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BeitragVerfasst: Do 21. Mai 2015, 13:45 
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Hallo,

entschleunigtes Fotografieren ist derzeit wieder in aller Munde und ich habe schon immer eine Schwäche für manuelle Linsen. Daher möchte euch mal wieder ein an Pentax adaptiertes M42-Altglas-Schätzchen vorstellen. Es handelt sich um mein kürzlich erworbenes Bonotar 105/4,5 von Feinmess in Dresden. Die Firma wurde 1872 gegründet und nach 1945 in den VEB Feinmess umstrukturiert.

Techn. Daten:
Optische Rechnung : 3 / 3
10 Blendenlamellen
Blende max. f/4.5 und min. f/22
Naheinstellgrenze: 1,7 m
Filtergewinde: 40 mm

Bild

Bild

Der Tubus des einfachen Triplets ist weitgehend nur mit Luft gefüllt :D
Bild

Noch ein kleiner Größenvergleich mit den Altix (90mm) und dem DFA (100mm):
Bild

Die Linse an und für sich ist ein Kuriosum. Ursprünglich wurde die Rechnung als fest eingebautes Objektiv der Klappkamera Belfoca (aus den Belca-Werken, Dresden) mit 6x6 bzw. 6x9 cm Rollfilm entworfen. In den Jahren 1956-59 wurde die optische Rechnung schließlich auch in einem Tubus als Wechselobjektiv mit M42-Gewinde, sowie Exakta-Bajonett angeboten. Die Frontlinse ist so tiefliegend, dass keine Streulichtblende beigelegt wurde.

Es handelt sich bei der Linse um ein klassisches Triplet in Normalbauweise, so dass ein Großteil des Tubus praktisch leer ist. Trotz der einfachen Bauweise genießen die Triplets damals wie heute einen ausgezeichneten Ruf, auch im Vergleich mit moderneren Linsen mit echter Telebauweise. Man betrachte nur das bereits während des 1. WK entwickelte und jahrzehntelang produzierte Trioplan 100mm aus Görlitz, das heute für 500-600€ in der Bucht gehandelt wird und sich aufgrund seines Seifenblasen-Bokeh größter Beliebtheit bei Portrait- und Makroaufnahmen erfreut. Das Bonotar kann als Poor-Man´s Trioplan bezeichnet werden. Vor 10 Jahren lagen die Preise noch bei rund 30€ für dieses eher seltene, aber lichtschwache Objektiv. Mittlerweile muss man je nach Zustand zwischen 60 und 150€ hinlegen. Mal sehen, ob es ein Schuss ins Knie oder eine Investition in die Zukunft war ;)

Literatur:
    - Claus Lieberwirth, “Das Bonotar von Feinmess Dresden”, PhotoDeal III/2003
    - Bonotar, Foto-Objektiv der VEB FEINMESS Dresden, Prospektheftchen

Da vermutlich nicht allzu viele Pentaxianer ein solches Exemplar besitzen und meine Bilder allein vielleicht nicht genügend Eindrücke von der Linse vermitteln, verlinke ich noch kurz ein paar Bildersammlungen zum Bonotar (adaptiert an verschiedene Kameras):

Die folgenden Bilder sind alle an der K-30 und mit ISO 100 und -0,7 EV in der Mittagssonne entstanden.
Blende 4.5 (bei 1/1000s) also in dem Fall Offenblende hat wenig Schärfe zu bieten. Andere bisher gemachte Bilder zeigen bei Offenblende ziemlich heftige CAs.
Bild

bei Betrachtung der 100%-Ansicht wird die kaum vorhanden Schärfe noch deutlicher, interessant ist dieses Glühen um die Objekte herum, erinnert ein bisschen an die russischen Infrarot-Linsen
Bild

Blende 5.6 (bei 1/800s)
Bild

Blende 8 (bei 1/640s)... da kann man auch schonmal von Schärfe sprechen
Bild

Blende 8 in der 100% Ansicht
Bild

Derzeit habe ich noch zwei Exemplare zur Ansicht, allerdings wird mich eines wieder verlassen. Bei Gelegenheit werde ich mit der Linse mal ein Portrait probieren.
Grüße, Martin

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 Betreff des Beitrags: Re: Feinmess Bonotar 105mm / 4.5 V
BeitragVerfasst: Do 21. Mai 2015, 14:57 
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Schon erstaunlich, was die Linsen leisten. Vor allem 12 Lamellen und es gab zu der Zeit noch keine CNC-Technik.
Hab mal die Links geöffnet - tolle Bilder dabei. Gut, die neuen Linsen können das auch aber nicht zu dem Preis. Bin mal auf Deine nächsten Bilder gespannt.

Gruss, Thomas.

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Man kann eine Scheibe nicht so dünn schneiden, dass sie nicht zwei Seiten hat.


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 Betreff des Beitrags: Re: Feinmess Bonotar 105mm / 4.5 V
BeitragVerfasst: Mo 25. Mai 2015, 20:15 
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Registriert: Do 5. Sep 2013, 11:51
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thk hat geschrieben:
Hab mal die Links geöffnet - tolle Bilder dabei. Gut, die neuen Linsen können das auch aber nicht zu dem Preis. Bin mal auf Deine nächsten Bilder gespannt.

