Irgendwann im späten August oder im September haben wir Freddy - wir haben natürlich nie herausbekommen, ob er/sie überhaupt männlich, oder nicht doch weiblich war - zu dieser Auswilderungsstation am ganz östlichen Berliner Stadtrand gebracht. Er war da noch immer etwas zu leicht für seine Größe. Aber man war zuversichtlich, dass er sich bis zum Herbst noch genügend Gewicht anfuttern würde. Später sollten ihm noch die Schwanzfedern ausgezupft werden. Die waren nämlich durch die Tage der mangelnden Ernährung bevor ich ihn fand, mit sogenannten "Hungerstreifen" versehene. Da sind die Kiele dann dünner und nicht so stabil. Und auch das Federgewebe ist fransig und nicht geschlossen. Und das behindert den Vogel dann beim Fliegen. Durch das Auszupfen der Federn wird dann das Nachwachsen neuer und gesunder Federn mehr stimuliert. Das geht dann einfach schneller, als wenn man das sich selbst überlässt.
Er wurde dort in eine riesige, etwas 30-40qm große und etwa drei Meter hohe Voliere gesetzt, in der schon eine oder zwei Elstern saßen. Die Volieren zum Auswildern sind komplett mit Spanplatten zugebaut, so dass die Vögel wochenlang keine Menschen mehr sehen, die dort spazieren gehen. Und auch de Mitarbeiter stellen nur Futter durch einen Vorhand hinein und lassen sich von den Vögeln nur erblicken, wenn sie sie z-B. für Behandlungen und Messungen einfangen und anfassen müssen.
Zweck der Übung ist es, die Vögeln von den Menschen wieder komplett zu entwöhnen und ihnen ihre natürlich Scheu vor den Menschen wieder zurück zu geben. Denn nicht alle Menschen sind so nett und hilfsbereit zu ihnen, wie wir und die Leute von NABU. Viele Menschen tun den Vögeln auch etwas an, wenn sie sie zu fangen bekommen. Deshalb sollten wir auch nicht wieder kommen, um nochmal nach ihm zu schauen. In zwei oder drei Wochen würde er uns ohnehin nicht mehr erkennen, sagte man uns.
Nachdem er dann im Herbst freigelassen würde, würde er sich ein eigenes Revier suchen müssen. Rabenvögel kehren nicht zu ihren Geburtsnestern zurück. Sie werden dort von ihren Eltern, die diese Nistplätze auch in den folgenden Jahren wieder nutzen wollen, verjagt und müssen sich auch bei normaler Aufzucht einen eigenen Platz irgendwo erobern. Uns war also klar, dass das ein Abschied für immer sein würde. Dass wir ihn nie wieder sehen würden Und dass er sich ganz sicher nicht irgendwann mal auf unserer Balkonbrüstung niederlassen würde, um uns mal "Guten Tag" zu sagen und uns um einen Mehlwurm anbetteln würde. :D
Aber ich denke immer wieder gerne an diese Zeit mit ihm. Das war ein schönes Erlebnis. Und jetzt seit zwei Jahren haben wir im hinteren Hof auch wieder Eichelhäher im Baum, die dort nisten. Und im ersten Hof haben wir seit dieser Saison in der dortigen Eibe auch ein Elsternnest. Von den (mindestens) drei Jungvögeln, sind aber leider auch zwei in den Hof gefallen und letztlich gestorben. Einen konnte ich zwar auch noch am Boden einfangen und wieder in den Baum setzen. Aber zwei Tage später war der dumme Vogel wieder auf dem Boden. Und ein paar Tage später lag dann ein zweiter Jungvogel tot im Hof.

Ob der das war oder ein anderer aus dem Gelege, kann man natürlich nicht feststellen. Ich hoffe, wenigstens einer der Jungvögel hat es geschafft, erwachsen zu werden.