Ich habe mir Deine Bilder für einige Minuten angeschaut und überlegt, wie sie auf mich wirken. Meine Bemerkungen repräsentieren deshalb, alles in allem, in besonderem Maß nur meinen eigenen Geschmack.
Dieser führt zunächst dazu, dass ich die Handy-Fotos beiseite lasse; denn Leute, die auf ihr Handy starren, sieht man zwar überall, aber wohl auch deshalb haben solche Bilder nur im Ausnahmefall eine Pointe. Aus dem Radler mit dem Jesus-T-Shirt könnte vermutlich etwas werden. Meiner Ansicht nach wäre dafür aber ein aussagekräftiger Kontext notwendig. Hier hast Du nur die Fußgängerzone mit weiteren Passanten, Bäumen und einer Baustelle, die sehr viel Platz beanspruchen, aber in keiner Beziehung zum T-Shirt-Mann stehen.
Es bleiben die Fütterungs- und die Pausenzeit - zwei Bilder, von denen ich sagen würde, dass sie jeweils einen witzigen Augenblick wiedergeben, und die das Potential zu guten Fotos haben, das mir aber in beiden Fällen auch irgendwie verschenkt vorkommt. Ich fühle mich nämlich jeweils nicht zu dem entscheidenden Punkt hingezogen, sondern, vielleicht wegen der Perspektive und des Ausschnitts, durch allerhand Drumherum abgelenkt. Ich werde nicht einmal den Versuch machen, hier irgendein Patentrezept aus dem Hut zu zaubern. Herumprobieren kann hilfreich sein: Ein Schritt zur Seite, die Perspektive von unten, näher herangehen (bei Streetfotografie immer besser als längere Brennweite), andere Bearbeitung etc.
Was die Schärfe betrifft: Wenn es auf den richtigen Moment ankommt, habe ich mit einer großen Blende meistens Schwierigkeiten. Die Street-Profis, die ich kenne, finden aber ohnehin, dass Freistellen in den Bereich des (O-Ton) "Romantik-Kitschs" gehört; Porträtfotografen sehen das natürlich ganz anders. – Das kann man natürlich halten wie der Mann auf dem Dach; aber eine kleinere Blende mit weniger Unschärfe-Risiko ist nicht verboten. - À propos Schwierigkeiten: Ich habe eigentlich immer nur Schwierigkeiten. Deshalb danke für Deine Bilder. Man könnte ja sagen, dass dieses Forum viele Fotografen im Dauerkampf mit den Schwierigkeiten vereint.
Iam satis est Martin
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