Di 4. Mai 2021, 15:02
blaubaersurfen hat geschrieben:Ja Feinmechanik ist doch deutlich teurer als Elektronik
Eine gewagte Aussage. Wenn ich mir derzeit die Marktentwicklung bei den manuellen Objektiven ansehe, ist es nicht so (Leica und Zeiss mal ausgenommen - aber das ist eh eine eigene Geschichte).
Derzeit kommen sehr viele neue manuelle Objektive mit einer objektiv nachgewiesenen hohen Qualität auf den Markt, die bei weitem nicht an den Preisen von ebenfalls neu erschienenen elektronisch gesteuerten Objektiven kratzen. Laowa hat inzwischen ein umfangreiches Programm an guten Objektiven mit Preisen bis weit unterhalb der elektronischen Pendants. Andere Anbieter sind teilweise noch günstiger bei ebenfalls sehr guter Qualität.
Die Preisentwicklung für analoge Kameras mach ich mal an anderen Punkten aus der absolut persönlichen Sicht fest (da ich selbst Sammler bin):
in den Jahren ab ca. 2002 bis 2012 wurde aufgrund der digitalen Schwemme der Markt mit analogen Kameras in guter Qualtität (damit ist der allgemeine Zustand der Kameras gemeint) geflutet. In dieser Zeit habe auch einige Schätzchen erworben (im Grunde die meisten). Als Beispiel sei eine Nikon F3HP genannt, die mit einem einwandfreien Gehäuse- und Mechanik_/Elektronikzustand mich gerade mal 155 Euro gekostet hat. Und das, ohne viel zu suchen.
Nach 2012 hat sich der Markt für analoge Kameras beruhigt und es kamen zudem einige professionelle Händler auf den Markt, die mit Erfolg ganze Sammlungen aufkauften, wohlwissend, das nicht nur 1A-Stücke in den Sammlungen waren. In dieser Zeit hätte ich für meine F3HP eine ca.-Preis von 220 bis 250 Euro erzielen können. Gleichzeitig war zu spüren, dass immer weniger qualitativ gepflegtes Material auf den Markt kam. Und das verrückte: es wurde zu Mondpreisen sogar gekauft.
Ca. 2015 begann ein Zwischenhype der Hipster, die auf einmal alle etwas möglich altes und analoges am Handgelenk baumeln lassen wollten. Es kam zu einen Sprung bei den Gebrauchtpreisen, der am Markt auch realisiert wude.
Seit ca. 2018 ist dieser Hype beendet und die Preise haben sich etwas normalisiert auf einem Niveau von 10 bis 20% oberhalb der 2012er Preise. Gleichzeitig begann die Verknappung der Angebote, die eine qualitativ gute Kamera beinhalteten. Am Beispiel meiner F3HP, die immer noch einen A-Zustand aufweist, könnte ich heute einen Preis von 400 bis 450 ohne Probleme realisieren.
Und diese Preise werden weiter kontinuierlich eine Entwicklung nach oben erfahren, da die qualitativ guten Exemplare weitestgehend in den Händen von Menschen liegen, die es sich leisten können, die Geräte ohne Verkaufsdruck in der Vitrine zu bewahren und analog zu Oldtimern gelegentlich zu nutzen, ohne dass die Qualität leidet.
Ein potenter Hersteller, der das Wagnis auf sich nehmen würde, eine Kamera alter Schule neu auf den Markt zu bringen, stünde aber vor der Aufgabe, seinen ganzen Maschinenpark neu aufzubauen. Denn leider geht es nicht so einfach nach dem Motto: Sensor raus und Film rein. Somit wäre kaum zu erwarten, dass bei den zu erwartetenden Stückzahlen und den dafür notwendigen Investitionen ein Angebot unterhalb von 3-4000 Euro Verkaufspreis möglich wäre. Das schränkt wiederum die erzielbaren Stückzahlen ein, was dann wiederum zu einem noch höheren Preis führt.
So schön es wäre, mal wieder eine wirklich neue analoge Kamera in den Händen zu halten, denke ich, dass sich kein großer Anbieter aufgrund der Entwicklungen in den eigenen Häusern (kein Anbieter hat die Ressourcen, so nebenbei eine Produktionslinie für Analogies aufzubauen) dieses Wagnis eingehen wird.
Aber....
...für einige Liebahber gibt ein wenig Licht im Tunnel: Wer sich wirklich mit der kontemplativen gesamten Prozesskette eines analogen Photos beschäftigen möchte und dazu den Platz hat (insbesondere für den DuKa-Prozess), dem empfehle ich eine Blick hierhin:
https://intrepidcamera.co.uk/products/intrepid-cameraDie Kameras: gut und unschlagbar im Preis
Die Duka dazu: man nutzt die Kamera und einen besonderen Aufsatz, ebenfalls unschlagbar im Preis
einzig die möglichen Objektive können zu Bauchschmerzen führen.
ups....ist doch etwas mehr Text geworden. Dabei wollte ich nur sagen, dass Feinmechanik eben nicht teurer ist, als Elektronik (zumal es gerade im Moment zu erheblichen Verzögerungen und steigenden Preisen bei Elektronik kommt, weil es eine echte Knappheit an Chips gibt....ist mal was neues)