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 Betreff des Beitrags: Normalbrennweite
BeitragVerfasst: Do 28. Nov 2019, 11:09 
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Registriert: Fr 20. Jun 2014, 19:03
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Hallo, meine Frau und ich haben einen Fotoskurs an der VHS besucht. Da hieß es nun gestern, dass gemäß des Filmformates 24mm² * 36mm² = sqrt(43)mm sind und deshalb die Normalbrennweite großzügig aufgerundet 50mm sind. Nun haben wir das gestern auch ausprobiert. Wenn ich an meiner K-5 oder meine Frau an ihrer K-S2 das Objektiv auf rund 50mm stelle und wir mit einem Auge durch den Sucher und dem anderen uns den Fensterholm anschauen, so sieht dieser beim Blick durch den Sucher genauso breit aus wie ohne Sehhilfe.
Ich hoffe, ich hab das verständlich beschrieben.
Meine Frage ist nun: Wieso?
Unsere beiden Kameras haben ja einen APS-C Sensor, somit müsste ich doch bei rund 35mm Brennweite durch den Crop-Faktor von 1.7 der K-5 den Fensterholm gleich breit gesehen haben. Oder liegt das an unseren Kit-Objektiven (dem 18-55 und dem 18-135), dass die schon so geeicht sind?
Hätte ich z.B. beim SMC Pentax-FA 28-70mm F4 AL aus Filmzeiten ein anderes Ergebnis erzielt?
Reine Neugier, unsere Lehrerin ist technisch / physikalisch nicht so sicher, dafür kann sie Bildkomposition echt gut!
Alles Gute!


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 Betreff des Beitrags: Re: Normalbrennweite
BeitragVerfasst: Do 28. Nov 2019, 11:34 
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KMP Team
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Der Kurs war gut. Die Berechnung der Normalbrennweite für das Aufnahmeformat (hier Filmformat) 24mm x 36mm als Diagonale von 43mm passt.

Die APSC-Kameras haben nun ein kleineres Aufnahmeformat, welches zur Berechnung herangezogen werden muss. Der Sensor misst 23,6mm x 15,7mm. Dessen Diagonale ist 28,4mm. Etwas aufgerundet kommen wir dann auf 30mm als Normalbrennweite für das Pentax APSC.

Der Crop-Faktor beträgt bei Pentax übrigens nicht 1,7 sondern 1,5. Diesen Crop Faktor angenommen rechnen wir 43mm / 1,5 = 28,7mm, was sich mit der oben berechneten Diagonale deckt.

Die Betrachtung des Fensterholmes durch den Sucher sollte also bei 28mm zu deckenden Ergebnissen führen, wäre da nicht noch die Verkleinerung des Suchers.

Die Suchervergrößerung gibt Pentax beispielsweise bei einer K5 mit 0,92 an. Das Sucherbild ist also um diesen Faktor verkeinert. Für den Fensterholm bedeutet das, dass du ihn bei einer Brennweite von 28,4mm / 0,92 = 31mm gleich groß durch den Sucher wie direkt ohne Kamera sehen kannst.

Fazit: Die Normalbrennweite für die APSC-Kamera von Pentax ist ca. 30mm.

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Naturfotografie in der Eifel



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 Betreff des Beitrags: Re: Normalbrennweite
BeitragVerfasst: Do 28. Nov 2019, 12:07 
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Schnell noch ergänzend dazu: Auf Wechselobjektiven wird in der Regel nichts umgerechnet. Also wenn du an deinem 18-135 oder einem für Vollformat gerechneten Objektiv wie das 28-70 die gleiche Brennweite einstellst (zB. 30mm) wird das an deiner K-5 identisch aussehen :ja:

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Viele Grüße aus Norwegen
Lukas

Arktische Fotos aus Spitzbergen: - - -

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 Betreff des Beitrags: Re: Normalbrennweite
BeitragVerfasst: Do 28. Nov 2019, 12:20 
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Registriert: Fr 23. Dez 2011, 11:13
Beiträge: 12305
Und noch eins drauf - ich habe mich lange gefragt, warum ich eher Teles nutze als meine anderen Brennweiten. Bis ich festgestellt habe, daß ich eher "Tele"-Augen habe, die etwa umgerechnete 75mm entsprechen. Nix mit dem "Normal"-Format. Hat auch Auswirlungen z.B. beim Blick durchs Fernglas oder noch mehr bei Astro-Okularen, die großen Sehfelder der teueren Okulare sind bei mir verschwendetes Geld. Die 50mm bzw. 43 treffen für den größten Teil der Bevölkeung sicherlich zu, aber wie immer im Leben gibt es auch Ausnahmen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Normalbrennweite
BeitragVerfasst: Do 28. Nov 2019, 19:15 
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Beiträge: 2452
Wohnort: Darmstadt
Ach ja, die Normalbrennweite 50mm:
Einer der hohlsten Marketinggags, die sich die Verkaufsleute der Fotoindustrie je ausgedacht haben.

