Do 10. Jul 2014, 20:12
Interessante Ausführung von Nick Brandt:
"Neben der puren Ästhetik – die grafische Bildsprache der Schwarzweiß-Fotografie ist besonders ausdrucksstark – entschied ich mich auch deshalb für Schwarzweiß-Verfahren, da es den Bildern etwas Ursprüngliches verleiht, so, als stammten sie aus einer anderen Zeit – als wären diese Tiere vor langer Zeit aufgenommen worden oder bereits tot. Das Fotografieren auf Film, an dem ich durchwegs festgehalten habe, verleiht den Bildern zusätzlich den Eindruck von Zeitlosigkeit, wie Digitalfotografie es nie könnte.
Die Kamera meiner Wahl war (und ist bis heute) unglaublich unpraktisch für meine Zwecke: Ich verwende eine Mittelformat-Spiegelreflex Pentax 67II mit Lichtschachtsucher. Sie macht nur zehn Aufnahmen pro Film, es gibt keinen Zoom, keinen Autofokus, keine Spotbelichtungsmessung, keinen Motordrive, keine Objektive mit Bildstabilisierung. Tatsächlich verwende ich nur zwei Objektive mit fester Brennweite: ein 50-mm-Weitwinkel, das einer 35-mm Kleinbildoptik entsprich, und ein 100-mm-Objektiv – nicht notgedrungen, sondern weil ich mich freiwillig dafür entschieden habe.
Anders ausgedrückt: Alles an dieser Kamera wirkt archaisch, meine Wahl fast masochistisch, prädestiniert dazu, mir Chancen zu vermasseln und die maximale Anzahl von Aufnahmen im Arbeitsprozess zu begrenzen.
2011 gab ich dann endgültig der Versuchung nach, mir das Leben einfacher zu gestalten – handwerklich und emotional. Frustriert von der Menge an Motiven, die mir beim Fotografieren auf Film durch die Lappen gingen, nahm ich eine ultrahochauflösende digitale Hasselblad-Mittelformatkamera mit nach Afrika und fotografierte abwechselnd mit ihr und mit meiner Spiegelreflex. Die Bilder der digitalen Kamera waren schärfer und sowohl in den Schatten- als auch in den Lichtpartien detailreicher.
Die Digitalkamera machte das Fotografieren sehr, sehr einfach – und ich hasste sie. Ich fand ihre Bilder zu klinisch, zu steril, zu seelenlos und ohne jede Atmosphäre. Einfach zu ... perfekt. Wenn ich von Anfang an eine Digitalkamera benutzt hätte, hätte mir womöglich nicht ein einziges meiner Bilder je gefallen. Solange es Filmmaterial zu kaufen gibt und man das Flughafenpersonal höflich dazu überreden kann, die kostbaren, sensiblen, belichteten Rollen manuell zu überprüfen, werde ich deshalb weiterhin auf Film fotografieren.
Und so soll es auch bleiben."
Ich frag mich ja manchmal, ob das bloß Einbildung ist, sprich, dass Bilder von Filmkameras einen anderen "Charme" haben... aber es ist wohl was dran.
Seine Bilder:
http://www.nickbrandt.com/Category.cfm? ... 0&i=212136