Hallo Peter,
ich kenne die Problematik, die Du da in Deinen beiden Posts skizzierst, aus eigener Erfahrung: Irgenwie erwischt einen der Fotografie-Virus, man kauft sich ein anerkannt gutes Kameraequipment, man geht raus damit und findet ein Motiv, das in natura mit geradezu impressionistischer Anmut daherkommt, man macht natürlich Bilder, dann geht man nach Hause, schaut sich die Bilder an und ... Kiefer tiefer. Und dabei fotografieren andere einen Abfallkorb ... und das Bild sieht richtig gut aus.
Ich kann Dir sagen, was ich in dieser Situation getan habe. Ich habe mir damals das, soweit ich weiß, weltweit am meisten verkaufte Fotografiebuch (Scott Kelby, Fotografie Rezepte 1, ca. 20 €) zugelegt. Der Autor hat einen eigenen Humor, den mag man oder auch nicht, aber seine nahezu ausschließlich auf die fotografische Praxis bezogenen Ratschläge treffen zu 99,9 % den Kern (optimierungswürdig ist m. A, n. lediglich die Meinung, dass man für die Makro-Fotografie unbedingt ein Stativ braucht, aber das nur am Rande).
Mit diesem Grundlagenwissen bin ich dann wieder rausgegangen, und schwupp, schon sind meine Bilder ein wenig besser geworden, zwar nicht gut, aber immerhin immer vorzeigbarer. Nach zwei Jahren autodidaktischer Lehrzeit, und da hat mich auch der eine oder andere Tip aus diesem Forum hier weitergebracht, und ca. 50 000 Bilder später habe ich dann meine ersten Bilder hier veröffentlicht. Der allerwichtigste Punkt ist m. Erfahrung nach die Übung, denn der berühmte fotografische Blick - und damit die entsprechenden Bilder - resultiert nicht aus der grauen Theorie sondern aus seiner permanenten Schulung in der Praxis; alles über einen bestimmte Sportart zu wissen, heißt halt eben nicht, sie auch zu beherrschen.
Also nicht aufgeben, fotografieren was das Zeug hält, in der EBV herumspielen, Bilder anschauen und in Jahren statt in Wochen zu denken, wird jeden, in dem das fotografische Feuer glüht, weiterbringen, das geht gar nicht anders. Und schlussendlich, worum geht es denn eigentlich? Ich bin mir für mich sicher, dass meine Bilder nicht die Zeiten überdauern werden, aber ich habe halt einfach soviel Freude an der Tätigkeit als solcher, mit einer Kamera rumlaufen, Motive suchen, sie nach meinen Standards bestmöglich abzulichten, die Ergebnisse anzusehen und per EBV das bestmögliche aus ihnen herauszuholen, das ist der Prozess, der mich persönlich anturnt. Wenn dann der eine oder andere Kollege sagt, "wow, schönes Bild" dann macht das natürlich auch Freude, aber ein paar Tage später ist das alles schon wieder vergessen, weil es zwischenzeitlich schon wieder unendlich viele neue Bilder gibt. Aber das "Jagdfieber" ist für mich stets eine neue Quelle der Freude.
_________________ Beste Grüße aus'm Woid,
Erich
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