Do 16. Mär 2023, 20:57
Hinweis: Nachfolgend beschreibe ich den von mir derzeit genutzten Workflow anhand der von mir genutzten Hard- und Software. Ich erhebe keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit sondern möchte lediglich einen Hinweis geben was man wie machen kann. Jedes der benannten Tools kann man natürlich auch durch das eigene vorhandene/präferierte ersetzen.
Nachdem ich im letzten Jahr wieder angefangen habe zusätzlich zum digitalen auch wieder analog zu fotografieren, stellte sich die Frage nach einen sinnvollen Ablaufplan.
Das ist dabei herausgekommen:
Digitalisierung mittels KameraDa sich in meinem Film-Archiv in den letzten 40 Jahren einiges an Formaten jenseits von Kleinbild angesammelt und ich diese auch mal ins digitale Zeitalter überführen wollte, musste hierfür eine Lösung gefunden werden.
Scanner die in der Lage sind Durchsichtsvorlagen jenseits von KB in annehmbarer Qualität abzutasten liegen preislich meist im 4-stelligen Bereich (selbst gebraucht).
Die Digitalisierung mittels Kamera ist dahingegen fast mit vorhandenen „Bordmitteln“ möglich und liefert zugleich eine ansehnliche Qualität.
Was benötigt man hierzu:
• Kamera (hier eine K1-II)
• Makro-Objektiv (fähig für Abbildungsmaßstab bis 1:1 )
• Leuchtplatte hell und gleichmäßig
• Stativ
• Masken für unterschiedliche Filmformate
Als Kamera kommt, wie oben benannt die K1-II zum Einsatz. Diese bietet sich u.A. wegen des schwenkbaren Display an. (aber nicht nur deshalb – siehe weiter unten).
Das verwendete Objektiv ist ein SMC-FA 2.8/100.
Als Leuchtplatte verwende ich ein Kaiser „slimlite plano“. Dieses schlägt mit ca. 70,- Euro zu Buche, hat eine schöne gleichmäßige Ausleuchtung. Die Farbtemperatur liegt bei 5000 Kelvin.
Das Stativ ist ein normales Giotos-Stativ bei dem ich die Mittelsäule gedreht habe. Als Stativneiger kommt auch ein einfacher Giotos.Stativneiger mit Schnellwechselplatte zum Einsatz.
Wer es komfortabler will dem empfehle ich ein Reprostativ oder eine umgebaute Vergrößerersäule.
Die Masken habe ich mir aus schwarzer Pappe sowie einer schwarzen Polistyrolplatte zugeschnitten.
Ein eingebaute „Führungsschiene“ in Form eines Anschlags aus Balsaholz erhöht den Nutzungskomfort deutlich.
Es gehen natürlich auch die Masken aus den Negativbühnen von Vergrößerungsgeräten. Wer nicht basteln will und auch keine alten Vergrößererteile rumfliegen hat – es gibt sowohl von Kaiser als auch von anderen Herstellern (z.B. VALOI) entsprechendes Zubehör – kostet halt.

Folgende Kameraeinstellungen haben sich (für mich) als sinnvoll herausgestellt:
• Aufnahmetyp: RAW
• Cropformat: APSC
• Empfindlichkeit: ISO 100
• Weissabgleich: Userabgleich auf Leuchtplatte
• Pixelshift: Pixelshift ohne Bewegungskorrektur
• Antishake: aus
• Spitzlichtkorrektur: aus
• Schattenkorrektur: aus
• Farbwiedergabe: natürlich
• Auslösung: Spiegel vorab mit Fernbedienung
• Aufnahmeprogramm: Blendenvorwahlprogramm
• Blende: 16
• Belichtungskorrektur: +/-0 (individuell)
Die mit diesen Einstellungen entstehenden RAW-Dateien im PEF-Format sind etwa 80-95 MB gross.
Nachdem man die benötigten Teile – Stativ, Leuchtplatte – irgendwo aufgebaut hat, kann es losgehen. Die Digitalisierung auch größerer Mengen geht recht fix von der Hand. Ein KB Film mit 36 Bildern ist in ca. 30 Minuten durch.
Anmerkungen zu den Einstellungen:
• Ich habe mich für APSC-Format entschieden, da dieses mit seinen 16 MP der optimale Kompromiss zwischen Dateigöße und Detailwiedergabe darstellt. Diese Einstellung verwende ich für Filmformate von KB – 6x7 cm. Bei größeren Filmformaten (Planfilme) schalte ich auf FF als Cropformat um.
• Tatsächliche liefert Pixelshift hier einen wahrnehmbare Auflösungsverbesserung. Hier wird das Filmkorrn richtig scharf abgebildet.
• Spiegelvorabauslösung hat sich als sinnvoll erwiesen. Die Bilder hatten sonst deutliche Verwacklungsunschärfen. Deshalb – nach der Vorauslösung des Spiegels – langsam bis vier zählen und dann die Belichtung auslösen.
• Das Abschalten des Antishake empfiehlt sich bei Nutzung eines Stativs generell.
• Um Spiegelungen auf der Filmoberfläche zu vermeiden, arbeite ich im leicht abgedunkelten Raum.
• Blende 16 ist, in Anbetracht des schmalen Bereiches in dem eine 100% Schärfe bei Abbildungsmaßstäben um 1:1 liegt, eine sichere Einstellung.
Nachdem ich die Filme abfotografiert habe muss ich diese im nächsten Schritt ggf. noch vom Negativ ins Positiv umwandeln.
Da ich als RAW-Konverter Silkypix verwende, kommt dieser hierzu zum Einsatz. Eine erste grobe Umwandlung erfolgt über die entsprechenden Negativ-Messpipette unter Auswahl eines Bereiches vom unbelichteten Negativrand. Weiter Anpassungen sind danach über Helligkeit, Farbabgleich usw. durchführbar. Als wichtiges Tool hat sich die „automatische Kontrastkorrektur“ erwiesen. Hier wird im Prinzip ein Beschnitt der Belichtungsdaten (Low/High) auf die Werte durchgeführt in denen, laut Histogramm tatsächlich Werte <> 0 vorliegen.
Anschließend wird das Ganze als 16-bittiges TIFF gespeichert und steht zur weiteren Verarbeitung im Photoeditor seiner Wahl zur Verfügung.

Hier das Endergebnis nach Bearbeitung in SilkyPix und Affinity - Verwendeter Film HP5 Plus; daher das etwas gröbere Korn