Mo 22. Apr 2024, 10:30
Zum Thema gab es im englischsprachigen Forum ein interessantes Experiment, einen Thread mit der Aufforderung
ein Bild, das man als Kunst ansehen könnte, zu zeigen. Ich habe mich
beteiligt und DeepL meine Gedanken dazu in's Deutsche zu übersetzen lassen. Hier befreit von den Referenzen auf die anderen Teilnehmer an der Diskussion, setzen sie den Schwerpunkt weiter vorn als Bernd - dessen Erklärungen ich sehr treffend für die Umsetzung und Rezeption finde:
Für mich ist Kunst der Luxus, den sich unsere Spezies leistet, Dinge zu erschaffen, die für unser Überleben und unsere Fortpflanzung nicht notwendig sind, seien sie nun materiell oder immateriell, allein wegen der Emotionen, die diese Schöpfungen in erster Linie bei dem Künstler, aber vielleicht auch bei anderen hervorrufen. In Anbetracht dessen geht es bei der Kunst mindestens ebenso sehr um den Prozess ihrer Entstehung und die Absicht des Künstlers wie um das Ergebnis.
Es gibt oder gab zumindest die Erwartung, dass Kunst einen hochgradig fähigen Künstler in der jeweiligen Technik für die Erschaffung und/oder Aufführung erfordert, was zum Zögern, eigene Beispiele zu zeigen, beitragen mag. Ich teile diese Ansicht bis zu einem gewissen Grad, aber es gibt keine harte Linie und auch ein unerfahrener Dilettant kann Kunst im Sinne ihrer emotionalen Qualitäten schaffen.
Das originalgetreue Fotografieren von Szenen mag eher ein Handwerk als Kunst sein, aber die Wahl eines bestimmten Moments, einer bestimmten Perspektive, eines bestimmten Blickwinkels, der Schärfeebene, der Tiefenschärfe oder der Darstellung der aufgenommenen Daten in Form von Tonabstufungen und Farben mit der Absicht, eine Emotionen auszudrücken oder hervorzurufen, ist mit Sicherheit ein künstlerischer Prozess.
Viele Fotografen fangen nicht nur Szenen ein, die sich ihnen bieten, sondern erschaffen sie. Das Hinzufügen oder Entfernen einer Lichtquelle, das Malen mit Licht, das Bekleiden und/oder in Pose bringen von Menschen oder Tieren, das Arrangieren von Dingen, alles mit einem Ziel und emotionaler Beteiligung, sind eher ein Indiz für Kunst als für eine unprätentiöse Abbildung. Es gibt natürlich auch keine scharfe Grenze zwischen einer Fotografie als Bühne oder Werkzeug und integralen Bestandteil eines Kunstwerks und einer Fotografie, die lediglich eine für sich künstlerische Kreation dokumentiert.
Aus diesem Erklärungsversuch ergibt sich eine interessante weitere Frage: Ist eine Auftragsarbeit wie Werbung, die ja darauf abzielt, Emotionen zu erzeugen, demnach Kunst?