Betreff: viewtopic.php?nxu=40456504nx51499&f=19&t=26484Bei oben stehendem Thread sind einige Bemerkungen bezüglich des S/W-Looks zwischen digitaler und analoger Entwicklung gefallen, über die ich einfach mal meine ganz persönliche Sicht der Dinge verlautbaren lassen wollte:
Bei aller verklärter Liebe zur analogen Fotografie, aber damals war man oftmals gezwungen, hochempfindliche Filme mit teilweise extremen Korn zu nehmen, da sonst einfach nix ging, weil das Bild verwackelt war oder das Motiv sich zu sehr bewegt hatte. Heute kommt es mir manchmal so vor, als wenn das als besondere Qualität, als tolle Eigenschaft verkauft werden würde.
Ganz ehrlich, mich hat schon damals grobes Korn echt gestört, ebenso wie heutzutage der Versuch, diesen Nachteil / Look auf Digital zu übertragen.
Nicht ohne Grund haben die Hersteller neu entwickelte Filme mit immer feinerem Korn vorgestellt. Würde von Euch vielleicht jemand auf die Idee kommen, in ferner Zukunft Bildrauschen und Artefakte als besonderen Look anzuerkennen???
Wenn ich daran erinnern dürfte: analoge niedrigempfindliche Mittelformat- oder Großformat-S/W Aufnahmen zeigen bei korrekter Belichtung/Entwicklung so gut wie kein Korn, auch bei deutlichen Vergrößerungen nicht, vor allem bei Landschaftsaufnahmen oder Portraits, die im Studio bei ausreichend Licht geschossen wurden. Ansel Adams hat riesige (!)
Planfilme verwendet und mit seinen Naturfotografien begeistert und Geschichte geschrieben. Wer mir aus heutiger Sicht erzählen möchte, dass Adams Bilder ihm zu sauber, zu steril vorkam, der lügt sich meiner Meinung nach was in die eigene Tasche, oder war seiner Zeit wohl weit vorraus...
Mag sein, dass es sich für die meisten, die früher mal im eigenen Fotolabor entwickelt haben, mit Analoger Fotografie so verhielt, dass die damit einhergehenden Einschränkungen als unvermeidlich galten, weil sie über Kleinbild hinaus so gut wie keine Erfahrungen machen konnten, bzw. auch die Standarts eines Profilabors kaum einhalten.
Mittlerweile gibt es ja jede Menge an digitalen Filtern, die diese "Waschküchen-Vergrößerungen" ziemlich treffend wiedergeben, andererseits versuche ich mir vorzustellen, man wolle versuchen, aus einem missraten belichteten und entwickelten Film eine sauber belichtete Digitalaufnahme zu generieren...
Klingt irgendwie bescheuert oder?
Das gleiche gilt für mich im Übrigen für die (oftmals übertriebene) Nachahmung einer Vignettierung, die angeblich damals (also zu meiner Analogzeit zwischen 1977 und 1997) als der Stand der Dinge angesehen wurde. Ich kann mich durchaus erinnern, dass meine Kameraden im Fotoclub äußerst bemüht waren, diese so gering wie möglich zu halten. So wie dieser Effekt heute teilweise angewandt wird, hätte man zu jener Zeit eher mitleidiges Bedauern über den Fehler und Tips, wie man das hätte vermeiden können, geerntet.
Mag sein, dass ich das zu eng sehe, jedenfalls habe ich die Zeit so erlebt. Meine analogen Kameras liegen leider nur noch im Schrank. Trennen mag ich mich seltsamerweise aber auch nicht von denen, nur meine Laborsachen habe ich schon vor Jahren verschenkt. Was sie mal wert waren, ist ein Kapitel für sich, aber nochmal zurück ?
Mein Persönlich Fazit: S/W ist keine Frage der Technik, sie ist eine ganz individuelle Möglichkeit der Gestaltung, der Sicht auf das Wesentliche, das Zusammenwirken von Licht und Schatten. Wenn es gelingt, einen S/W-Abzug zu erstellen, der das alles Transportiert, damit auch meinen persönlichen Qualitätsanforderungen entspricht, dann hat für mich die Frage nach der Aufnahmetechnik nur noch organisatorische Gründe.
Also, bitte nicht persönlich nehmen, aber das musste mal raus!
Grüße,
Matthias