Rein technisch gesehen müsste ein Objektiv so lang sein, dass der optische Schwerpunkt bei einem Fokus auf Unendlich soweit vom Sensor oder Film entfernt ist, wie es seiner Brennweite entspricht. Das ist tatsächlich die Definition der Brennweite und deshalb geben wir sie als Länge in Millimeter an. Somit sollte ein 200mm-Objektiv deutlich länger sein als 20cm - vielleicht so 25-30cm ohne Streulichtblende. Um diese unhandlichen Weinflaschen zu vermeiden, verkürzt man künstlich den Strahlengang durch weitere Linsen in der Konstruktion, die diese Objektive kürzer werden lassen: Die Telekonstruktion.

Umgekehrt ist es bei Objektiven, deren Brennweite so kurz ist, dass man sie konstruktiv nicht mehr ausreichend vom Sensor oder Film entfernen kann. Hier muss der Strahlengang durch das Objektiv künstlich verlängert werden, um es überhaupt bauen zu können: Das Weitwinkelobjektiv.

Beide Konstruktionen sind verhältnismäßig aufwendig und teuer. Deutlich günstiger, handlicher und leichter sind Normalobjektive, deren Brennweite nicht künstlich verkürzt oder verlängert werden muss. Soviel zur Technik. Das Ganze hat also eigentlich mit unseren Vorstellungen von Brennweiten und Bildwinkel nichts zu tun, sondern nur mit der Bauart der Objektive.

Auch wenn man es gerne liest, geht es bei der Bezeichnung dieser Brennweiten als Normalobjektive also eigentlich nicht um den Blickwinkel des menschlichen Auges. Der Blickwinkel unserer Augen beträgt mit Einschränkungen beispielsweise durch die Nase runde 150° rundnum. Unsere Vorfahren wissen das seit gut 5 Mio. Jahren bei Begegnungen mit Säbelzahntigern und anderem zu schätzen. Natürlich sehen wir an den Rändern unseres Blickwinkels nicht sonderlich scharf, aber die Bewegung reicht ja. Einen Kopf kann man drehen. Ab wo wir dann Dinge dann konzentriert und deutlich wahrnehmen, kann man fleißig diskutieren und vielleicht kommt man dabei auch auf 47° (Bildwinkel über die Diagonale bei 50mm Brennweite und Kleinbild), wenn man weiß, dass dieses Ergebnis erwartet wird… Das kann man übrigens leicht selbst ausprobieren: Wenn man sich ruhig hinstellt, die Arme waagrecht hinter den Körper ausstreckt und dann langsam nach vorne dreht, wird man merken, dass man die Bewegung wahrnimmt, sobald die Arme etwa in einer Linie kit der Brust sind.

In den ersten 150 Jahren der Fotografie jedenfalls bevorzugten Fotografen Bildwinkel von ca. 50°-65°: beispielsweise 90-120mm bei 6x9 oder 70-80mm bei 6x6. Das gebräuchlichste Objektiv im Kleinbild war vor der SLR jahrzehntelang das „Reportageobjektiv“ 35mm mit einem Bildwinkel von 63°. Diese Objektive gaben den für die Betrachter offenbar besten Bildeindruck her und waren als Normalkonstruktionen einfach, kostengünstig und handlich herzustellen. Bis die SLR kam: der Spiegelkasten verlängerte das technisch notwendige Auflagemaß und damit den Mindestabstand der Objektive vom Film auf ca. 50mm. Damit wurden zur Herstellung der bis dahin üblichen Brennweiten teure und schwere Weitwinkelkonstruktionen nötig.

Um die teuren und schweren SLR überhaupt auf den Markt bringen zu können, wollte man aber als "KIT-Objektiv" nicht noch teurere und schwerere Objektive als Standard beigeben. Also definierte das Marketing die längeren Normalobjektivkonstruktionen einfach zum Standard und redete den Käufern ein, dass diese Brennweite dem menschlichen Auge entspräche.

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 Betreff des Beitrags: Re: Normalbrennweite
BeitragVerfasst: Do 28. Nov 2019, 20:43 
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Beiträge: 301
@Georg.
Super. Echt klasse erklärt und nachvollziehbar


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 Betreff des Beitrags: Re: Normalbrennweite
BeitragVerfasst: Do 28. Nov 2019, 23:13 
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Registriert: Mi 11. Jan 2017, 00:25
Beiträge: 3548
Praktisch äußert sich das von Jörg und Pentidur Gesagte in den flachen 40 mm- bzw. 43 mm Objektiven und dem DA 20-40 mit ihren guten Bildanmutungen.

VG Holger


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