Hannes21 hat geschrieben:
Vor kurzem hat hier im Forum jemand ein altes Objektiv zerlegt und von Glaspilz befreit, komplett gereinigt und wieder zusammengebaut.
Ich finde gerade den Beitrag nicht, vielleicht erinnert sich jemand daran?
Ich war es dieses mal nicht.
Aber grundsätzlich wird die Glaspilzgeschichte etwas überbewertet.
Wie schon Pentidur treffend geschrieben hat, haben wir durch Staubeinschlüsse etc. sicherlich auch die ein oder anderen Pilzspore in unseren Objektiven, es kommt nur darauf an diese nicht zum Wachstum anzuregen indem man das Equipment nicht sonderlich lange feucht lagert.
Eine vollständige Entfernung der Pilzsporen wird nur schwer gelingen (s.O.) man kann aber das Wachstum wieder auf Null bringen indem man das Objektiv KOMPLETT zerlegt. D.h. auch Linsenfassungen und Linsengruppen müssen gelöst werden.
Dann muss alles zunächst auf einem Blech für 2-3 Stunden in einen Ofen bei etwa 90°C.
Entgegen vieler Meinungen die hierzu kursieren werden die uns betreffenden Pilzsporen bei dieser Temperatur vernichtet, die Dauer der Hitzeeinwirkung ist hierbei ausschlaggebend, weil Pilzsporen und auch Samenkörner kurzzeitig zum großen Teil höhere Temperaturen standhalten können.
Sobald diese Eiweißstrukturen zerstört sind kann man alles sorgfältig mit Alkohol reinigen.
Fungizide sind eine Hilfe aber kein Allheilmittel, es muss zu 100% gewährleistet sein das jede Oberfläche erreicht wird, also auch innerhalb Gewindebohrungen usw.
Wenn dich Objektivreparatur ernsthaft interessiert, lager das Objektiv erstmal trocken (ZIP-Beutel mit Silicagel) und besorge Dir vernünftige Werkzeuge bevor Du startest.
Was kommt auf Dich zu?
Du wirst Dich locker mehr als 20h. mit diesem Glas beschäftigen. Etwas Leidensfähigkeit und ein leicher Hang zum Masochismus sollte man mitbringen.
Es erfordert einen relativ gut sortierten Werkzeugpark, Lampe mit Vergrösserungsglas und so weiter.
Technische Reinigungstücher die absolut Fusselfrei sind ersparen ebenfalls viel Arbeit.
Öl und feuchtigkeitsfreie Druckluft ist ebenfalls nötig um eine vernünftige Endreinigung zu machen.
Es kommt auch noch etwas anderes hinzu, je nach dem wie lange schon der Pilz in diesem Objektiv zum Leben erwacht ist kann er auch schon die eventuell vorhandene Glasbeschichtung angegriffen haben.
Dann hast Du allerdings nach vielen Arbeitsstunden ein Objektiv das recht stark auf Seiten und Gegenlicht reagiert.
Hier wird es also eher um Erfahrungsgewinn gehen um später mal ein anderes, höherwertiges Glas günstig zu erstehen und reparieren.
Wenn Du aber von Dir aus ehrlich sagen kannst, daß Du nicht fähig bist stundenlang mit äusserster Sorgfalt und Konzentration unter einer Lupe zu arbeiten, dann erspar es Dir.

Sauberes Arbeiten ist gerade bei einem Objektiv das man zum ersten Mal zerlegt unbedingt nötig, also jeden Schritt mit Bildern dokumentieren, Schraubengruppen nummerieren und trennen, am besten hierzu geeignet ist eine beschreibbare Magnetfolie auf der man alles ablegt und darauf Kreise und Nummern einzeichnet. Es erspart eine Menge Frust wenn man nach einer Woche Pause sich wieder einmal der Reparatur widmet.
Die Reparatur sollte natürlich in einem einigermassen staubfreien Raum erfolgen.
Ich habe schon ein paar Reparaturen hinter mir und ein paar davon hier im Forum gepostet, ich habe die Weisheit nicht mit dem grossen Löffel gefressen aber bin in Sachen Objektivreparatur sagen wir mal nicht ganz unbedarft.
