Mo 6. Apr 2015, 20:42
Ein paar Gedanken zum Umgang mit Speicherkarten...
Der Anlass:Am Ostersamstag steckte ich meine ziemlich gefüllte 32 GB Karte in einen USB-Stick mit Kartenleser. Nach dem Kopieren meldete ich die Karte ab, zurück in die Kamera - und Bumm: Speicherkartenfehler.
OK, das kennen wir, Karte raus, wieder rein - Speicherkartenfehler.
OK, zurück in den Computer: Karte nicht lesbar, formatieren?
WAAAASSSS????
OK, Karten in meinen Dell Schlepptop mit eingebautem Leser: Karte nicht lesbar, formatieren?
Langsam setzt sich die Erkenntnis durch, jetzt ist es Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, wann ich die Karte zuletzt auf meinen Computer gedumpt habe. Uff, mehr als 15 Tage ist es nicht her und seither sind maximal 12 eher nicht unwiederbringliche Aufnahmen entstanden.
Grundregel:1. Nach jedem größeren Einsatz unbedingt die Bilder auf ein anderes Medium kopieren.
2. Zeitnah ein Backup von dem Medium anfertigen, auf das man die Karte kopiert hat.
3. Erst dann, wenn mindestens 2 Kopieren existieren, Karte wieder löschen
Kartenleser oder USB-Kabel?Gute Frage. Entgegen der verbreiteten Volksmeinung (und entgegen den diversen Defektberichten bei der verschiedensten Herstellern) sind SD-Kartenslots für mehr als 10000 Steckvorgänge ausgelegt. Das reicht für eine Weile. Trotzdem ist Fingerspitzengefühl angesagt.
Gegen USB spricht hauptsächlich die praktische Seite. Wenn die Kamera am Kabel hängt und jemand oder etwas über das Kabel stolpert, ist die Katastrophe vorprogrammiert.
Die Größenfrage:Wie schon vorher erwähnt, wichtig ist regelmäßiges Kopieren der neuen Fotos. Große Karten sind bequem (und teuer) und verführen zu "heute habe ich keine Zeit zum Kopieren, morgen..."
Und nicht zuletzt, wenn man schließlich doch ein Datenrettungstool anwenden muss, wird man bei sehr großen Karten viel länger auf die Folter gespannt.
DefekteDie häufigsten Fehler sind wohl Dateisystemfehler, die durch Software- oder Hardwarefehler entstehen können. In vielen Fällen kann mit dem Gespann "testdisk" und "photorec" ein Teil der Bilder wieder rekonstruiert werden. Aber es kommt praktisch immer zu einem gewissen Maß an Datenverlust.
Seltener aber doch treten spontane Totalausfälle auf. Diese sind fatal, weil die Karte bei einem internen Hardwaredefekt von keinem Lesegerät mehr erkannt wird. Hierfür gibt es keine Selbsthilfemöglichkeit.
Minimieren der Risiken[*] Häufig kopieren
[*] Karten von Qualitätsherstellern verwenden (lange Garantie kann sich nur eine Firma leisten, die eine niedrige Ausfallquote hat)
[*] Kontakte nicht mit den Fingern angreifen
[*] Karten nicht offen herumliegen lassen und von elektrostatischen Risiken fernhalten
[*] Karten mit Gefühl in die Leseslots stecken
[*] Gute (d.h. nicht ganz billige) Lesegeräte verwenden
Seit der Filmära hat sich einiges geändert. Waren früher Fingerabdrücke, Staub und Feuchtigkeit die Hauptfeinde der Nachhaltigkeit von Fotografien, so sind es heute Fehlbedienung, Elektronikdefekte und Softwarefehler. Meine Grundregeln können keine Verluste verhindern, aber wenigstens das Risiko etwas minimieren.
Die Überraschung zum Schluss:Aus technischer Neugier habe ich mit der Karte ein Desaster-Recovery durchgespielt. Mit Testdisk ließ sich die Partition wieder so weit reparieren, dass alle meine Computer die Karte wieder erkannten. Leider war die Verzeichnisstruktur zerschossen, sodass Windows kein einziges Bild finden konnte. Mit photorec habe ich dann einige 100 Bilder wiederherstellen können, darunter auch solche, die vor langer Zeit bewusst gelöscht worden waren. Leider fehlten auch viele neuere Bilder und etwa 50 Bilder wurden fehlerhaft rekonstruiert.
Da ich aber Backups hatte, legte ich die Karte zum Neuformatieren in die Kamera. Und siehe da, die K-5 hatte keine Probleme, so gut wie alle Bilder der Karte anzuzeigen. Also Kamera mit USB (PTP-Modus!) an den Computer angesteckt und 98% aller Bilder waren da!
Ein mulmiges Gefühl bleibt, denn ich hatte eigentlich alle meine Regeln befolgt...
Zuletzt geändert von UMC am Mo 6. Apr 2015, 21:46, insgesamt 1-mal geändert.