Vinylschaber hat geschrieben:
Hier ein Beispiel aus der Tontechnik: CDs werden mit 44.1 kHz gesampelt, aber die Originale im Studio verwenden 128 kHz, damit genügend "Reserve" zur Nachbearbeitung und Abmischung da ist. Nach der Bearbeitung wird auf CD-Format konvertiert. Außerdem hat man die Möglichkeit, auch bessere Tonträger (AudioDVD oder SACD) vom selben Ausgangsmaterial herzustellen.
128 kHz habe ich in der Audio-Technik noch nie gesehen. Für CDs gelten die 44.1 kHz, das ist richtig. Für Video (DVDs usw) sind es 48 kHz, dann unterstützen viele Audio-Interfaces und Konverter noch jeweils die doppelten Raten hiervon, also 88.2 kHz, 96 kHz, manche auch noch die vierfachen, also 176,4 kHz und 192 kHz. Die Sample-Rate ist aber gar nicht so entscheidend. Man kann eben keine Signale oberhalb der halben Sampling-Frequenz darstellen, was aber spätestens bei 96 kHz wirklich keine Rolle mehr spielen sollte. Manche Profis nehmen tatsächlich alles mit 192 kHz auf, erklären dann aber in Interviews, dass sie es einfach so machen. Vielleicht könnte es in Zukunft von Vorteil sein. Will man eine Aufnahme halb so schnell wiedergeben, dann hat man hier noch eine ausreichend hohe Auflösung - ähnlich wie bei Video-Aufnahmen, wo man für einen Slow-Motion-Effekt besser eine sehr hohe Abtastrate aufgenommen hat, damit es auch verlangsamt noch ein flüssiges Bild gibt. Solche Anwendungsfälle sind in der Musik allerdings seltener...
Wichtiger ist bei der Musik die Bittiefe, mit der aufgenommen wird und die finden wir in der Fotografie in dem Raw-Format wieder. Wenn man in RAW fotografiert, dann hat man schon mal einen größeren Spielraum - ähnlich wie bei der Audio-Aufnahme mit 24 Bit, obwohl eine CD ja bekanntermaßen nur 16 Bit hat.
Generell kann man also sagen: wenn jemand im JPG-Format fotografiert, dann ist mehr als sRGB als Farbraum bei der Bearbeitung sowieso sinnlos. Hat man RAW-Dateien, dann kann das helfen, um für andere Verwendungszwecke als den Export der Fotos im JPG-Format die tatsächliche Farbdarstellung zu haben. Hat man z. B. die Farbprofile einer Druckerei (Saal Digital bietet die z. B. für den Download an, damit man gleich mit Soft-Proofing die Fotos optimieren kann für einen optimalen Ausdruck bei ihnen.
Vinylschaber hat geschrieben:
Rein technisch betrachtet sollte es bei der Fotografie auch so sein: Im Aufnahmegerät (also die Kamera) die höchst mögliche Qualität (das wäre hier AdobeRGB) einstellen. Während der Bearbeitung kann die volle (Farb) Dynamik ausgeschöpft werden. Dazu wird aber ein Monitor benötigt, der auch AdobeRGB darstellen kann.
Ok, abweichend von meinen Erklärungen oben: natürlich kann man auch in der Kamera einstellen, dass im JPG-Format fotografiert wird und nicht im RAW-Format. Und auch für das JPG-Format kann man statt sRGB dann AdobeRGB in der Kamera einstellen, aber das sollte man nicht tun. Warum? Weiß die meisten Anzeigeprogramme nicht wirklich korrektes Farb-Management unterstützen. Gibst du denen ein JPG mit AdobeRGB-Farbraum, dann kannst du davon ausgehen, dass es falsch dargestellt wird. Außerdem bleiben es bei JPGs immer 8 Bit Farbtiefe pro Farbkanal. Wenn der Farbraum größer ist, dann ist die Gefahr für Banding-Effekte größer. Vielleicht geht es dir aber auch gar nicht um JPGs, dann ist das irrelevant. Dann wirst du in der Kamera aber wohl auch nicht AdobeRGB einstellen, denn das ist nur für die JPGs relevant, die aber auch als Vorschaubild in die RAWs eingebettet werden. Sobald du ein RAW editierst, wird ein neues Vorschaubild generiert und dir angezeigt.
pstenzel hat geschrieben:
Es gibt bei gwegner.de gerade einige Blogbeiträge zum Thema Verwendung von Farbräumen, die ich sehr verständlich und praxisnah finde. Jedenfalls habe ich eine Menge verstanden über der Workflow.
Wir haben hier im Forum ja auch einige Leute, die bei einem Projekt mitmachen "Das Forum kalibriert den Monitor". Links dazu findest du in meiner Signatur. Micha (califax) hatte sich sehr viel Arbeit gemacht und das Thema sehr umfangreich und gut beschrieben. Mittlerweile haben einige Forums-Mitglieder zumindest ein gutes Basiswissen zum Thema Farb-Management und Kalibration/Profilierung. Falls jemand hierüber etwas lernen möchte, kann er sich gerne in den entsprechenden Diskussionen melden. Wir haben im Rahmen dieses Projekts zwei Kalibrationsgeräte angeschafft und Erfahrungen damit gesammelt. Meine Monitore sind seit Jahren dadurch kalibriert und ich kann das nur empfehlen!

Es gibt natürlich einen initialen Lernaufwand, aber das ist alles kein Hexenwerk und am Ende weiß man, dass der eigene Monitor optimal abbildet. Das bringt auch bei sRGB-Monitoren eine Menge. Man muss nicht unbedingt einen superteuren mit erweitertem Farbraum haben, um den Unterschied zu sehen.
pstenzel hat geschrieben:
Da ich einen Monitor habe , der AdobeRGB darstellen kann, habe ich ihn darauf eingestellt. Ich war doch verblüfft über den Zugewinn an Farbdarstellung. Jetzt denke ich ernsthaft über ein Kalibrierungsgerät nach.
Ich vermute, dass du da ein wenig ausgetrickst wurdest.

Mit welchen Programmen hast du dir denn deine Fotos angeschaut, nachdem du den Farbraum deines Monitors umgeschaltet hast? Bist du sicher, dass dein Betriebssystem das mitbekommen hat und das entsprechende Farb-Profil geladen hat? Und bist du sicher, dass die verwendete Software Farb-Management unterstützt? Selbst wenn du z. B. Lightroom laufen hast und dann den Monitor zwischen sRGB und AdobeRGB umschaltest, wird Lightroom das nicht sofort "checken", sondern erst, wenn du das Programm neu startest. Ansonsten werden die Farben einfach viel strahlender dargestellt, sattere Farben, einfach ein wahnsinniger Wow-Effekt! Aber leider hat das nichts mit der Realität zu tun. In einigen Farbbereichen ist AdobeRGB etwas größer als sRGB, aber wenn du so einen großen Unterschied siehst, dann liegt das mit 99%iger Sicherheit an Software, die damit nicht korrekt umgehen kann.