Nuftur hat geschrieben:
Was genau ist denn der MF-Look? Gibt es den (noch)?
Ich möchte keinen Glaubenskrieg anfangen und ich bin überzeugt, dass es hier kein klares Richtig oder Falsch gibt. Ich kann mir aber weder vorstellen, dass Fuji, Hasselblad & Co. dermaßen auf dem Holzweg sind und bald ihre MF Linien einstampfen, noch dass Profifotografen sich aus reinen Reputationsgründen mit MF Kameras schmücken.
Für mich kleinen Hobbypillemann war es einfach nur ein lange gehegter Wunsch, den ich seit Erscheinen der 645z hegte und nach 5 Jahren verwirklichte, als es ein verlockendes Angebot gab.(Vermeintlich verlockend, ich vergaß die Folgekosten.
)
Ich weiß um die Vorteile eines kleineren Sensors und denen eines größeren. Televorteil, Transportabilität, AF, Serienbildgeschwindigkeit usw. usf., alles richtig. Aber es gibt immer noch mess- und fühlbare Vorteile eines größeren Sensors, das wird auch meiner Meinung nach immer so bleiben.
Ein wichtiger Punkt ist die Plastizität:
Ich kenne die Internet-, Vlog-, Blog-, Foren-, und Zeitschriftendiskussionen "Brennweite xyz bei Blende abc entspricht Brenntweite zyx bei Blende cba". Mag was dran sein, physikalisch sicherlich "Hardfacts", ich selber mache eher die Erfahrung, dass eben 2.8 an MF "gefälliger" wirkt, als 2.0 an umgerechneter KB oder 1.4 an APS-C Brennweite, gerade an Kontrastkanten. Das ist ein Vorteil, den ich persönlich wissenschaftlich nicht belegen kann, ihn aber zu sehen glaube.
Lichtausbeute:
Die richtige Diskussion, dass der MP Wahnsinn bei den Handys zu keinen signifikanten Bildverbesserungen mehr führen kann, kann man, in geringerem Maße, auch auf die optischen Systeme rund um APS-C bis MF weiterführen.
Es wird
immer einen limitierenden Faktor geben. Einmal hat das Objektiv die Nase vorn in punkto Auflösung, einmal der Sensor. Egal, Fakt ist, dass ein größerer Sensor mit dem dazugehörigen optischen Vorbau immer Vorteile in der Lichtausbeute haben dürfte.
Rauschen/Dynamik:
Bei ISO100 ist es egal, aber bei höheren ISO haut es mich ein ums andere mal aus den Socken, wie rauscharm die 645z abliefert, da kommt keine K-1 mit und schon gar keine APS-C!
Bei Aufnahmen mit ISO100 ist es für mich immer wieder verblüffend, wie einfach ich in der Nachbearbeitung zu dunkle Schattenbereiche völlig problemlos rauschfrei hochziehen kann. Da ist die K-1 schon richtig gut, die 645z trotzdem fühlbar besser.
Ratio:
Ich persönlich bin, seit ich die dicke habe, mehr und mehr von der 3:2 Ratio weg, mir gefällt 6:4.5 (4:3) richtig gut! Im Hochformat "kappe" ich auch gerne auf 4:5, Vorteil 645z!
Selbst als 1:1 stehen immer noch 38MP an.
Details:
Die letzte Zahl verdeutlicht, dass auch heute MF Kameras für große Drucke immer noch die Nase vorn haben und alles, was man an Innovationen in anderen Formaten entwickelt, wird sich früher oder später auch im MF wiederfinden. So haben die aktuellen 100MP Sensoren von Fuji einen ganz ähnlichen Pixelpitch wie der aktuelle 61MP Sensor der SonyR7iv. Das dürfte kein Zufall sein.
Sehr anschaulich wird das Thema Großdrucke in diesem Video dargestellt:
https://www.youtube.com/watch?v=LUNYdZegtqA"Kleines" digitales MF:
Man kennt es von den analogen KB Optiken an APS-C: Dadurch, dass die Pentax-, Fuji- und Hasselblad X- Systeme einen kleineren Sensor haben als die analogen 645, verwendet man nur den Sweetspot der analogen Objektive.
Die analogen 645 Pentaxobjektive die ich besitze liefern alle bombig ab (das FA 80-160 mit leichten Einschränkungen bei Offenblende)!
Man kann sich sicherlich Gedanken machen, ob das digitale Mittelformat strategisch ins eigene Portfolio passt oder ob man mit halbherziger Umsetzung mehr Geld verbrennt als gewinnt.
Leider scheint Pentax mit seinem MF nicht den erhofften Erfolg gehabt zu haben, sonst hätte man sich nicht auf das Wagnis KB eingelassen, als dieser Markt schon übersättigt war.
Wenn ich an die vielen tollen, pfiffigen Innovationen denke, die Pentax sich immer wieder einfallen lässt, fällt mir als zweites gleich ein Zitat von Henry Ford ein, das für mich maßgebend für den marktbezogenen Misserfolg vieler Pentax Meilensteine ist, gerade auch weil es bei unserem Hobby oder der Profession Fotografie auch immer um Emotionen, nicht nur um physikalische Eckdaten geht:
"Wer nicht wirbt, stirbt!"
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