Elias.Koch hat geschrieben:
...Insbesondere habe ich die Russische-Tonne (Maksutov-Cassegrain ab 1250mm) sehr interessant als Teleskop/Objektiv gefunden, damit könnte man die Planeten und die größere Galaxis fotografieren (theoretisch) und nach bedarf (immer nur theoretisch) auch Naturfotografie, dazu ein bisschen gesundes Training da Pentax+Tonne gute 5-8 KG wiegen
Deine Überlegungen kann ich gut nachvollziehen. Brennweite ist durch nichts zu ersetzen als durch Brennweite. Brennweite verursacht aber auch eine Menge Probleme.
Teleskope für Himmelsbeobachtungen haben gar nicht einmal sooo viel Brennweite, zumindest nicht im Amateurbereich. Die meisten liegen zwischen 500 und 1500mm.
Ich besitze sowohl einige Teleobjektive als auch ein Spiegelteleskop mit 1250mm Brennweite bei 250mm Öffnung entsprechend F/5.
Zum fotografieren habe ich bisher noch nie das Teleskop verwendet. Warum ist das so?
Kurzfassung:
1. Brennweite zu lang und Öffnung zu groß
2. Bildfeld gewölbt
3. viel zu groß
4. mechanische Adaption erforderlich
Etwas ausführlicher:
1. Die Handhabung eines Teleobjektivs generell, egal ob für eine Kamera gebaut oder nicht, wird mit zunehmender Brennweite schwieriger. Es steigen die Anforderungen an ein Stativ (freihand geht da sowieso wenig) und
Stativkopf. Sind diese Komponenten solide genug, um die Optik so ruhig zu halten, dass man fotografieren kann?
Mit der Brennweite, aber auch mit der Öffnung werden die Anforderungen an die Luft immer größer. Luft ist selten gleichmäßig temperiert. Schon kleine Temeperaturunterschiede sorgen für Schlieren in der Luft, die mit langen Brennweiten und großen Öffnungen immer deutlicher zu Tage treten. Diese Probleme sind umso größer, je näher sich die Sichtverbindung zwischen Kamera und Objekt am Erdboden befindet. Astronomen kennen das Phänomen als Seeing, dass einem mitunter trotz sternenklarem Himmel die Beobachtung komplett verhagelt. Fotografen nennen es Flimmern.
Meine Teleobjektive gehen bis 600mm f4,0. Das lange Tele setze ich nur am frühen Morgen ein und ganz selten mit Telekonverter - und das genau aus dem hier beschriebenen Grund.
Gerade bei der Tierfotografie ist es ein weit verbreiteter Irrtum, man benötige nur eine sehr lange Brennweite und es gelingen die tollsten Fotos. Tatsache ist: Du musst nahe ran an die Tiere, damit du sie vernünftig fotografieren kannst!
Übrigens: Mit der Russentonne bekommst du die Andromeda-Galaxie nicht komplett aufs Bild. Dazu ist die viel zu groß. Mehr als 500mm Brennweite kann ich dir für dieses Objekt nicht empfehlen.
2. Bei Spiegelteleskopen ist das Bildfeld bauartbedingt nicht genau flach. Für Beobachtungen spielt das keine Rolle, fürs Foto schon. Lösung: Flattener einbauen.
3. Mit 250mm Öffnung und 1250mm Brennweite kannst du dir schon ein Bild vor der Größe des Teleskop machen. Ein Fotostativ dazu müsste, wenn es solide sein soll, mindestens einen halben Zentner wiegen. Nein, damit gehe ich nicht in den Wald! Das oben erwähnte 600mm F4 ist schon etwas betagt und daher recht schwer. Es wiegt gute 6Kg. Ein solides Stativ dazu mit Kopf hat ein ähnliche Gewicht. Das Kann man im Rucksack auch schon mal mehrere Kilometer weit tragen.
4. Eine Kamera an ein Teleskop anbauen geht grundsätzlich. Es bedarf aber immer der Adaption. Schwierig ist wohl auch das Scharfstellen. Aber das lässt sich mit bekannten Komponenten lösen.
Mindestens ein User hier im Forum hat sich für "Digiscoping" entschieden. Er kämpft mit dem Flimmern in der Luft...
Fazit:
Ich rate dir vom Einsatz eines Teleskops für die Naturfotografie ab. Mit Digiscoping kann man ganz gut Dokushots machen, aber kaum vorzeigbare Naturfotos.
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Naturfotografie in der Eifel