Do 16. Jan 2020, 23:36
Ich möchte diesen Thread mal aus der Versenkung holen und auch etwas dazu beitragen.
Und zwar ein Vorher/Nachher meines Bildes aus dem 52er in der zweiten Woche 2020.
So sah das Ergebnis aus (draufklicken für groß):
Und jetzt mal das Ausgangsmaterial OOC (klick für groß):
Die Schwierigkeit in dieser Aufnahme bestand im enormen Kontrastumfang des Motives. Das Fenster taghell erleuchtet und außenrum blaue Stunde. Während es für mein Auge super aussah war die Kamera völlig überfordert. Insbesondere der Bereich der sehr hellen Neonröhren der Kunstinstallation neigte sehr schnell zum Ausfressen und erforderte kurze Belichtungszeiten.
Zwei Möglichkeiten hätte es noch gegeben:
Ich hätte das Bild früher erstellen können, dann wäre die Umgebung noch deutlich heller gewesen, allerdings hätte dann das Kontrastverhältnis zwischen Gebäuden und blauem Himmel wieder anders ausgesehen. Und der blaue Himmel wäre nicht so kräftig gewesen.
Die wohl beste Möglichkeit wäre eine Belichtungsreihe und ein späteres HDR gewesen, da habe ich aber in der Hektik nicht drangedacht.
Sondern ich hatte mich dafür entschieden in der Bearbeitung die Tiefen eben ziemlich hochzuziehen und das Fenster und die Kunstinstallation korrekt zu belichten.
Hat sich dann aber rausgestellt, dass es nicht nur ein "bisschen" hochziehen ist, sondern die Umgebung etwa 5 Blendenstufen unterbelichtet ist.
Mal zum Vergleich hier das Originalbild um 5 Blendenstufen nachbelichtet (klick = groß):
Gut erkennbar, dass der Hintergrund einen "push" um 5 Blendenstufen notwendig hat.
Das ist natürlich nicht einfach mit dem Regler für die Schatten machbar, das gibt dann ganz hässliche Haloeffekte.
Entwickelt habe ich das ganze in darktable und dabei dann beim Aufhellen mit einer Mischung aus verschiedenen Masken (parametrische und geziechnete) gearbeitet. Damit konnte ich gezielt die dunklen Bereiche aufhellen und das Fenster nahezu unverändert lassen.
Konsequenterweise musste ich das Bild danach dann entrauschen, insbesondere die Häuser und der Himmel waren nun ziemlich verrauscht. Auch hier habe ich mehrere Masken verwendet und verschiedene Bildbereiche unterschiedlich stark entrauscht.
Davon abgesehen war das Wichtigste an diesem Bild die Perspektivkorrektur und der Beschnitt. Das Bild lebt von der Symmetrie. Mangels Shift-Objektiv musste ich hier auf Softwarekorrektur zurückgreifen um die stürzenden Linien loszuwerden.
Ansonsten waren nur noch kleinere Korrekturen notwendig. Die Wichtigsten: Weißabgleich, Schatten/Lichter, etwas lokaler Kontrast (Klarheit) und die Sättigung des Himmels reduziert. Der war mir nämlich tatsächlich zu dominant.
Ich habe beim Endergebnis versucht darauf zu achten, dass es meinem Eindruck vor Ort möglichst nahe kommt. Keine Übersättigung, kein übertriebener lokaler Kontrast.
Ich möchte dieses Bild auf jeden Fall demnächst nochmal wiederholen und dabei eine Belichtungsreihe anfertigen. Ich möchte mal sehen was sich da dann in der Nachbearbeitung erreichen lässt.
Ich hoffe das Ganze war etwas interessant und ich bin nicht zu sehr in die Details abgedriftet.
Zuletzt geändert von Harrynator am Fr 17. Jan 2020, 10:22, insgesamt 2-mal geändert.