Da sind ein paar schöne Bilder dabei. Insgesamt ist die Anzahl an Beispielbildern für ein angeblich so beliebtes Objektiv mit immerhin 20.000 gebauten Exemplaren allerdings ziemlich gering. Ich zitiere mal aus dem Artikel von Claus Lieberwirth (der übrigens auch der Vater der optischen Rechnung ist):
Zitat:
Vom Portrait bei voller Öffnung bis zum Landschaftsobjektiv bei Blende 5,6 bis 11 zeigt es hervorragende Kleinbildeigenschaften(...). Als ich neulich in der Leica-Stadt Solms zur Börse ein Bonotar in der Hand hielt, flüsterte mir ein Besucher über die Schulter zu: ein gutes Objektiv, kaufen!

Ich glaube, dass es eine Linse ist, die nur unter ganz bestimmten Bedingungen wirklich gut funktioniert. Von den Offenblendeleistungen bin ich jedenfalls noch nicht so begeistert. Das Bonotar wurde in zwei leicht unterschiedlichen Varianten gefertigt und ich hatte beide Ausführungen da (in einer Woche zwei Exemplare bei ebay ist schon eine Seltenheit). Die Unterschiede liegen im Blendenring und in der Dicke des Fokusringes:
Bild

Bild

Beim Linken hakelt die Blende und der Vorbesitzer hat es mit dem Fett ein wenig übertrieben. Das rechte Exemplar musste mich wieder verlassen, da die zweite Linse irgendwie trüb gewirkt hat. Erste Anzeichen eines Glaspilz?

Zum Schluss noch ein paar Bilder von heute unter ungünstigen Umständen (düster und nass von oben). Alles bei Offenblende 4.5 mit ISO800 und an der K-30:
Bild

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Grüße, Martin

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 Betreff des Beitrags: Re: Feinmess Bonotar 105mm / F4.5 V
BeitragVerfasst: So 17. Jan 2016, 18:06 
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Einige Bokehfetischisten unter den Makro-Jungs stehen total auf das . Entsprechend hat sich auch der Preis von 200-250 Teuronen vor 5-6 Jahren auf mittlerweile 600 Teuronen und mehr entwickelt. Da gibt es zwei Alternativen: 1.) Das (Projektorlinse) und ne kleine Bastelarbeit oder 2.) das Bonotar. Also habe ich heute mal ein bisschen mit Licht gespielt. Hinter meinem Model :mrgreen: hängt ein Haufen zerknitterte Alufolie, die von zwei Lampen mit Farbfiltern beleuchtet wird. Beim zweiten Bild habe ich die Farbfilter entfernt und fürs letzte Bild noch mit einer MagLite gut nachgeholfen. Das Bonotar hängt mit Zwischenring vor der K-30 (auf Stativ) und hat die Blende offen auf 4,5.

Bild
Datum: 2016-01-17
Uhrzeit: 18:09:36
Blende: F/0
Belichtungsdauer: 1/5s
Brennweite: 0mm
KB-Format entsprechend: 0mm
ISO: 100
Weissabgleich: Daylight
Blitz: Flash did not fire, compulsory flash mode
Kamera: Pentax, PENTAX K-30


Bild
Datum: 2016-01-17
Uhrzeit: 18:14:36
Blende: F/0
Belichtungsdauer: 1/8s
Brennweite: 0mm
KB-Format entsprechend: 0mm
ISO: 100
Weissabgleich: Daylight
Blitz: Flash did not fire, compulsory flash mode
Kamera: Pentax, PENTAX K-30


Bild
Datum: 2016-01-17
Uhrzeit: 18:19:18
Blende: F/0
Belichtungsdauer: 1/10s
Brennweite: 0mm
KB-Format entsprechend: 0mm
ISO: 100
Weissabgleich: Daylight
Blitz: Flash did not fire, compulsory flash mode
Kamera: Pentax, PENTAX K-30


Ich finde die Kringel nicht ganz so definiert wie beim Trioplan, aber vielleicht ist das auch stark abhängig von der Lichtquelle.
Grüße, Martin

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Zuletzt geändert von moggafogga am Mo 18. Jan 2016, 15:50, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Feinmess Bonotar 105mm / F4.5 V
BeitragVerfasst: So 17. Jan 2016, 19:07 
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Registriert: Sa 13. Sep 2014, 11:05
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Hi Martin

Feine Vorstellung von dem Altglashaufen! :mrgreen:

Der gute,alte Alufolientrick ist natürlich perfekt für diese Art Bilder!
Mach ich auch immer :lol:

Ich mein is klar,das die Optik jetzt nicht die Topliga repräsentiert,aber Charme hat das Teil! :2thumbs:
Die Bubbels sind doch prima!
Und im richtigen Moment am richtigen Fleck, kommt da was voll brauchbares raus!
Die Freude über gut gelungene Bilder mit den Oldtimern ist immer was ganz spezielles.
Man hat sie sich hart erkämpft :lol:
Ich liebe diese Gefühl ')

beste Grüsse :cheers:

Bernd

_________________
Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit.
(Marie von Ebner-Eschenbach)


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 Betreff des Beitrags: Re: Feinmess Bonotar 105mm / F4.5 V
BeitragVerfasst: So 17. Jan 2016, 19:46 
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Registriert: Do 5. Sep 2013, 11:51
Beiträge: 2439
Wohnort: Erlangen
Methusalem hat geschrieben:
Die Freude über gut gelungene Bilder mit den Oldtimern ist immer was ganz spezielles.
Man hat sie sich hart erkämpft :lol:
Ich liebe diese Gefühl ')

Das hast du Recht Bernd :ja: Es ist aufwändig, aber macht Spaß und am Ende steht meist ein freudiges Gefühl.
Altglas rockt :headbang: :mrgreen:

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BeitragVerfasst: So 1. Okt 2017, 14:21 


mit 30mm Zwischenring und Offenblende :mrgreen: in der sogenannten Sauerländer Heide ;)


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