Ich habe lange überlegt, ob ich das folgende Bild und den Text hier veröffentlichen soll, denn es ist eine (nicht ganz so) entfernte Verwandte, der ein großes Unrecht geschehen ist.
Ein altes Bild von ihr habe ich fotografisch reproduziert und mit viel Mühe Knicke und Flecken entfernt. Ihre Uhr, die über meine liebe Mutter auf uns gekommen ist, habe ich heute fotografiert und die beiden Bilder zusammengeführt.

Hier ist ihre Geschichte. Ein alter Zeitungsartikel, der aber offen im Netz zugänglich und nun mehr als 50 Jahre alt ist. Ich finde, es passt hierher, denn es zeigt, um wieviel mehr die Geschichte eines Menschen uns durch die Fotografie nahegeht.
Zitat:
Pferd scheute am Mordhaus
einen besten Kunden habe ich verloren" "- klagt der Gastwirt von Ellar. Die 864 Seelen zählende Westerwaldgemeinde wird ohne den 48jährigen Handelsvertreter Josef Schowe und seine 43jährige Hausgenossin Emmi Kühn noch etwas stiller werden. Schowe fuhr einen schneidigen Wagen und er konnte sich nicht nur sonntags Zechen von dreißig bis vierzig Mark leisten.
Keiner von denen, die da mit ihm an der Theke standen, dachte noch an den Unsinn, den ein Ellarer Bauer vor elf Jahren bei der Limburger Kriminalpolizei zu Protokoll gegeben hatte: „Mein Pferd hat vor Schowes Haus gescheut. Da liegt sicher die tote Frau im Keller. Das war damals, als die 38jährige Frau Elisabeth Schowe in die amtliche Vermißtenkartei eingetragen wurde- „In der Ostzone verschollen". Dennoch ließ die Kriminalpolizei in dem Keller nachgraben, vor dessen Außenwand das Pferd gescheut hatte. Man fand nichts.
Ein Jahrzehnt später, am 19. Februar 1958 grub man weiter. Als in der grauen Tiefe ein Skelett durch den Lehm&Staub schimmerte, hatte die Untersuchungsgefangene Emmi Kühn bereits ein Geständnis abgelegt.
Schowe lernte seine spätere Haushälterin 1946 in Berlin kennen und nahm sie nach Ellar mit. Seine Frau schöpfte mit Recht Verdacht, und es gab bis zum Sommer 1947 immer heftigere Eifersuchtsszenen. Schowe und seine Freundin versuchten Anfang Juli vergeblich, die Frau zu vergiften. Dann hob der Mann im Keller eine Grube aus und lockerte in dem darüber liegenden Schlafzimmer die Dielen. Seiner Frau sagte er, jeder „richtige Schwarzhändler" besitze ein solches Versteck. Und drei Wochen lang schlief Frau Elisabeth ruhig über ihrem Grab. Inzwischen übte Emmi Kühn unter Anleitung ihres Geliebten an einem Hackklotz wuchtige Hammerschläge. Am 28. Juli war es dann soweit: Nach dem gemeinsamen Mittagessen lag Frau Schowe schlafend auf dem Bett, als ihr Mann sich aus dem Zimmer schlich und seiner Freundin einen Wink gab. Und während er vom Fenster aus zusah, schlug sie ihrer Rivalin die linke Schläfenpartie ein. Die beiden Mörder hüllten die Tote in eine Decke und vergruben sie im Keller.
Noch am gleichen Abend begannen Josef Schowe und Emmi Kühn mit eifrigen Reisevorbereitungen, deren Ohrenzeugen die übrigen Hausbewohner werden sollten. Diese hörten Schowes Worte:„Ach, liebe Elli Jetzt müssen wir aber schnell die Koffer packen, denn du weißt doch, morgen früh wollen wir zu dritt nach Berlin. Daß er mit einer Toten sprach, ahnten die Zeugen nicht. Nach einigen Wochen kamen Schowe und Frau Kühn allein von der Reise zurück und berichteten, Frau Elisabeth sei während der Reise durch die Zone verschwunden.. Dann bezogen Josef und Emmi das Bett über dem Grab und schliefen zehneinhalb Jahre lang in dem Bewußtsein, daß ihnen der „ perfekte Mord" gelungen sei. Bis am 17. Februar morgens ein Wagen des hessischen Landeskriminalamts vor der Tür hielt.
Die Indizien, die die erst vor einem halben Jahr gebildete Zentralstelle für Kapitalverbrechen in Wiesbaden in wochenlanger Arbeit (völlig lautlos und von den Ellarern unbemerkt) gesammelt hatte, reichten bereits am Morgen des 17 zu einem Haftbefehl aus. Als schließlich Emmi Kühn und Josef Schowe gestanden hatten, waren Kommissar Nöske, die Obermeister Preuss und Röhnert und Kriminalmeister Pohensky nach mehreren durchwachten Nächten am Ende Ihrer Kraft.