Amsterdam gefällt auch mir, die Bilder jedoch ganz überwiegend nicht. Warum das? Es sind die Ränder und das, was dort fehlt bzw. ungewollt zu sehen ist. Mit etwas mehr Sorgfalt beim Fotografieren und vor allem in der Nachbearbeitung lässt sich der Bildeindruck deutlich verbessern. Nachbearbeitet sind die Fotos ja, da sie sehr scharf wirken – noch nicht überscharf, aber knapp davor für meinen Einruck. Es ist sicher nicht einfach vom schwankenden Grachtenboot aus den richtigen Moment zum Auslösen zu treffen und die alten Häuser stehen auch nicht alle gerade, doch die meisten Bilder sind so schief, dass Amsterdam kurz vorm Auslaufen ist ;-) Sieh dir das mal im Einzelnen an:
#1 Die Kirchturmspitze ist soeben nicht drauf, dafür ist vorn rechts unten ein Pfahl, der ziemlich stört. Die stürzenden Linken zeigen, dass du die Kamera sogar nach unten geneigt hast. Höher und waagerecht (also ganz leicht nach links geneigt) gehalten, wäre der Pfahl weg, die Kirchturmspitze drauf und die Hauswände gerade.
#2 Die obere Pflanzenspitze ist genau wie der Kirchturm im Bild #1 ganz knapp beinahe drin und der weiße, schiefe Fensterrahmen links stört. Wenn er gerade wäre, fiele es nicht so auf.
#6 Das Boot passt links so gerade noch aufs Bild. Rechts sind unattraktive Fahrradhälften zu sehen. Etwas nach links geschwenkt wäre der Bildausschnitt passender.
#8 Ich hätte es bleiben gelassen oder die Pralinen "extrahiert", also evtl. näher ran, schräg mit Polfilter oder mehr Brennweite, auf jeden Fall ohne Selfie und Onkel in orangener Steppjacke.
#9 Das hätte ein so schönes, cleanes Foto werden können ohne Störendes im Vordergrund, aber leider ist auch das schief gehalten und der "MUSEUMFOTO"-Schriftzug klemmt am oberen Rand.
#11 Das Schlimmste von allen. Wieder ein Beinahe-Turm mit halbem Hahn auf der Spitze und dann der schräge Fensterrahmen deines Bootes, der vom anderen Boot vor dem Turm nur 2/3 übrig lässt.
#12 Hier läuft das Wasser nach rechts raus, die "Skyline" ist dementsprechend schief gehalten. In der Nachbearbeitung lässt sich das gut korrigieren und evtl. mit einem flachen Panorama-Beschnitt (z.B. 16:9) mit weniger Wasser verbessern.
#13 Auch wieder schief mit Schiff-Rest in der unteren linken Ecke und geköpften Giebeln. Ich hätte die Kamera einfach höher gehalten und hinterher evtl. die stürzenden Linien korrigiert.
#14 Das Bild gefällt mir – eigentlich, denn auch dort ist wieder was vorn in der Ecke: Ein Stückchen Mauer links unten, das tut dem Auge richtig weh.
#15 Auch hier ist links unten ein ganz schmaler dunkler Streifen "Material" im Bild. Der wäre sogar weg gewesen, wenn man die Häuserzeile links "aufgerichtet" hätte. Manchmal verschwindet sowas bereits über die Objektivkorrektur.
#17 Soll der hängende Pflanzenpott im Vordergrund eine Rolle im Bild spielen? Ja? Dann zeig ihn ganz. Nein? Dann zeig ihn gar nicht, aber nicht so zu 85%.
Ich kann nicht ganz einschätzen, ob du uns die Bilder nur mal zeigen wolltest oder auch auf Bildkritik aus bist. Doch ich konnte nicht anders, denn so hart das jetzt klingt: Für mich sehen die meisten Bilder "flüchtig" aus. Manchmal wird man ja auch getrieben z.B. von seiner Begleitung oder Reisegruppe und kann nur schnell etwas Stimmung einfangen. Die Umstände kenne ich natürlich nicht. Mein abschließender Tipp ist aber auf jeden Fall. Achte gut auf die Geometrie. Die ist zwar nur
eine Baustelle neben Motivauswahl, Format, Belichtung, Schärfeverlauf, Schwarz-Weiß oder Farbe und anderen Parametern; aber es ist ein Aufwand, der sich auszahlt – sowohl vor Ort als auch in der Nachbearbeitung. Zumal es pro Bild nur Sekunden sind ...