-Daten dann sagten 270 mm, f=6,3 und 1/30 Sek. habe ich nur die Frage gestellt ob ein Stativ im Einsatz war! In der Regel wurde die Frage verneint
Bleibt zusammenfassend festzustellen:
- ein Superzoom ist ein größerer optischer Kompromiss wie eine Zoomkombination (bei vergleichbaren Preisklassen)
- ein wenig dSLR-Flexibilität geht verloren (das ist aber als Nachteil eher ein Schönheitsfehler)
- durch ein ungestörtes drehen wird schnell der "verwacklungsfreie" Bereich unbewusst verlassen
So nun kann der eine oder andere von Euch argumentieren zwei Optiken = höherer Preis und höheres Gewicht. Schauen wir uns das auch an
smc DA 18-55 / 3,5 - 5,6 AL WR 230g Preis UVP € 199,00 Koch € 188,62
smc DA 50-200 / 4 - 5,6 ED WR 285g Preis UVP € 349,00 Koch € 220,29
smc DA 18-270 / 3,5 - 6,3 SDM 453 g Preis UVP € 799,00 Koch € 721,89
Differenz beim Gewicht 62 g! Ist das entscheidend? Auch der Preis relativiert sich! OK ich vergleiche ein Ultrschallobjektiv mit "normalen" Optiken! Geht im Moment nicht anders, da auch Sigma im 18-250 einen HSM-Motor hat und Tamron bietet für Pentax nur ein 18-200 an, das nicht wirklich vergleichbar wäre. Aber ich denke Ihr wisst, worauf ich hinaus will.
Viele Grüße
Thomas